„Dinge, die wir als selbstverständlich erachten, müssen nicht unbedingt selbstverständlich sein“. Frieden und Freiheit gehören dazu, wie ein Blick auf die Lage in der Ukraine zeigt. Um jungen Leuten dies immer wieder vor Augen zu führen, gibt es seit Jahren einen Europa-Projekttag, bei dem Politiker das Gespräch mit Schülern suchen.
Diesmal berichtete der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk vor den 10. Klassen des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums (WWG) in Bayreuth ganz aktuell von seinen Eindrücken aus der Ukraine. Koschyk war erst zwei Tage zuvor von einem Besuch des Majdan, dem zentralen Platz in der Hauptstadt Kiew, sowie von Gesprächen mit ukrainischen Vertretern nach Bayreuth zurückgekehrt.
Die Ukraine ist gar nicht so weit entfernt. Mit dem Flugzeug sind es von München zwei Stunden. Aber nicht nur deshalb gehe uns die Krim-Krise etwas an, sagte Koschyk. Sie zeige auch, wie sich die politische Lage binnen kürzester Zeit ändern kann. 2012 sei er zuletzt auf dem Majdan gewesen, damals zur Fußballeuropameisterschaft bei bester Stimmung und einem bunten Fest der Völker. Heute, keine zwei Jahre später gebe es dort Barrikaden, ausgebrannte Häuser und Trauerfeiern für die Opfer. „Niemand hätte sich 2012 vorstellen können, dass auf diesem Platz Brandgeruch in der Luft liegt und der Hauch des Todes wehrt.“
Europa habe in den zurückliegenden Jahrzehnten epochale Veränderungen erlebt, sagte Koschyk. Viele Spannungen habe es gegeben, aber selbst auf dem Balkan gebe es mittlerweile Entwicklungen hin zu Wohlstand und sozialem Ausgleich. Auch die Eurokrise der zurückliegenden Jahre hätte gezeigt, dass ohne ein vereintes Europa keine vernünftige Entwicklung möglich sei. „Europa hat über Gräber und Konflikte zusammengefunden“, so der Politiker. Das gute Zusammenwirken der Staaten sei ein großer Wert, für den alles getan werden muss, um ihn zu erhalten.
Am Beispiel der Kommunalwahlen machte Koschyk den Schülern auch deutlich, dass Frieden und Freiheit auch mit Wahlen in einer Demokratie zusammenhängen. Er kritisierte dabei besonders die niedrige Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent in der Stadt Bayreuth. Gerade bei einer Kommunalwahl müsse man doch gar keine einzelne Partei wählen, sondern habe vielmehr die Möglichkeit, seine Wahlentscheidung unmittelbar an einzelnen Menschen aus dem persönlichen Umfeld festzumachen. Vielleicht sei die niedrige Wahlbeteiligung auch als Zeichen zu werten, „dass es uns einfach zu gut geht“, sagte Koschyk. Dieser Umstand sei nicht nur einer Stadt wie Bayreuth unwürdig, sondern sei auch bedenklich für unsere Demokratie.
There are 0 comments