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Interview mit der Bayreuther Sonntagszeitung zu 27 Jahren Bundestag
25. September 2017
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Seit 27 Jahren vertritt der CSU-Politiker Hartmut Koschyk als direkt gewählter Kandidat den Wahlkreis 237 Bayreuth im Deutschen Bundestag. Nun macht er Platz für einen Nachfolger aus der jüngeren Generation. „Man sollte dann gehen, wenn es am schönsten ist und man persönlich noch über so viel Energie verfügt, um Neues anzupacken“, sagt der der scheidende Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit der Bayreuther Sonntagszeitung, das in der heutigen Ausgabe veröffentlicht ist.

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In seiner langjährigen politischen Karriere habe es viele schöne, bewegende Momente gegeben, so Hartmut Koschyk. Den Vollzug der Deutschen Einheit im Jahre 1990 und den Umzug des Parlamentes 1999 von Bonn nach Berlin bezeichnet er als historische Ereignisse und besondere persönliche Erlebnisse. Er ist stolz darauf, sich bei der Abstimmung im Bundestag im Jahre 1991 für die Verlegung von Parlaments-und Regierungssitz nach Berlin ausgesprochen zu haben.

„Ein Highlight war, als ich als Parlamentarischer Staatssekretär, während der Finanzminister bei einer Jahrestagungen des Internationalen Währungsfonds weilte, die Rede von Papst Benedikt im Bundestag auf der Regierungsbank, auf dem Platz von Wolfgang Schäuble, verfolgen durfte“, erzählt er. Leidenschaftlich habe er sich auch auf Bundesebene für Bayreuther Projekte, wie die Finanzierung des Festspielhauses oder für die Beschaffung von Fördermitteln für die Universität, eingesetzt.

Aber es galt auch Niederlagen zu verkraften. „Dass wir den Bundeswehrstandort Bayreuth nicht halten konnten, schmerzt mich noch heute“, sagt er. „Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe habe grünes Licht für die Beibehaltung des Standortes Bayreuth gegeben“, so Koschyk, „aber nach dem Regierungswechsel und unter dem neuen SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping wurden ab 1998 die Karten neu gemischt“. Bekanntlich sollte auf dem ehemaligen russischen Militärgelände in der Wittstock-Ruppiner Heide in Brandenburg ein Übungsplatz für Tiefflüge und Bombenabwürfe eingerichtet werden. Um die dortigen Politiker und die Bevölkerung in Wittstock zu beruhigen, versprach das Verteidigungsministerium die Ansiedlung eines Bundeswehrstandortes — im Gegenzug sollte • der Standort Bayreuth aufgegeben werden. „Letztendlich wurde zwar die Bundeswehreinheit in Bayreuth aufgelöst, aber der Bombenabwurfplatz in Brandenburg nie eingerichtet“, erzählt Hartmut Koschyk. Eine menschliche Enttäuschung nennt der Politiker den Verlust seiner Funktion als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, die er von 2009 bis 2013 ausübte. „Vor der Bundestagswahl 2013 wurde in der CSU abgesprochen, dass mir das Amt erneut übertragen wird, sofern die CSU/CDU wieder das Finanzministerium besetzt. Minister Schäuble ist geblieben, ich musste gehen, das war bitter“, erzählt Hartmut Koschyk. „Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, und auch die Bundeskanzlerin schlugen mich dann als Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten vor. Als langjähriger Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe hatte ich diplomatische Erfahrungen gesammelt, die mir in dieser neuen Position und auf internationaler Bühne zu Gute kamen. Als Vertreter der Bundesregierung reiste ich um die Welt und hatte viele herzliche Begegnungen“.

Rückblickend, so Hartmut Koschyk, habe er stets Aufgaben übertragen bekommen, die sich als spannend und herausfordernd herausstellten. Die richtige Balance zwischen der Arbeit im Wahlkreis Bayreuth und der als Abgeordneter im Deutschen Bundestag in Berlin habe viel Kraft gefordert. Sein Arbeitspensum will er deshalb erst einmal runterfahren.

Langweilig wird es dem scheidenden Abgeordneten jedoch nicht. In den Jahren seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe hat sich Hartmut Koschyk umfangreiches Wissen angeeignet, so dass er als anerkannter Korea-Experte gilt und seine Einschätzungen zu dem geteilten Land auch in vielen Nachrichtensendungen gefragt sind.

Der Wohnort Goldkronach von Hartmut Koschyk ist vom Goldbergbau und dem Leben und Wirken des Alexander von Humboldt geprägt. Alexander von Humboldt (1769-1859) gilt als der moderne Forscher schlechthin und zugleich als der letzte große Universalgelehrte. Er war ein erster Umweltaktivist, ein Weltreisender und Weltbürger. Die Person dieses Universalgelehrten faszinierte Hartmut Koschyk von Anfang an. Auf seine Anregung hin wurde das Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. gegründet, ein Ausrichter von Humboldt-Veranstaltungen nicht nur in Goldkronach sondern auch auf regionaler und nationaler Ebe­ne.

So wurde unter anderem in der Bayerischen Vertretung in der Bundeshauptstadt mit Vorträgen und Präsentationen auf Alexander von Humboldt und sein Wirken als Bergbauin­genieur in der oberfränkischen Region und als Gelehrter auf­merksam !gemacht. Geplant ist ein Humboldt-Museumspark in Goldkronach, um den Tou­rismus der Region weiter zu unterstützen, eine Studienrei­se 2018 auf den Spuren Hum­boldts nach Kuba und eine Humboldt-Oper in Zusammen­arbeit mit dem Festival junger Künstler. „Unsere Aktionen tra­gen dazu bei, Goldkronach als das Alexander-von-Humboldt­-Zentrum schlechthin werden zu lassen“. gmu

Die aktuelle Ausgabe der Bayreuther Sonntagszeitung mit dem Artikel finden Sie hier.

 

 

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