Ein stärkeres Bewusstsein schaffen für das Wirken des Universalgelehrten Alexander von Humboldt in Franken, ihn einzubinden in die Reihe prominenter Persönlichkeiten wie Richard Wagner, Jean Paul, Franz Liszt und Markgräfin Wilhelmine, davon war beim Historischen Symposium „220 Jahre Alexander von Humboldt in Franken“ am Freitag in Goldkronach immer wieder die Rede. Dem „Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach“ war es gelungen, die bekanntesten Wissenschaftler aus der aktuellen Humboldt-Forschung für einen Tag nach Goldkronach zu holen, um die unterschiedlichsten Facetten seines Wirkens in der Region und auch darüber hinaus hervorzuheben. „Alle Genialität seiner Persönlichkeit war bereits während seiner fränkischen Zeit vorhanden“, sagte der Initiator des Kulturforums, der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk, der es bedauerte, dass Alexander von Humboldt noch nicht genug im fränkischen Bewusstsein verankert ist.
Von Humboldts Wirken in der Region sei wenig übrig geblieben, bedauerte Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Was bleibt sei lediglich der Ruhm, dass jemand, der wenig später zur Weltberühmtheit wurde und dessen Name für naturkundliche und geographische Fortschritte steht, einst in unserer Heimat wirkte, so Dippold.
Schloss Goldkronach mit dem Werbeplakat „220 Jahre Alexander von Humboldt in Franken“
Der Wissenschaftler wollte weder soweit gehen, Humboldts fränkisches Erbe als spärlich zu betrachten, noch zu behaupten, dass die Vermessung der Welt im Frankenwald und im Fichtelgebirge ihren Ausgang genommen habe. Sollte jemals wieder, aufgrund globalwirtschaftlicher Verschiebungen, Gold, Eisen oder anderes Metall in Oberfranken gefördert werden, dann werde man gewiss auf Humboldt und dessen präzise analysierenden Bestandsaufnahmen des späten 18. Jahrhunderts zurückgreifen. So unwahrscheinlich sei dies alles nicht, denn jahrzehntelange Grubenschließungen habe es in der frühen Neuzeit immer wieder gegeben.
Wie dieses Franken zur Zeit Humboldts überhaupt aussah, darauf ging Professor Dieter Weiss von der Ludwig-Maximilians-Universität München ein. Als Humboldt 1859 starb, sei Franken längst ein Teil des Königreichs Bayern gewesen, sagte Weiss. Anders zum Ende des 18 Jahrhunderts als Alexander von Humboldt 1792 nach Franken kam und sich der Landstrich absolut vielgestaltig dargestellt habe und die Region preußisches Territorium gewesen sei. Die Zeit davor beleuchtete Dr. Norman Pohl von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (Sachsen), deren prominentester Student 1791/1792 Humboldt gewesen sei. Zuvor hatte Humboldt unter anderem bereits Kameralistik in Frankfurt/Oder und Technologie in Berlin studiert und die Handelsakademie Hamburg besucht. Bereits während dieser Zeit hatte Alexander von Humboldt eine Studie über die Pflanzenvorkommen Freibergs unter Tage verfasst. Humboldt habe damals nicht alle Einrichtungen der Montanakademie besuchen dürfen, alles, was der Herstellung von Porzellan diente, sei damals als Staatsgeheimnis betrachtet worden. Außerdem habe er „Studiengebühren“ entrichten müssen, denn die Hochschule sei nur für gebürtige Sachsen, die später in den sächsischen Staatsdienst wechselten frei gewesen.
Petra Meßbacher, 1. Vorsitzende des Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e. V. führte durch das Symposium.
Dr. Ingo Schwarz, der Leiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle an der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg, stellte heraus, dass Humboldt in der Region „wirklich hart gearbeitet“ hatte. Das Thema Gold habe sich dabei von Goldkronach ausgehend wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen, schließlich sei Humboldt in späteren Jahren der Goldbergbauexperte in Russlands gewesen. Auch ein Aufsatz aus den 1830er Jahren über die „Schwankungen der Goldproduktion“ sei bekannt. Daraus werde auch ersichtlich, dass der internationale Handel schon für Humboldt ein wichtiges Thema gewesen sei. Die Grundlagen dafür seien im Fichtelgebirge gelegt worden.
Freilich hatte Humboldt nicht bei null begonnen, so Professor Rainald Becker von der Universität Bayreuth. Schon vorher habe es wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Botanik und der Naturgeschichte gegeben, die im Wesentlichen von den Jesuiten getragen worden sei. Durch ihre Missionstätigkeit hätten sie das landeskundliche Wissen stark gefördert und Alexander von Humboldt habe dieses Wissen nicht nur systematisch ausgewertet sondern in seinen Schriften auch immer wieder zitiert.
Auch Hausherr Hartmut Koschyk MdB begrüßte die große Anzahl an Zuhörern im Goldkronacher Schloss.
Mit dem Vorurteil, dass Alexander von Humboldt mit Kunst und Kultur wenig am Hut hatte, räumte Professor Sieghart Döhring vom Meyerbeer-Institut Thurnau auf. Humboldt habe sich dafür eingesetzt, dass die beiden Komponisten Giacomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn Bartholdy in Preußen in wichtige Positionen berufen wurden. Humboldt habe Berlin nach dem Vorbild von Paris zur Kulturstadt Europas machen wollen und dabei auch in der Musik große Kenntnisse gehabt. Laut Professor Döhring soll es in den 1980er Jahren auch eine Diskussion darüber gegeben haben, die Universität Bayreuth in Alexander-von-Humboldt-Universität umzubenennen, was der Senat damals mit Mehrheit abgelehnt hatte.
Landrat Hermann Hübner bei seinem Grußwort.
Prof. Dr. Stefan Leible, Vizepräsident der Universität Bayreuth, richtete die Grüße der Universität Bayreuth aus.
Im Rahmen des historischen Symposiums wurde das Jubiläumsplakat der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dr. Noman Pohl (Technische Universität Bergakademie Freiberg) demonstrierte eine Erfindung des Universalgelehrten Alexander von Humboldt.
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