Bundesbeauftragter Koschyk MdB bei der Gründungsversammlung des Europäischen Roma Instituts für Kunst und Kultur (ERIAC) im Februar 2017
Am 8. Juni 2017 findet im Lichthof des Auswärtigen Amtes die Eröffnungsveranstaltung für das European Roma Institute for Art and Culture statt. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, spricht zu diesem Anlass sein persönliches Grußwort
Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk, MdB
anlässlich der Eröffnungsveranstaltung für das
European Roma Institute for Art and Culture
im Lichthof des Auswärtigen Amtes
am 8. Juni 2017
Für die Einladung zur Eröffnungsveranstaltung des European Roma Institute for Art and Culture und die Gelegenheit, ein Grußwort an Sie zu richten, bedanke ich mich herzlich.
In der deutschen Sprache gibt es eine Redewendung, die mir im Hinblick auf die Errichtung des ERIAC zunächst in den Sinn kommt: „Was lange währt, wird endlich gut“, die sich ins Englische übersetzen lässt mit „If it takes long enough, it will be good in the end“ oder noch besser: „Good things come to those who wait“. Fast vier Jahre wurde auf europäischer Ebene diskutiert und geplant, um ERIAC auf die Beine zu stellen. Es war ein nicht immer einfacher Weg, und es galt, viele Hindernisse zu bewältigen. Doch die Initiatoren des ERIAC haben nicht nur einfach zugewartet, sondern haben vielmehr unermüdlich für die Gründung dieses Instituts gekämpft. Die heutige Eröffnungsveranstaltung markiert daher einen großen Erfolg für alle Beteiligten.
Das European Roma Institute for Art and Culture soll die Kunst und Kultur der Roma sichtbar machen. Dabei ist gewiss zu berücksichtigen, dass es nicht die eine Kunst oder die eine Kultur der Roma in Europa gibt. ERIAC kann aber als Begegnungsstätte der unterschiedlichen Kulturen, Erfahrungen und künstlerischen Ausdrucksformen der ca. 12 Millionen Roma in Europa dienen und sie sowohl für diese als auch für die Mehrheitsgesellschaft sichtbar und erlebbar machen. In Deutschland erleben wir regelmäßig, wie die nationalen Minderheiten, gerade auch die deutschen Sinti und Roma, unsere Gesellschaft mit ihrer Kunst, Kultur und Tradition bereichern. Ich freue mich daher besonders, dass das von der Bundesregierung geförderte Dokumentations- und Kulturzentrum der deutschen Sinti und Roma Teil der sogenannten „Allianz für das Europäische Roma Institut für Kunst und Kultur“ ist, welche zu den drei Gründern des ERIAC gehört.
Insbesondere die Kunst besteht jedoch oftmals nicht zum Selbstzweck – sie informiert, sie hinterfragt, sie berührt und nicht zuletzt verbindet sie und regt zur Diskussion an. So bin ich überzeugt, dass die von ERIAC unternommenen Projekte eine große Zahl von Menschen über die auch heute oftmals noch prekäre Situation der Roma in Europa informieren werden, zahlreiche Denkanstöße geben werden und unser Zusammenleben in Europa wie auch hier in Deutschland bereichern werden.
Betonen möchte ich, dass die Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma einen zentralen Referenzpunkt für die Arbeit des Vereins darstellen wird. Dies ist gerade aufgrund der historischen Vergangenheit unseres Landes und der Verfolgung und dem Leid, welches Sinti und Roma erfahren haben, von ganz besonderer Bedeutung.
Ich bin hoffnungsvoll, dass die Arbeit des ERIAC Vorurteile gegen Roma abbauen kann und damit auch einen Beitrag gegen den europaweit leider unverändert bestehenden, unheilvollen Antiziganismus leisten wird. Daher befürworte ich auch gemeinsam mit Staatsminister Roth die Einrichtung eines Expertengremiums zu Fragen des Antiziganismus beim Deutschen Bundestag.
Wir feiern heute diese Eröffnung, weil sich viele Menschen sehr engagiert für die Realisierung dieses Projektes eingesetzt haben. Daher gilt mein ganz herzlicher Dank den drei Gründern und ihren tatkräftigen Mitarbeitern. Ich danke auch dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Herrn Romani Rose, für seine unermüdliche Begleitung und nicht zuletzt auch Herrn Staatsminister Michael Roth für die gute Zusammenarbeit und dafür, dass er den wunderschönen Lichthof des Auswärtigen Amtes für unser heutiges Treffen zur Verfügung gestellt hat. Ein schöner und gleichzeitig auch ein unglaublich passender Ort: Nicht nur liegt er im Herzen von Berlin und unterstreicht hier im Haus der deutschen Diplomatie die internationale Ausrichtung des ERIAC, er gibt uns mit seinem Namen auch den richtigen Anstoß: Lassen Sie uns mit dieser Einrichtung ein Licht werfen auf die vielseitige Kunst und Kultur der Roma in ganz Europa.
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