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Bundesbeauftragter Koschyk im Dialog mit Kirchenvertretern in Transkarpatien
16. September 2016
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Pfarrer Josef Trunk, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, Bischof Antal Majnek, Bischof der Römisch-Katholischen Diözese Munkatsch/Mukatschewo und der Vorsitzende des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wolodymyr Leysle

Im Anschluss an das Symposium „Integration von religiösen und ethnischen Minderheiten im Osten Europas“, das von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit dem Rat der Deutschen in der Ukraine durchgeführt wurde, führte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, Gespräche mit Vertretern der Reformierten Kirche, der Römisch-Katholischen Kirche und der Ruthenischen Griechisch-Katholischen Kirche. Alle drei Kirchen waren zu Zeiten der Sowjetunion starken Repressalien ausgesetzt, konnten sich erst nach der Unabhängigkeit der Ukraine neu formieren und haben große Probleme im Hinblick auf die Rückgabe von Kirchen und kirchlichen Grundvermögen zu bewältigen.

Die Ukraine ist heute von Vielfalt und Toleranz der Religionsgemeinschaften und Kirchen geprägt. Im „Allukrainischen Kirchenrat“ sind 18 Konfessionen vertreten, die seit Jahren nicht nur den Dialog untereinander fördern, sondern auch nach außen ethische Handlungsempfehlungen für die Politik abgeben. Im Rahmen eines Studien- und Dialogprogramms besuchte im vergangenen Jahr auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Delegation von hochrangigen Vertretern der Religionsgemeinschaften aus der Ukraine Berlin, um die Position des Kirchenrats als einer der wichtigsten zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Ukraine zu stärken und mit ihren Vertretern darüber in einen Austausch zu treten, welchen Beitrag die Kirchen und Religionsgemeinschaften zur Lösung der Konflikte in der Gesellschaft leisten können.

Die Reformierte Kirche, die Römisch-Katholische Kirche und die Ruthenisch Griechisch-Katholische Kirche leisten in Transkarpatien eine nachhaltige Sozialarbeit, wie beispielsweise im Bereich der Diakonie, der Caritas, der Altenpflege oder der Pflege von Behinderten. Zudem setzen sich alle drei Kirchen für eine Unterstützung der Roma in Transkarpatien ein.

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Mit dem Bischof der Reformierten Kirche von Transkarpatien Fábián Zán Sándor und dem Vorsitzenden des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wolodymyr Leysle

Am Sitz des Bischofs der Reformierten Kirche Transkarpatiens in Bergsaß / Berehowe traf Koschyk mit dem Bischof der Reformierten Kirche von Transkarpatien Fábián Zán Sándor zusammen. Die Reformierte Kirche in Transkarpatien ging 1923 aus der Reformierten Kirche in Ungarn hervor und war von 1938 bis 1945 wieder ein Teil derselben, nachdem Ungarn die Karpatenukraine annektiert hatte. Nach 1945 bis zum Ende der Sowjetunion war die Kirche staatlichen Repressionen ausgesetzt, die sich in der Flucht oder Deportation vieler Pfarrer und in dem Versuch äußerten, die reformierte Kirche in die baptistische Kirche einzugliedern.

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Mahnmal zum Gedenken an die während der Stalin-Diktatur nach Sibirien deportierten und dort zu Tode gekommenen Pastoren der Reformierten Kirche Transkarpatiens

Die Reformierte Kirche von Transkarpatien arbeitet eng mit der Reformierten Kirche Ungarns, aber auch der EKD und deren Gustav-Adolf-Werk zusammen. In Transkarpatien gibt es 110 reformierte Gemeinden mit 80 Pastoren und 80.000 praktizierenden Gläubigen, die zumeist der ungarischen Minderheit, aber auch der Roma-Minderheit angehören. Die Reformierte Kirche Transkarpatiens unterhält auch weiterführende Schulen, Kindergärten und diakonische Einrichtungen für Senioren, Behinderte und sozial Bedürftige.

Die Katholische Kathedrale in Mukatschewo

Die Katholische Kathedrale in Mukatschewo

In Mukatschewo traf Koschyk den katholischen Bischof Antal Majnek sowie den aus der Diözese Freiburg stammenden Pfarrer Josef Trunk, der seit 20 Jahren als Seelsorger in Transkarpatien wirkt und sich insbesondere für die deutschsprachigen Gläubigen engagiert. So wie die Reformierte Kirche und die Ruthenisch Griechisch-Katholische Kirche, blieb auch die römisch-katholische Kirche in Transkarpatien nach dem 2. Weltkrieg vor dem Sowjetterror nicht verschont und konnte sich erst nach der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 neu formieren. Am 28. März 1992 ernannte der Heilige Stuhl Erzbischof Antonio Franco, den apostolischen Nuntius der Ukraine, zum Ordinarius der Römisch-Katholischen Kirche Transkarpatiens. Er kam noch im selben Jahr am 13. August nach Transkarpatien und in Mukatschewo bestätigte er Pater Csáti in seinem Amt als Generalvikar.

