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Gedenken an den Holocaust / Koschyk und Hohl betonten große Bedeutung des ständigen Erinnerns
22. Januar 2012
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Bayreuth. Mit einem eindrucksvollen Konzert des Zamirchores hat Bayreuth am Sonntag an den internationalen Holocaustgedenktag erinnert. Unter Leitung des israelischen Dirigenten Issak Tavior führte der Zamirchor zusammen mit den Solisten Barbara Baier, Christine Hübner-Hart und  James Clark unter anderem Werke von Johannes Brahms sowie Eigenkompositionen des Dirigenten Isaak Tavior auf. Der Zamirchor wurde im vergangenen Jahr durch das Weltkulturfestival in Berlin bei einem deutschlandweiten Wettbewerb auf Grund seine gesellschaftspolitischen Engagements im Bereich der Völkerverständigung zwischen Ost und West sowie zwischen Juden und Deutschen als Siegerchor nominiert.
Bei dem Konzert wurde nicht nur mit der Sprache der Musik des Holocausts gedacht. Neben Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl ergriff auch der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk das Wort. Vor dem Hintergrund der Gewalttaten der Zwickauer Nazi-Mörderbande und den jüngsten Erkenntnissen über ein rechtsterroristisches Netzwerk in Deutschland gelt es, ein Zeichen zu setzen, dass der demokratische Rechtsstaat seine Bürger vor der Bedrohung durch Extremisten wirksam schützt, sagte Koschyk. Es dürfe daher keine Ermüdungserscheinungen des öffentlichen Erinnerns und Gedenkens geben.

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„Wir alle stehen in der Verantwortung, Farbe zu bekennen und Extremisten auch in unserer Region keinen Raum für ihre schändlichen Umtriebe zu lassen“, so Koschyk. Dazu brauche es Bürger, die sich engagieren und damit die Werte der Demokratie verteidigen und an die nächste Generation weitergeben. Koschyk: „Es hat seine tiefe Berechtigung, auch heute anlässlich des Holocaustgedenktages an die Schrecken des 20. Jahrhunderts zu erinnern.“ Die jetzige Generation in Deutschland trage keine Schuld für die nationalsozialistischen Verbrechen, sagte Koschyk. Aber auch sie stehe in der Verantwortung alles zu tun, dass von deutschem Boden nie wieder Rassenhass, Diktatur und Krieg ausgehen.

Respekt und Anerkennung zollte Koschyk dem Zamirchor, der seine Wurzeln in der Begegnung zwischen der deutschen Sopranistin Barbara Baier und dem israelischen Komponisten und Pianisten Issak Tavior hat. Der Chor leiste einen unschätzbaren Beitrag zur Aussöhnung und Verständigung zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland vor allem auf menschlicher Ebene. Dies verdient größten Respekt und höchste Anerkennung, was sich auch in der wiederholten Anfrage der Vereinten Nationen widerspiegelt, den Holocaustgedenktag musikalisch auszugestalten.

Das Wirken des Zamirchors verdeutliche aber auch, dass Israel und Deutschland nicht allein durch die Erfahrung des Holocaust verbunden sind, „sondern wir intensiv auch die Zukunft beider Länder und Völker gestalten“. Koschyk erinnerte an die inzwischen über 100 Städtepartnerschaften zwischen deutschen und israelischen Kommunen sowie an zahlreiche Hochschul- und Wissenschaftskooperationen. Es gebe einen lebhaften, wechselseitigen  Kulturaustausch und intensive, ständig wachsende Handelsbeziehungen sowie inzwischen regelmäßige Regierungskonsultationen zwischen unseren beiden Ländern. Ein derartiges Beziehungsgeflecht sei nach Ende der NS-Diktatur noch undenkbar gewesen.

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Auch Oberbürgermeister Michael Hohl nannte es immens wichtig, Erinnerungs- und Trauerarbeit zu leisten. Die Errungenschaften einer gefestigten Demokratie seien nicht selbstverständlich, sondern hart erkämpft worden. Aber auch bei uns sei nicht alles in Ordnung, sagte Hohl mit Blick auf rechte Gewalt, rechte Gesinnung und rassistische Morde an ausländischen Mitbürger, die über Jahre hinweg unentdeckt geblieben sind. Gerade deshalb dürfe die Erinnerung an die Opfer des Holocaust nicht verblassen oder verdrängt werden. Der Zamirchor leiste dazu einen wichtigen Beitrag.

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Bei dem Konzert anwesend war auch die heute 83jährigen Bayreutherin Hanneliese Reinauer-Wandersmann. Sie ist die letzte lebende Bayreuther Jüdin, die das nationalsozialistische Grauen überlebt hat. Nach 38 Monaten Haft in Konzentrationslagern war Hanneliese Reinauer-Wandersmann noch im Herbst 1945 zusammen mit ihrer Mutter wieder nach Bayreuth zurückgekehrt.  Der Bayreuther Historiker Norbert Aas hatte sich zwei Jahre lang intensiv mit der Lebensgeschichte von Hanneliese Reinauer-Wandersmann beschäftigt und der lebensfrohen Seniorin ein eindrucksvolles Buch mit dem Titel „… und trotzdem wieder Bayreuth“ gewidmet, das ihren beeindruckenden Lebensweg bis in die Gegenwart nachzeichnet und das Reinauer-Wandersmann in der Konzertpause bereitwillig signierte.

Zur Berichterstattung im Nordbayerischen Kurier gelangen Sie hier.

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