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Gemeinsamen Ostergebet von Christen aus Nord- und Südkorea und Bau der „Fatima Friedenskirche“ an der innerkoreanischen Grenze kommt große symbolische Bedeutung zu!
2. April 2015
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Seit November 2013 wird an der innerkoreanischen Grenze bei Imjingak die „Fatima Friedenskirche“ gebaut

Ostern ist ein Fest der Hoffnung für alle Menschen weltweit und nicht nur für uns Christen. Ostern weckt in vielen Menschen die Sehnsucht, dass es Frieden gibt, im Nahen und Mittleren Osten, in der Ukraine, in Afrika und auch in Nordostasien, auf der koreanischen Halbinsel.

Zum Osterfest vor 25 Jahren wurden die Hoffnungen der Menschen in der damaligen DDR auf einen friedlichen Umbruch, auf Recht und Freiheit, erfüllt. Nur vier Wochen zuvor fanden am 18. März 1990 die ersten freien und demokratischen Wahlen zur Volkskammer der DDR statt. Nur knapp sieben Monate später war unser Land in „Einheit, Recht und Freiheit“ nach 40 Jahren wiedervereint.

Wir alle sollten uns in diesen Tagen der Besinnung auch bewusst machen, dass auf der koreanischen Halbinsel die Hoffnung auf Frieden und Einheit noch nicht erfüllt wurde. Deutschland verband 40 Jahre mit Korea das Schicksal der Teilung. Im Gegensatz zu den Menschen in Korea können wir in diesem Jahr voller Freude bereits auf den 25. Jahrestag der deutschen Einheit blicken. Gerade vor dem Hintergrund des Falls der Berliner Mauer vor über 25 Jahren und in Erinnerung des 70. Jahrestages der Teilung der koreanischen Halbinsel in diesem Jahr, kommt der Osterbotschaft unseres Heilands in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung zu.

Als Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe und Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums freut es mich sehr, dass seit 1996 jedes Jahr zum Osterfest ein gemeinsames Gebet vom Koreanischen Christenbund (KFC/Nordkorea) und dem Nationalen Kirchenrat von Korea (NCCK/Südkorea) erarbeitet und weltweit verbreitet wird. Wechselseitige Anteilnahme und Fürbitte sind wichtige Grundlagen für die Beziehungen zwischen Christen und Kirchen weltweit. Es ist ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in Nord- und Südkorea, wenn wir das angefügte Gebet oder zumindest Teile dieses Gebetes in den Ostergottesdiensten verwenden:

Gemeinsames Ostergebet 2015 von Nord- und Südkorea:

Herr, unser Gott,

70 Jahre sind vergangen, seit die Freude über die Unabhängigkeit sich in den Schmerz der Teilung verwandelt hat. Wenn wir uns an diesem Morgen an die Freude der Auferstehung erinnern, erklingt in unseren Herzen eine Stimme, die zur Vergebung und Versöhnung ruft.

Nach 70 Jahren wütet noch immer eine Kultur der Teilung unter uns. Angesichts der Macht des Todes, die uns in der Rüstungsindustrie begegnet, bereuen wir unseren schwachen Glauben, der dazu führt, dass unseren Worten keine Taten folgen.
Dass wir einander nicht vergeben und sogar vor der Begegnung miteinander oft Angst haben, ist Ausdruck unseres Unglaubens. Wir bekennen, dass wir einander weder lieben noch vertrauen.

Hilf uns Herr, Jesus zu folgen, der der Menge, die seine Kreuzigung gefordert hat, vergeben und den Weg zur Erlösung der Menschheit aufgezeigt hat. Nach 70 Jahren der Trennung beten wir, dass das Feuer der Vergebung und Versöhnung in unserem ganzes Volk zu brennen beginnt. Herr, führe uns auf unserem Weg.

Bevor wir andere verurteilen, hilf uns über uns selbst klar zu werden, weil wir angefüllt sind mit Hass, Ärger und Gewalt. Stärke uns den inneren Mut, über das Vergangene nachzudenken, erkenne unsere verborgenen Wahrheiten und verbinde uns wieder mit denen, die einen ungerechten Tod erlitten haben.

Gib uns, die wir schwach sind, Deinen Heiligen Geist. Hilf uns unser Streben nach Vergebung, Versöhnung und Vereinigung nicht aufzugeben. Im Angesicht des Todes hast Du uns große Hoffnung geschenkt durch die Auferstehung. Bring das neue Leben der Auferstehung in dieses geteilte Land.

