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Keine Wertschöpfung ohne Wertschätzung / Vertreter von Kirche und Wirtschaft plädierten für Neubesinnung auf christliche Werte
30. März 2010
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Vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ist nicht nur ein Stück Neubesinnung auf die soziale Marktwirtschaft, sondern auch auf christliche Werte notwendig. Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion, zu der Hartmut Koschyk, parlamentarischer Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordneter, Vertreter von Wirtschaft und Politik eingeladen hatte.

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Mit Gott aus der Krise: Unter diesem Motto diskutierten (v. l.) Siemens-Niederlassungsleiter Fleischer, HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers, Dekan Hans Peetz, Regionaldekan Dr. Josef Zerndl und der parlamentarische Staatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk.

Sowohl das Grundgesetz, als auch die soziale Marktwirtschaft bauten auf Kerngedanken christlicher Überzeugung auf, sagte Koschyk. Dies beinhalte auch, dass keine Wertschöpfung ohne Wertschätzung für die Menschen, die eine Leistung erbringen, notwendig ist.
Regionaldekan und Domkapitular Dr. Josef Zerndl zählte Eigenverantwortung, Zusammenhalt, Hilfe zur Selbsthilfe, Gemeinwohlorientierung und Nachhaltigkeit als fünf Kernprinzipien der katholischen Soziallehre auf. Vor dem Hintergrund der Krise seien diese Grundsätze aktueller denn je. Gerade die Solidarität habe aber auch ihre Grenzen, machte Zerndl am aktuellen Beispiel der finanziellen Situation Griechenlands deutlich. Natürlich werde sich kein Steuerzahler aus der gesamteuropäischen Solidarität heraushalten können.

Nur schwer nachvollziehbar sei es aber, wenn in Deutschland das Rentenalter auf 67 hoch gesetzt werde, während das Renteneintrittsalter in Griechenland weiterhin bei 62 Jahren liegt. So gebe es etwa auch im Versicherungswesen, das auf Solidarität aufgebaut ist, Grenzen, etwa bei Fahrlässigkeit. „Solidarität darf nicht zur Falle werden, die Helfende in den Schlund der Notleidenden mit hineinzieht“, sagte Zerndl.
Dekan Hans Peetz, Mitglied der evangelischen Landessynode in Bayern, beklagte den enormen Vertrauensverlust, der durch die Krise entstanden sei und gerade von denen ausgelöst wurde, die bisher Vertrauen versprochen hatten. Vertrauen sei nötig, aber es darf kein blindes Vertrauen sein, sagte Peetz. Er forderte für die Zukunft staatliche Kontrollen. Nur so sei es möglich, Profit- und Giermöglichkeiten Einhalt zu gebieten.

Von Seiten der Wirtschaft beleuchtete Horst Eggers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche, die weltweite Wirtschaft- und Finanzkrise.

Eggers führte ihr Entstehen auf die Missachtung ordnungspolitischer Grundsätze zurück. Wenn das Handwerk trotz Krise stabil geblieben sei, so liege dies daran, dass in diesem Wirtschaftsbereich der Großteil der Betriebe von den Eigentümern geführt wird und sie deshalb nicht am schnellen Gewinn, sondern an der Nachhaltigkeit interessiert sind. „Das Handwerk ist das Musterbeispiel für die nach wie vor richtige soziale Marktwirtschaft“, sagte Eggers. Darüber hinaus sei das Handwerk aber auch die Wirtschaftsform, die dem Schöpfungsgedanken noch am ehesten nahe kommt. Gerade im Handwerk würden christliche Werte noch gelebt, auch indem es für Beschäftigung und soziale Sicherung sorgt.

Für mehr Eigenverantwortung in der Solidargemeinschaft plädierte Karl Fleischer, Siemens-Niederlassungsleiter in Bayreuth und Pfarrgemeinderatsvorsitzender. Als unabdingbar stufte er das Festhalten an der sozialen Marktwirtschaft ein. „Selbst in Zeiten der Krise hat die soziale Marktwirtschaft keine Alternative.“
Kritik an der geplanten Bankenabgabe und vor allem an der Einbeziehung der Genossenschaftsbanken übte bei der Veranstaltung der Vorstand der Bayreuther VR-Bank Karlheinz Löbl. Gerade die VR-Banken hätten die Krise von allen am Markt befindlichen Banken am besten überstanden, weil sie am 150 Jahre alten Genossenschaftsgesetz der Gründer Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schultze-Delitzsch festgehalten haben. Wenn nun ausgerechnet auch die VR-Banken mit einer Abgabe für die Banken mitzahlen müssten, die für die Krise verantwortlich sind, so sehe er keinen Sinn darin.
Staatssekretär Koschyk versprach Regelungen „mit Maß und Ziel“. Sicher sei, dass es eine Bankenabgabe als Stabilitätsfonds für die Zukunft geben wird. Allerdings sollte sich der Beitrag für Sparkassen und Genossenschaftsbanken anders darstellen als für international tätige Großbanken.

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