China könnte sich in Zukunft eng am deutschen Berufsbildungssystem orientieren. Die chinesische Volkskongressabgeordneten und Professorin an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, Professorin Zhou Hong, hatte jüngst in China eine entsprechende Initiative gestartet. Jetzt hielt sie sich auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einigen engen Mitarbeitern eine Woche lang in Deutschland auf, um Hochschule, Verwaltung und Wirtschaft hierzulande noch besser verstehen zu können.
In Goldkronach machte die fünfköpfige Gruppe halt, um Informationen aus erster Hand von der oberfränkischen Regierungspräsidentin Petra Platzgummer-Martin, vom neuen Bayreuther Universitätspräsidenten Professor Dr. Stefan Leible und vom langjährigen HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers zu erhalten. Zur Akademie der Sozialwissenschaften gehört in China auch ein Forschungsinstitut für Europa-Fragen, das Professorin Zhou Hong leitet. Aufgabe dieses „Think-Tanks“ („Denkfabrik“) ist es unter anderem, die chinesische Zentralregierung in wichtigen Fragen zu beraten.
Die Universität Bayreuth habe rund 300 Partneruniversitäten in 64 Ländern der Erde, sagte Universitätspräsident Leible. Eine enge Zusammenarbeit verbinde die Hochschule mit Universitäten in China, darunter beispielsweise die Beijing Universität. Der Focus liege dabei auf dem Austausch von Studenten, aber auch auf gemeinsamen Forschungsvorhaben. Die chinesischen Studenten stellten eine der größten Gruppen bei den ausländischen Studenten in Bayreuth. „Rund 30 Prozent aller ausländischen Studierenden kommen aus China“, sagte Leible, der selbst Gastprofessor an der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan ist.
Mittlerweile gebe es bereits über 500 Alumnis (ehemalige Studenten) aus China, so dass erst im vergangenen Jahr ein Bayreuth-Chinesisches Alumni-Netzwerk gegründet wurde. Nach den Worten Leibles steigt die Zahl der Studenten, die gezielt nach China gehen, momentan rapide an. Als Grund dafür nannte der Präsident die Tatsache, dass immer mehr chinesische Universitäten gerade im Masterbereich Kurse in englischer Sprache anbieten.
Intensive Kontakte zwischen China und Oberfranken gibt es auch im Bereich der beruflichen Bildung. Nach den Worten des langjährigen Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer haben seit 2005 bereits 140 chinesische Studenten im Bayreuther Berufsbildungs- und Technologiezentrum eine Ausbildung zum Kfz-Service-Techniker absolviert. Der Kontakt sei damals von der Shanghai-University ausgegangen. Die Absolventen seien in der Regel nach ihrer Rückkehr bei den Niederlassungen großer deutscher Automobilfirmen in China in leitender Position tätig.
Über die Aufgaben einer bayerischen Bezirksregierung als Mittelbehörde im dreistufigen Verwaltungsaufbau und als Bündelungsbehörde für die Zuständigkeiten der verschiedensten Ministerien informierte bei dem Treffen Regierungsvizepräsidentin Platzgummer-Martin. Zu den wichtigsten Aufgaben der Regierung gehören ihren Worten nach die Durchführung von Genehmigungsverfahren für große Infrastrukturmaßnahmen und die Vergabe staatlicher Fördergelder.
Nach den Worten des Parlamentarischen Finanzstaatssekretärs und Initiators des deutsch-chinesischen Dialogs in Goldkronach, Hartmut Koschyk, gilt nicht nur das deutsche Bildungssystem, sondern auch der deutsche Verwaltungsaufbau als Musterbeispiel für Effizienz. Gerade die Bündelungsfunktion der Bezirksregierungen habe sich bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe bewährt, wenn es darum geht, die Beseitigung von Hochwasserschäden konzentriert anzugehen.
Außerdem erfolgten Planfeststellungen dank der Bezirksregierungen in Bayern wesentlich schneller als anderswo. Dies habe sich beispielsweise beim sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn A9 bewährt, als der gesamte oberfränkische Streckenverlauf nach der Wiedervereinigung in Rekordzeit den neuen Verkehrsverhältnissen angepasst wurde.
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