In Hamm lädt die Landsmannschaft der Oberschlesier morgen zu ihrem traditionellen „Tag der Oberschlesier“ ein, der zum vierten Mal als Europatag gefeiert wird. Das Oberschlesiertreffen findet diesmal im Lichte des 25-jährigen Jubiläums des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages statt, weswegen auch das Motto passend gewählt wurde: „Gute Nachbarn sein – mein Herz für Oberschlesien.“
Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, übermittelt zu diesem Anlass sein schriftliches Grußwort:
Zu Ihrem Heimattreffen „4. Europatag – Tag der Oberschlesier“ grüße ich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr herzlich und übermittle Ihnen die besten Wünsche der Bundesregierung.
Sie haben in diesem Jahr das Motto „Gute Nachbarn sein – mein Herz für Oberschlesien“ gewählt, das hervorragend zu den diesjährigen deutsch-polnischen Jubiläumsfeiern passt:
Am 17. Juni durften wir den 25. Jahrestag des „deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundliche Zusammenarbeit“ feiern, mit dem Deutschland und Polen die Grundlage für eine enge, friedliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit im Geiste guter Nachbarschaft und Freundschaft in einem geeinten Europa schufen.
Das war mit Blick auf die dunklen Kapitel der deutsch-polnischen Geschichte eine große Leistung und nur aufgrund des gemeinsamen Willens zur Überwindung dieser Vergangenheit möglich. Ich freue mich deshalb sehr, dass während der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen aus diesem Anlass im Juni dieses Jahres unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel, und ihre polnische Amtskollegin, Frau Dr. Beata Szydło die Bedeutung der Deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland für die bilateralen Beziehungen unterstrichen und sich auf eine Fortsetzung der Gespräche im Format des Runden Tisches verständigt haben.
Die Republik Polen sieht sich heute gegenüber den nationalen Minderheiten im Lande in einer besonderen Verantwortung, was auch durch das polnische Minderheitengesetz sowie die Ratifizierung der grundlegenden Dokumente des Europarats zum Minderheitenschutz zum Ausdruck kommt.
Das zweite Jubiläum in diesem Jahr durften wir am 3. September feiern: 25 Jahre „Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen“ (VdG).
Für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern hat der VdG als Dachverband aller Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen eine ganz besondere Bedeutung. Er hat als wichtiges Bindeglied zwischen Deutschland und Polen bereits seit seiner Gründung eine entscheidende Rolle für die bilateralen Beziehungen eingenommen, indem er die Rahmenbedingungen der polnischen Demokratie, des polnischen Minderheitengesetzes und des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages in den Jahren seither intensiv genutzt hat, um die muttersprachliche und kulturelle Identität der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen zu wahren, ihre Organisationsstrukturen aufzubauen und zu verfestigen sowie an der politischen Willensbildung auf kommunaler, regionaler und Landesebene durch politische Mandatsträger aktiv mitzuwirken. Längst ist er zu einem wichtigen Ansprechpartner für deutsche und polnische Institutionen geworden.
Die gute Nachbarschaft wird auch in Deutschland durch Ihr Engagement für Verständigung und Versöhnung gepflegt. Unermüdlich richten sich Ihre Bestrebungen auf Erhaltung und Pflege der deutschen Kultur und Sprache im Rahmen der Europäischen Vielfalt. Gleichzeitig bemühen Sie sich um partnerschaftliches Miteinander beider Völker, um vielfältigen Austausch zwischen Polen und Deutschland, um freundschaftliche Begegnungen, um gegenseitiges Verstehen.
Die Bundesregierung ist sich der Bedeutung der deutschen Heimat-vertriebenen und der Deutschen Minderheiten als Brückenbauer in Europa bewusst. Dem trägt auch die Weiterentwicklung der Förderkonzeption nach § 96 Bundesvertriebenengesetz, wie sie vom Bundeskabinett am 24. Februar 2016 beschlossen wurde, Rechnung. Endlich werden die Deutschen Minderheiten in Europa und den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion nicht mehr nur als Zielgruppe, sondern ausdrücklich und zutreffend auch als Träger deutscher Kultur im östlichen Europa und in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion gewürdigt.
Nur begrüßen kann ich das in der weiterentwickelten Konzeption enthaltende Ziel, für die Region Oberschlesien die Stelle eines eigenen Kulturreferenten einzurichten. Damit wird auch der besonderen geschichtlichen und kulturellen Bedeutung Oberschlesiens und seiner Menschen Rechnung getragen.
Für Ihre großartige, weitestgehend ehrenamtlich geleistete Arbeit sei Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Heimattreffen mit regem Gedankenaustausch, lebhaften Diskussionen und bereichernden Begegnungen.
There are 0 comments