Nach einem Besuch in schlesischen Woiwodschaften in der Republik Polen erklärt der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen Hartmut Koschyk MdB:
Die deutsche Volksgruppe in der Republik Polen, die überwiegend in den schlesischen Woiwodschaften, vor allem im Oppelner Land, zu Hause ist, hat die Rahmenbedingungen der polnischen Demokratie, des polnischen Minderheitengesetzes und des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages in den letzten 20 Jahren intensiv genutzt, um ihre muttersprachliche und kulturelle Identität zu wahren, ihre Organisationsstrukturen aufzubauen und zu verfestigen, an der politischen Willensbildung auf kommunaler-, regionaler- und Landesebene durch politische Mandatsträger aktiv mitzuwirken. So erfüllt die deutsche Volksgruppe heute eine wichtige Brückenfunktion zwischen beiden Ländern. In den deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften auf Woiwodschaftsebene, in den Jugend-, Sozial- und Wirtschaftsgruppierungen, aber auch im landesweit tätigen Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen wird eine hervorragende Arbeit geleistet, die auch von staatlicher und gesellschaftlicher Seite in Polen anerkannt wird. Auch bei der Infrastrukturentwicklung ihrer Heimat hat die deutsche Volksgruppe beispielgebend gewirkt, z.B. durch die Stiftung zur Entwicklung Schlesiens, die neben deutschen Haushaltsmitteln inzwischen eine erhebliche Förderung aus dem polnischen Staatshaushalt und von EU-Seite erhält.
Im Bildungs- und Sprachbereich will die deutsche Volksgruppe das bisher erreichte Niveau intensiv weiter entwickeln. So ist z.B. daran gedacht, in bilingualen Schulen auf Vereinsgrundlage den deutschen Sprachanteil weiter zu verstärken und auch besondere pädagogische Akzente, wie z.B. Montessori-Elemente einzubringen. Auch die junge Generation der deutschen Volksgruppe übernimmt über die Jugendverbandsstrukturen hinaus zunehmend Verantwortung im Gesamtbereich der deutschen Gemeinschaft in Polen.
Als nachhaltige Stützen für die Brückenfunktion der deutschen Volksgruppe in Schlesien hat sich das deutsche Generalkonsulat in Breslau und das Konsulat in Oppeln erwiesen, was auch von polnischer staatlicher und gesellschaftlicher Seite, z.B. der Kirche, besonders gewürdigt wird. Der Brückenfunktion der deutschen Volksgruppe dient auch das Haus für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Gleiwitz mit seiner Außenstelle in Oppeln, das 1998 von Bundespräsident Prof. Roman Herzog eingeweiht worden ist.
Der 20. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages 2011 wird hinreichend Gelegenheit geben, durch die Regierungen in Berlin und Warschau Bilanz zu ziehen, wie sich auf der Grundlage des Vertrages das Nachbarschaftsverhältnis entwickelt hat und welche Bereiche in den bilateralen Beziehungen noch intensiver bearbeitet werden müssen. Dabei sollte auch im Hauptwohngebiet der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen, in der Woiwodschaft Oppeln, durch eine Veranstaltung mit Beteiligung maßgeblicher Regierungsvertreter aus Berlin und Warschau ein sichtbares Zeichen für den Modellcharakter der Region gesetzt werden.
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Im Jahre 2007 hat die deutsche Minderheit in West-Oberschlesien also im Oppelner Land entgültig auf die Pflege der Identität, der Sprache und Kultur gesetzt. Vor allem aber gibt es noch große Probleme mit dem Geschichte – Unterricht. Man kann ja die Sprache kennen aber sich trotzdem seiner Herkunft nicht bewusst sein. Wenn man aber als Oberschlesier die Geschichte kennen lernt dann wird man auch gerne dann die deutsche Sprache erlernen wollen und sich mit der Heimat identifizieren.