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Hartmut Koschyk im Interview mit dem Schlesischen Wochenblatt
23. Januar 2014
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Hartmut Koschyk MdB gab unmittelbar nach seiner Berufung zum Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten nachfolgendes Interview mit dem Schlesischen Wochenblatt. Die Fragen stellte Till Scholtz-Knobloch.

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Herr Koschyk, aufgrund Ihres langjährigen Wirkens in vielen Bereichen der Vertriebenenpolitik und der Verbandsarbeit sind Sie in Polen und besonders unter der deutschen Volksgruppe bestens bekannt. Bedarf es da überhaupt eines Antrittsbesuches?

Bei meinem nächsten Besuch in der Republik Polen werde ich mich selbstverständlich, neben den mir bekannten Repräsentanten der deutschen Minderheit, auch mit den für die deutsche Minderheit zuständigen Vertretern innerhalb der polnischen Regierung treffen. Bei meinen bisherigen Besuchen in der Woiwodschaft Oppeln bin ich stets auch mit den Repräsentanten der Woiwodschaft und des Sejmiks zusammengetroffen. Auch habe ich des Öfteren bereits Gespräche mit hochrangigen Vertreten der jeweiligen polnischen Regierungen geführt.

Innerhalb der CSU hatten Sie zuletzt einen schwierigen Stand gegenüber dem Vorsitzenden Horst Seehofer und wurden jüngst als Staatssekretär im Finanzministerium abberufen. Wie kam es nun zu so einem schnellen Comeback in so hoher Position?

Ich bedauere, dass die CSU in Zukunft nur noch drei Parlamentarische Staatssekretäre in der neuen Bundesregierung stellt. Nach meiner Überzeugung hätte der Beitrag der CSU zum Wahlerfolg der Union bei der Bundestagswahl auch weiterhin vier Parlamentarische Staatssekretäre gerechtfertigt. Auch wäre es im Interesse Bayerns und der CSU gelegen, wenn die CSU weiter in der Leitung des Bundesministeriums der Finanzen vertreten gewesen wäre. Ich danke Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB und dem zuständigen Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière MdB für das mir entgegengebrachte Vertrauen, das Grundlage für meine Berufung zum neuen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist. Vor allem danke ich der CSU-Landesgruppenvorsitzenden Gerda Hasselfeldt MdB, die mich gegenüber der Bundeskanzlerin und dem Bundesinnenminister für diese wichtige politische Aufgabe vorgeschlagen hat.

Ihr Vorgänger Dr. Christoph Bergner genoss unter den Deutschen in Polen einen ausgezeichneten Ruf, auch wegen seines diplomatischem Geschicks. CSU-Politiker sind mit bayerischem Temperament oft für ihr Gegenüber unbequemer. Wird also der Stil Ihrer Herangehensweise kantiger sein als der von Dr. Bergner?

Meinem Vorgänger im Amt, Dr. Christoph Bergner MdB, danke ich herzlich und aufrichtig für die in seiner Amtsführung gesetzten Maßstäbe, die für mich Ansporn und Verpflichtung sind. Mir geht es darum, dass die Rechte nationaler Minderheiten wirklich zu einer gelebten Selbstverständlichkeit in Europa werden und dass Minderheiten ihre Funktion als Brücke zwischen Nationen und Kulturen auch erfüllen können. Das gilt für die Minderheiten in Deutschland, aber auch für deutsche Minderheiten in Polen und in Europa.

Mehr und mehr haben die Deutschen in Polen zuletzt mangelnde Fortschritte in der deutschsprachigen Schul- und Bildungspolitik frustriert. Da bedarf es dann aber doch einiger klarer Worte in Warschau und auch in Deutschland eine deutlichere Wahrnehmung der Interessen der Deutschen im Rahmen der so genannten Rundtischgeschpräche, oder?

Als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten werde ich mich für eine Intensivierung der deutschen Spracharbeit in Polen einsetzen. Die Deutsche Minderheit in Polen ist ein wichtiger Brückenbauer zwischen Deutschland und Polen und trägt nachhaltig zur gegenseitigen Aussöhnung und zum weiteren Ausbau der guten bilateralen Beziehungen bei. Der Erhalt und die Pflege von Sprache und Kultur der deutschen Minderheit in Polen ist zweifellos Ausdruck der engen und guten Nachbarschaft beider Länder. In den vergangenen Jahren hat es in den Bemühungen um die Sprachförderung bereits viele Fortschritte gegeben. Dennoch fehlt es insbesondere an Sprachangeboten, die spezifisch auf die Bedürfnisse der deutschen Minderheit abgestimmt sind.

Die meisten unserer Leser wissen um Ihre familiäre Herkunft aus Oberschlesien. Im Wochenblatt können Sie doch sicher etwas mehr verraten?

Meine Mutter stammt aus Oppeln. Ihr Elternhaus ist heute noch vorhanden. Mein Vater stammt aus Simsdorf bei Zülz. Bis heute leben Cousins und Cousinen väterlicherseits mit ihren Familien in Simsdorf und Altzülz, mit denen ich in gutem familiären Kontakt stehe.

Was wird sich in Ihrem Leben durch Ihr neues Amt ändern? Im Hinblick auf Ihren VDA-Vorsitz könnten Interessenkollisionen eintreten. Bleiben Sie in diesem Amt?

Als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten betreue ich die in den Herkunftsgebieten der Aussiedler verbliebenen Deutschen, koordiniere die Maßnahmen der Hilfenpolitik und übernehme den Ko-Vorsitz der bestehenden Regierungskommissionen zu Angelegenheiten der deutschen Minderheiten. Um mich ganz auf dieses wichtige Regierungsamt zu konzentrieren und etwaige Interessenskollisionen von vorneherein zu vermeiden, werde ich mein Ehrenamt als VDA-Vorsitzender, das ich seit Januar 1994, also seit 20 Jahren inne habe, in Kürze abgeben.

Anmerkung der Redaktion: Hartmut Koschyk ist inzwischen von seinem Amt als VDA-Bundesvorsitzender zurückgetreten.

Zum Artikel in der Druckausgabe des Schlesischen Wochenblattes gelangen Sie hier.

 

 

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