von links: Hartmut Koschyk MdB, Katrin Lang (Kreisbäuerin), Matthias Roder (2. Vorsitzender des Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz e. V.), Christian Schmidt MdB (Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft) und Nina Hofmann (Dolfhelferinnenstation Creußen/Pegnitz).
Alles, was mit Nahrungsmitteln und Ernährung zu tun hat, sollen Kinder künftig schon von klein auf in Kindergarten und Schule lernen. „Ernährungsbildung und Ernährungserziehung werde ich in Zukunft noch stärke in den Mittelpunkt stellen“, kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt am Samstag beim Fastenessen des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk in Bayreuth eine entsprechende Initiative an.
Slow Food, statt Fast Food.
Es könne nicht sein, dass im Schnitt 82 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr im Müll landen. Das ist einfach nicht akzeptabel, sagte Schmidt und gab die Parole aus: „Slow Food, statt Fast Food.“ Der Minister sprach auch von einer konservativen, christlichen Einstellung, wenn jungen Leuten die Wertigkeit von Lebensmitteln beigebracht werden soll. Lebensmittel wertschätzen, darüber sollten wir uns Gedanken machen, so Schmidt. Die Fastenzeit sei eine prima Gelegenheit dazu, denn sie bringe viele Menschen dazu, bewusster zu leben und zu handeln und über seine eigene Beziehung zur Nahrung nachzudenken.
Der Minister sprach von einer Gesellschaft der Extreme, wenn einerseits Kochshows Hochkonjunktur hätten und Köche zu echten Stars werden, aber andererseits viele Kindern nicht mehr wissen, wie Sellerie aussieht, wie eine Zwiebel geschnitten oder wie Brot gebacken wird. Vor dem Hintergrund von 170.000 verschiedenen Produkten im deutschen Lebensmitteleinzelhandel reagiere der Verbraucher auf diesen Überfluss damit, indem er Nahrungsmittel problematisiert und freiwillig verzichtet, auf Fleisch etwa oder auf diese und jene Zusatzstoffe. Je mehr ein Produkt heute frei ist von den verschiedensten Stoffen, umso qualitätsvoller werde es eingestuft. Beispielsweise halte der Absatz von laktosefreien Produkten längst nicht mehr mit den medizinisch erwiesenen Unverträglichkeiten mit. Soll heißen: „Je mehr man hat, desto problematischer wird es.“
Je mehr man hat, desto problematischer wird es.
Das Bayreuther Fastenessen wurde 2009 von Bayreuther Bundestagsabgeordneten und jetzigem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk ins Leben gerufen. Er bezeichnete die Passionszeit als Zeit der inneren Einkehr und die Zeit des Verzichts. Weniger könne oft mehr sein, sagte Koschyk. Auf das, worauf man eine Zeit lang freiwillig verzichtet, auf das freue man sich später umso mehr Ziel der Veranstaltung sei es aber auch, dass Christen über Konfessionsgrenzen zusammenkommen, einen Glaubensimpuls erfahren und gleichzeitig etwa Gutes tun.
Das Tischgebet sprach Domkapitular Dr. Josef Zerndl (Regionaldekan).
Etwas Gutes bedeutete diesmal, dass alle Teilnehmer zusammen 1700 Euro für eine Fastenspeise spendeten. Sie bestand diesmal aus einer fränkischen Kartoffelsuppe, die von Christa Ziegler und Doris Roßner vom Bayreuther Bäuerinnen Partyservice traditionell zubereitet wurde. Der Erlös ging an die Dorfhelferinnenstation Creußen/Pegnitz. Sie springt bei Familien im ländlichen Raum und bei landwirtschaftlichen Betrieben ein, die durch Krankheit, Unfall oder Tod in Not geraten sind. Die Einsatzleitung ist seit vielen Jahren dem Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth/Pegnitz übertragen, dessen zweiter Vorsitzender Matthias Roder den Spendenscheck zusammen mit der Dorfhelferin Nina Hofmann aus Neuhof bei Creußen entgegennahm. Die Finanzierung der Station erfolge über die Abrechnung des Einsatzes mit der zuständigen Krankenkasse, wobei sich allerdings keine 100-prozentige Abdeckung der Kosten ergibt. Daher seien die Stationen immer auch auf Unterstützung in Form von Spenden angewiesen.
Möglich wurde das Fastenessen durch das Engagement der folgenden Unternehmen: der Buchauer Holzofenbäckerei, der Brauerei Gebrüder Maisel, dem Reha Team, der Textilreinigung Wild und dem Bumengroßhandel Hübner in Heinersreuth. Sie alle hatten die Kosten der Veranstaltung durch geld- und Sachspenden übernommen und damit ermöglicht, dass der Reinerlös der Dorfhelferinnenstation in vollem Umfang überwiesen werden kann. Umrahmt wurde das Fastenessen von Auftritten des St. Thomas-Chors aus Trockau unter der Leitung von Ottmar Schmitt. Die 45-köpfige Formation hatte erst im vergangenen Jahr den Kulturpreis des Bayreuther Landkreises erhalten.
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