Mehr als 100 Politiker, Wissenschaftler und Intellektuelle aus Europa und Nordamerika kritisieren die aktuelle Gedenkpolitik in Europa. „Wer an den Ersten Weltkrieg erinnert, muss über dessen Folgen sprechen!“ ist ihr Manifest für eine europäische Erinnerungskultur überschrieben. Zu den deutschen Initiatoren zählen die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, der Präsident des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Markus Meckel, und der Leipziger Osteuropaexperte Stefan Troebst ebenso wie der deutsch-französische Historiker Etienne Francois, der Leiter des Danziger Solidarnosc-Zentrums Basil Kerski, Krzysztof Ruchniewicz, Historiker und Direktor des Willy Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Wroclaw, und der aus Ungarn stammende Schriftsteller und Publizist György Dalos.
Die Unterzeichner beklagen, dass die Bedeutung der friedlichen Revolutionen gegen den Kommunismus im Jahre 1989 in der westeuropäisch geprägten Erinnerungskultur nicht ausreichend erkannt werde. Erst mit der Überwindung der Diktaturen habe für die ostmitteleuropäischen Staaten das „Zeitalter der Extreme“ geendet, das mit dem Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren seinen Anfang genommen habe. Die friedlichen Revolutionen des Jahres 1989 müssten europaweit als herausragendes Ereignis der europäischen Freiheitsgeschichte begriffen werden. Aus Sicht der Unterzeichner würden die bisherigen Planungen insbesondere der europäischen Institutionen zur Erinnerung an den 25. Jahrestag der friedlichen Revolutionen deren Bedeutung nicht gerecht werden. Dies sei in einer Zeit, in der die Idee der europäischen Integration angesichts der anhaltenden ökonomischen Schwierigkeiten immer stärker infrage gestellt wird, ein schweres Versäumnis.
Das Manifest können sie unter http://www.1914-1989-2014.eu/ einsehen.
There are 0 comments