Vor dem Kulturhaus des Heimatvereins „Seelter Buund“: Stefan Dannebaum, Heinz-Hermann Evers, Hubert Frye, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, Johanna Evers, Karl-Peter Schramm, Eugen Maier
Im Rahmen seiner Niedersachsenreise hat der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, die saterfriesische Minderheit besucht. Nach der Begrüßung durch den Saterländer Bürgermeister Hubert Frye und dem Vertreter der Saterfriesen im Minderheitenrat, Karl-Peter Schramm, war der erste Programmpunkt die Grundschule „Litje Skoule Skäddel“, in der in jeweils einer Klasse ein zweisprachiger Unterricht (deutsch-saterfriesisch) angeboten wird. Hierbei wird nicht nur die saterfriesische Sprache selbst vermittelt, sondern auch andere Fächer wie Mathematik oder Musik werden bewusst zweisprachig unterrichtet. Die meisten Schüler dieser Klassen haben bereits im örtlichen Kindergarten Bekanntschaft mit der ursprünglichen Sprache ihrer Heimat machen können.
Besuch in der Grundschule „Litje Skoule Skäddel“
Die Grundschule „Litje Skoule Skäddel“ nimmt am Modellprojekt „Ostfriesland und das Saterland als Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit“ des Landes Niedersachsen seit dem Projektstart im Jahr 2011 teil. Dieses dient der Erprobung der Mehrsprachigkeit mit Saterfriesisch oder Plattdeutsch in verschiedenen Fächern, des sogenannten Immersionsunterrichts. Insgesamt nehmen an diesem Modellprojekt, dessen erste Ergebnisse sehr vielversprechend sind, in Niedersachsen zwei Grundschulen mit Saterfriesisch und vier Grundschulen mit Niederdeutsch teil. Saterfriesisch und Niederdeutsch sind durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen geschützt, die die unterzeichnenden Mitglieder zu einer besonderen Förderung verpflichten.
Mit dem eigens geschaffenen Maskottchen des „Saterfuchses“ wird für die alte Sprache geworben
Im Mathematikunterricht der Klasse 3b konnte sich Bundesbeauftragter Koschyk nicht nur von den Sprachfertigkeiten der Grundschüler überzeugen, sondern auch von der modernen Methodik gerade im bilingual angelegten Unterricht. Bei der Einübung der Regel „Punkt vor Strich“ verbesserten die Jungen und Mädchen ganz nebenbei ihre Ausdrucksfähigkeit im Saterfriesischen.
Im Anschluss empfing der Heimatverein Seelter Bund, der auch die Vertretung der Saterfriesen nach außen wahrnimmt, Minderheitenbeauftragten Koschyk in seinem Kulturhaus. In dem ehemaligen Bahnhof sind neben den Vereinsräumen auch ein Archiv sowie ein kleiner Radiosender untergebracht, der Programmanteile in der saterfriesischen Sprache sendet.
Ortseingang der Gemeinde Saterland
Bundesbeauftragter Koschyk zeigte sich vom Erfolg der ganz überwiegend ehrenamtlich geleisteten Sprach- und Kulturarbeit in Saterland stark beeindruckt. Das Saterfriesische, das einigen schon zum Aussterben verdammt schien, habe heute wieder eine Zukunft. Dieses sei umso beachtlicher, als dass auch die Gemeinde Saterland nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Heimatvertriebene aufgenommen hat, die niemals mit dem Saterfriesischen in Kontakt standen. Vierzig Jahre später gelang die Integration von rund 1.500 Spätaussiedlern. Die Vertreter der Saterfriesen waren sich mit Bundesbeauftragtem Koschyk einig darüber, dass ein bereits im früheren Kindesalter geschaffener Zugang zur Mehrsprachigkeit eine hervorragende Grundlage für Weltoffenheit und Toleranz bilde. Durch Rückgriff auf die traditionelle Sprache der Heimat erwürben Kinder und Jugendliche für das Leben im zusammenwachsendem Europa und in der globalisierten Welt wichtige Schlüsselqualifikationen.
Informationen über den „Seelter Buund“ auf der Homepage des Minderheitenrates finden Sie hier
Informationen über die Grundschule „Litje Skoule Skäddel“ finden Sie hier
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