Bayreuth. Acht Monate nach Inbetriebnahme der AAT Vakuumgießerei in Bayreuth ist vor kurzem die 1000. Gasturbinenschaufel ausgeliefert worden. Geschäftsführer Horst Lindner und der Vizepräsident des AAT-Verwaltungsrates Andrew Eriksson aus Zürich sprachen von einer absoluten Rekordzeit, die nur möglich gewesen sei, da das Unternehmen in Bayreuth ausgezeichnete Fachkräfte und Fachkompetenz vorgefunden habe.
Die AAT (Advanced Aerofoil Technologies), deren Mutterkonzern in der Schweiz sitzt, hat sich auf die Herstellung von Komponenten für den kohlenstoff-emissionsarmen Energieerzeugungs-Anlagenbau fokussiert.
Die Bayreuther Vakuumgießerei sei in nur zwölf Monaten aufgebaut worden, erläutert Geschäftsführer Lindner. Aus der Konzeptphase heraus seien das Gebäude und die Produktionsinfrastruktur ganz im Süden Bayreuths im vergangenen Jahr entwickelt und Schritt für Schritt aus den jetzigen Mitarbeiterstab von 36 aufgebaut worden. „Bei uns sind unter anderem ehemalige Zahntechniker, Goldschmiede, Gießer und Automechaniker beschäftigt“, sagt Verwaltungsratsvizepräsident Eriksson, der von der tiefgehenden und langjährigen Tradition Oberfrankens in Sachen Keramik schwärmt. Bereits im Januar sei die Vakuumgießerei in Betrieb genommen worden, die erste Produktionsauslieferung habe im Mai stattgefunden.
Bayreuths Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk, der sich zusammen mit Oberbürgermeister Michael Hohl für Firmenansiedlungen auf dem „Bayreuther Technologiehügel“ im Stadtteil Wolfsbach stark gemacht hatte, bezeichnete die AAT Vakuumgießerei als bestes Beispiel dafür, dass die Schnittstelle zwischen universitärer Forschung und praktischer Anwendung sehr gut mit Leben gefüllt werden könne. Koschyk sprach auch von einem High-Tech-Produkt aus Oberfranken, das auf dem Weltmarkt seine Kunden sucht und findet.
Kunden der AAT sind zum einen industrielle Anwender, zum anderen Stromproduzenten. Auch in vielen Bohrinseln seien die Turbinenschaufeln aus Bayreuther Produktion mittlerweile zu finden. Diese Schaufeln müssten über Jahre hinweg gewaltigen Kräften widerstehen und würden deshalb bei Temperaturen von 1300 Grad Celsius im Vakuumverfahren gebrannt. Das Material wird dazu binnen weniger Sekunden in einen Keramikrohling gegossen und kann danach nicht mehr korrigiert werden. „Hinter diesem Prozess steckt jede Menge Forschung und Entwicklung“, sagt Lindner. Deshalb verbinde das Unternehmen auch eine enge Zusammenarbeit in Bezug auf die Entwicklung neuer Technologien mit den Neuen Materialien Bayreuth und deren Forschungs-Know-how, was letztlich auch ausschlaggebend für die Standortwahl gewesen sei.
Von einem weltweit boomenden Gasturbinengeschäft sprach Verwaltgungsratsvize Eriksson. Dies liege zum einen an der immensen Nachfrage, zum anderen an der Tatsache, dass es nur eine handvoll Hersteller gebe. Derzeit arbeite die AAT an der Produktion noch anspruchsvolleren Turbinenschaufeln für Kunden aus dem Energiesektor wie etwa Siemens oder MAN. Auch eine Ausbauphase der Bayreuther Gießerei stehe bereits auf den Plan. Sie soll aber erst in rund drei Jahren Wirklichkeit werden. Das Nachbargrundstück auf dem Bayreuther „Technologiehügel“ im südlichen Stadtteil Wolfsbach sei bereits angekauft.
Bei einer Temperatur von 1300 Grad Celsius wird in den Räumen der AAT-Vakuumgießerei ein Produktionsguss für eine Gasturbinenschaufel erstellt, wie sie etwa auf Bohrinseln weltweit zum Einsatz kommt.
Eine Gasturbine in einem Keramikrohling zeigten AAT-Verwaltungsratsvize Andrew Eriksson (rechts) und Geschäftsführer Horst Lindner (2. von links) dem Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk (2. von rechts) und dem Geschäftsführer der Neuen Materialien Bayreuth Stefan Kollböck (links).
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