Die Gewinner des Podcast-Wettbewerbs „Heimat. Über. Brücken. – Wir Brückenbauer in Deutschland, Europa und weltweit“ in Berlin
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft, der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen wurde in diesem Jahr zum dritten Mal einen Wettbewerb für junge Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, junge Menschen mit familiärem Hintergrund in den (ehemaligen) deutschen Provinzen und Siedlungsgebieten im östlichen Europa, Angehörige der deutschen Minderheiten oder Mitglieder eines sich ihrer Geschichte und Kultur widmenden Verbandes ausgerufen.
Nachdem es bereits Editionen zu Videos und Fotografie gegeben hatte, wurde der Fokus in diesem Jahr auf das Metier der Podcasts gerichtet. 15 Podcast-Beiträge haben Eingang gefunden in den diesjährigen Wettbewerb, der als Themen die eigene Herkunft, Kultur, Identität, Familiengeschichte, Heimat sowie die Verständigung zwischen den Menschen berührte. Eine ausgewählte Jury bewertete die Podcasts nach unterschiedlichen Gesichtspunkten und Kriterien und schaute dabei auf das gewählte Thema, die interessante und überzeugende Machart, die Originalität und Kreativität, den Aufwand sowie die inhaltliche und technische Umsetzung.
Mit seiner russlanddeutschen Herkunft, Eduard Daiker ist in Sibirien geboren, und den Erfahrungen seiner Jugendzeit im Deutschland der 1990er-Jahre bringt er Erfahrungen aus beiden Welten, der deutschen in Russland und der russischen in Deutschland, mit und erzählt über seine Eindrücke, über sein Leben. Er berichtet über die schlimmen Erfahrungen, die seine Urgroßeltern in der Deportationszeit in der Sowjetunion gemacht haben, über seine wolgadeutschen und schwarzmeerdeutschen Wurzeln und wie er Musik und Videos über und für die Russlanddeutschen macht. Hierfür erhält Eduard Daiker den fünften Platz.
Mit ihrer Podcast-Folge „Gredlhingl Un Hanslkokosch – Jahr Durchs Banat“ zeigen zwei junge Banater Schwaben ihre Eindrücke auf das Feld der Auseinandersetzung mit Familiengeschichten. Eine Folge des erfolgreichen Podcasts „DBJT“ der Jugendorganisation der Banater Schwaben haben beide eingereicht und uns auf den Verlauf eines „typischen“ Jahres im früheren Banat, so wie es ihre Eltern und Großeltern der Jugend beschrieben, aufmerksam gemacht. In der gesamten Podcast-Reihe geht es darum, den Mitgliedern das Banat nach Hause zu bringen und über Feste, Mundart oder auch Trachten zu erzählen. Mit diesem Transfer von Geschichten und Gefühlen erreichen Patrick Polling und Sandra Keller den vierten Platz.
Mit der Podcast-Folge „Am Ufer der Donau“ kommen wir zu zwei jungen und interessanten Bewerbern, die beide einen wolhyniendeutschen, schwarzmeerdeutschen und rumäniendeutschen Hintergrund haben. Paulina Martaler-Martin und Christoph Krämer reichten uns ihren Podcast-Beitrag ein, der im Rahmen der Medienwerkstatt unter dem Titel „Im Fluss der Zeit: Donaugeschichte(n) aus junger Perspektive neu erzählt“ entstand.
Heimatverbliebene und Heimatvertriebene – diese beiden Perspektiven werden gut und sich ergänzend verbunden, die Geschichten vom Bleiben und Gehen mit vielen passenden Beispielen erwähnt und der Hörer dafür interessiert, den Themen weiter hinterherzugehen.
Der 3. Platz des Podcast-Wettbewerbs geht an Paulina Martaler-Martin und Christoph Krämer.
Mit ihrer Podcast-Folge „Augen, die von fern kommen, berichten“ hat uns auch Sabrina Marzell überzeugt. Sabrina Marzell hat eine rumäniendeutsche Herkunft und beschäftigt sich nicht nur mit dieser Folge, sondern in ihrer gesamten Podcast-Dokumentation mit dem Einfluss von Flucht in Bezug auf die Familien, ihre Familie, in Siebenbürgen. „Augen, die von fern kommen, berichten“ handelt vom kommunistischen Regime in Rumänien, der Chancenlosigkeit, der Zerrissenheit und dem Neuanfang und passt gerade in der heutigen Zeit der Veränderungen und der leider wiederkehrenden Vokabeln von Flucht, Vertreibung und Krieg in Europa sehr gut zum diesjährigen Wettbewerb. Der zweite Platz geht an Sabrina Marzell.
Der Gewinnerbeitrag kommt von einer Nachfahrin von Heimatvertriebenen, die ihren Podcast „entwurzelt – Der Podcast über Flucht und Vertreibung nach 1945“ nennt. Auch Laura Glatters Großeltern verloren mit dem Ende des zweiten Weltkrieges ihre Heimat und mussten, wie über 14 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Gebieten, fliehen. Die Frage nach dem Empfinden, den Gefühlen der Großeltern damals und dem Perspektivenwechsel zwischen den Generationen, aber auch zwischen den Ländern, Deutschland und Polen, machen ihren Podcast aus, der aus sieben Folgen besteht, die aufeinander aufbauend ein gutes Gesamtbild dessen zeigt, was erzählt werden soll: Die Frage nach dem Neuanfang, das Leben früher sowie die Feststellung, warum über diese Themen „Flucht“ und „Vertreibung“ und vor allem auch über das Leben der Vertriebenen und Aussiedler in der Bundesrepublik so selten gesprochen wird -besonders in der jungen Generation – , befassen und bewegen Laura Glatter persönlich sehr. Der erste Platz wird verliehen an Laura Glatter.
Der Sonderpreis der Stiftung Verbundenheit geht in diesem Jahr an zwei junge Damen, die beide einen Aussiedlerhintergrund haben und familiär mit der Deutschen Minderheit in Polen verbunden sind. Eingereicht haben sie eine Folge des erfolgreichen Podcasts mit dem Namen „Geringverdienerinnen“ unter dem Titel „Wir, ihr & die: Kulturelle Identität und Erbe“.
Miriam und Laura Forys, als Spitz- und Künstlernamen „Babsi“ und „Larry“, setzen sich mit unterschiedlichen gesellschaftlich-politischen Themen auseinander. In ihrer Podcastfolge befassen sich beide mit dem eigenen Migrationshintergrund, den eigenen Erfahrungen sowie den gesellschaftlichen und strukturellen Problemen, die einem verbunden mit dem Migrationshintergrund begegnen. Das Aufwachsen in und zwischen zwei Kulturen, der polnischen und der deutschen, ist das Thema, das beide zur Suche und zur Frage nach der eigenen Identität bringt.
Sich in jungen Jahren mit eben dieser zu beschäftigen und dabei tiefer in die eigene Geschichte, die der Familie und der Länder einzutauchen und gerade denjenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die einen ähnlichen Hintergrund haben, darin zu bestärken, selbst auch diesen Weg zu gehen, macht diesen Podcast aus und zeigt beide Podcasterinnen als wahre Brückenbauer!
Herzlichen Glückwunsch zum Sonderpreis der Stiftung Verbundenheit an Miriam und Laura Forys!
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