Wie Jakob den Jabok überquerte und Esau umarmte und tanzte, so lass auch uns mit Vergebung im Herzen den Fluss des Hasses und der Feindschaft überqueren, um Nord und Süd zu vereinen und die Tränen der Teilung abzuwaschen. Schenke unseren Söhnen und Töchtern ein lebendiges und wiedervereinigtes Vaterland.

Wir glauben, dass dieser Weg unser Volk retten wird und der Menschheit Hoffnung spenden wird. Wir beten inständig im Namen unseres Herrn Jesus Christus, der niemals aufhört, uns zur Erfahrung der Auferstehung einzuladen.
Amen

Koreanischer Christenbund (KCF), Nationaler Kirchenrat von Korea (NCCK)
Übertragung aus dem Englischen und Koreanischen: Hartmut Albruschat und Lutz Drescher für Evangelische Mission in Solidarität (ems)

Christen aus Nord- und Südkorea finden sich mit der Teilung der koreanischen Halbinsel nicht ab. Sie wissen, dass weder Drohgebärden noch Gewalt die Situation verändern können, sondern nur Gebet und Versöhnungsbereitschaft. Davon zeugt auch der Bau der „Fatima Friedenskirche“ an der innerkoreanischen Grenze bei Imjingak. Als Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages habe ich zum vergangenen Weihnachtsfest öffentlich dazu aufgerufen, den Bau der „Fatima Friedenskirche“ mit einer Spende zu unterstützen.

Auf Initiative von Pater Anton Trauner (World Apostolate of Fatima), der bereits mit 36 Jahren im Jahr 1958 als einer der ersten katholischen deutschen Missionare nach Korea reiste, um der notleidenden Bevölkerung nach dem Koreakrieg zu helfen, wird seit November 2013 an der innerkoreanischen Grenze bei Imjingak die „Fatima Friedenskirche“ gebaut. Die „Fatima Friedenskirche“ soll ein Ort des Gebetes für Annäherung, Versöhnung und Einheit auf der koreanischen Halbinsel werden und wir sollten uns in diesem Zusammenhang daran erinnern welche Kraft, Mut und Stärke doch von den Gebeten der Menschen in der Leipziger Nikolaikirche stets vor Beginn der Montagsdemonstrationen im Jahr 1989 ausging, die den Grundstein für die wiedererlangte Einheit unseres Landes legten!

Als Begründer der sogenannten „Blue Army“ des Fatima-Weltapostolates in Korea betet Pater Trauner seit Jahrzehnten von Busan aus – an die Kraft des Gebetes glaubend – um eine mögliche koreanische Annäherung. Ein Beispiel hierfür ist die von Pater Anton Trauner organisierte Versammlung von über 10 000 Menschen im Imjingak Pavillon in Paju im Jahr 1974, auf der die Menschen öffentlich für die Menschen in Nordkorea beteten. Diese Veranstaltung wird noch heute jährlich durchgeführt. Die Menschen in Südkorea spüren, dass eine friedliche Vereinigung der koreanischen Halbinsel Pater Anton Trauner ein Herzensanliegen ist und zurecht wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Busan ernannt. Im vergangenen Jahr wurde Pater Trauner vom deutschen Botschafter in der Republik Korea, Rolf Mafael, mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, das ihm von Bundespräsident Joachim Gauck verliehen wurde.

Dem Bau der „Fatima Friedenskirche“ an der innerkoreanischen Grenze bei Imjingak sowie dem gemeinsames Ostergebet vom Koreanischen Christenbund (KFC/Nordkorea) und dem Nationalen Kirchenrat von Korea (NCCK/Südkorea) kommt eine große symbolische Bedeutung zu. Sie sind ein Zeichen der Hoffnung auf der koreanischen Halbinsel, dass so wie vor über 25 Jahren die Berliner Mauer und der Eiserne Vorhang in Europa gefallen ist, auch der Stacheldraht an der innerkoreanischen Grenze fallen wird. Es ist die besondere Botschaft von Ostern, die wie ein Funke auch auf Menschen anderer Religionen und Nichtgläubige überspringt. Ostern ist eine Quelle nie vergehender Hoffnung. Wer Hoffnung hat, packt an und verändert die Welt und der vollbringt auch in Korea ein solch großartiges Geschenk, wie wir es mit der staatlichen Einheit unseres Landes vor 25 Jahren erleben durften!

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