Die Statuen der Heiligen Cyrill und Method in der Innenstadt von Mukatschewo

Die Statuen der Heiligen Cyrill und Method in der Innenstadt von Mukatschewo

Das Territorium der Diözese ist mit dem der Oblast Transkarpatien identisch und wurde 2002 von Papst Johannes Paul II. begründet. Erster Bischof wurde der Franziskaner-Pater Antal Majnek, der bereits in einem Franziskaner-Konvent in Transkarpatien wirkte und den Papst Johannes Paul II. persönlich zum Bischof weihte. In der Diözese leben ca. 60.000 Katholiken, etwa 80 Prozent ungarischer Nationalität, die restlichen Gläubigen sind ukrainischer, slowakischer und deutscher Nationalität. Bischof Majnek bezeichnete die Abwanderung der Deutschen Minderheit aus Transkarpatien als großen Verlust und ist sehr um die Seelsorge der verbliebenen Deutschen bemüht, z.B. durch deutschsprachige Gottesdienste in der Kathedrale von Mukatschewo, aber auch in Dörfern mit deutschsprachiger Bevölkerung. Der Bischof selbst spricht ausgezeichnet Deutsch. Besonders dankbar zeigte sich Bischof Antal Majnek für das Wirken deutscher Priester in seiner Diözese wie beispielsweise den aus der Diözese Freiburg stammenden Pfarrer Josef Trunk.

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Moritz Junginger, Programmassistent bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kiew/Ukraine, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, der Bischof der Eparchie Mukatschewo und Oberhaupt der Ruthenischen Griechisch-Katholischen Kirche, Milan Šašik, die Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kiew/Ukraine, Gabriele Baumann, Iuliia Skok, Projektassistentin bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kiew/Ukraine und Wolodymyr Leysle, Vorsitzender des Rates der Deutschen in der Ukraine

Gemeinsam mit der Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kiew/Ukraine, Gabriele Baumann und dem Vorsitzenden des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wolodymyr Leysle, führte Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB auch ein Gespräch mit dem Bischof der Eparchie Mukatschewo und Oberhaupt der Ruthenischen Griechisch-Katholischen Kirche, Milan Šašik.

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Die Ruthenische Griechisch-Katholische Bischofskathedrale in Uschhorod

Die Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche ist eine der Griechisch-Katholischen Kirchen und ist daher mit der Römisch-Katholischen Kirche uniert und erkennt den Papst als ihr geistliches Oberhaupt an. Ihren Hauptsitz hat sie in Uschhorod in Transkarpatien. Die Sprache der Liturgie ist vornehmlich kirchenslawisch oder eine Landessprache. Die Kirche umfasst etwa 650.000 Gläubige. Durch die starke Emigration des frühen 20. Jahrhunderts entstand eine kräftige Diaspora in den USA. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Gebiet der Ruthenischen Griechisch-Katholischen Kirche Teil der neu gebildeten Tschechoslowakei. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verschlechterte sich die Situation für die Ruthenisch Griechisch-Katholische Kirche dramatisch. Während die Diözese Prešov bei der Tschechoslowakei verblieb, wurde das Gebiet der Eparchie Mukatschewo Teil der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Die Sowjetunion schloss zunächst 1946 das Priesterseminar von Uschhorod , bevor sie 1949 die Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche gänzlich verbot: Ihre Gläubigen wurden der Russischen Orthodoxen Kirche eingegliedert. In der kommunistischen Tschechoslowakei wurde parallel verfahren. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blühten die Gemeinden wieder auf; 1997 gab es in der Eparchie Mukatschewo 264 Gemeinden und 141 Priester. 1995 konnte in Uschhorod ein neues Priesterseminar eingerichtet werden.

Weiterführende Informationen zur Ruthenisch Griechisch-Katholischen Kirche finden Sie hier.

Weiterführende Informationen zur Reformierten Kirche Transkarpatiens finden Sie hier.

Weiterführende Informationen zur Römisch-Katholischen Kirche in Transkarpatien finden Sie hier.

Einen Artikel zum Dialogprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung finden Sie hier.

Informationen zum Besuch von Bundesbeauftragten Koschyk auf der facebook-Seite des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung Ukraine finden Sie hier.

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