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Onlinediskussion zum Thema „Die Ukraine im Krieg und die aktuelle Situation in Transkarpatien / Westukraine“
27. April 2022
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Die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland veranstaltete am 25.04.2022 eine über Facebook live gestreamte Onlinediskussion zum Thema „Die Ukraine im Krieg und die aktuelle Situation in Transkarpatien / Westukraine.“ Gesprächsgäste waren neben dem Ratsvorsitzenden der Stiftung Verbundenheit Hartmut Koschyk zentrale Kooperationspartner der Hilfsbrücke: die Korrespondentin der Abteilung für nationale Minderheiten des Ukrainischen Fernsehens im Studio Uschgorod, Lene Dej, die Vertreterin der „Deutschen Jugend Transkarpartien“ und Stadträtin in Mukatschewo, Julia Taips, der freie Mitarbeiter der Stiftung Verbundenheit Alexander Cabanow und die Koordinatorin im Humanitären Hilfszentrum Uschgorod und Leiterin des Deutschen Sprachlernzentrums Uschgorod, Dr. Viktorya Syno. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Marco Just Quiles, dem Projektleiter der „Humanitäre Hilfsbrücke Oberfranken – Transkarpatien“ der Stiftung Verbundenheit und Partner.

Ziel der Diskussion war es einerseits, einen Lagebericht über die aktuelle Situation vor Ort zu geben, gerade im Wissen darum, dass Unterstützung, wie sie die „Humanitäre Brücke“ leistet, der dieser Tage nachlassenden Spendenbereitschaft in Deutschland entgegenwirkt. Es sollten dabei diejenigen zu Wort kommen, die die Situation täglich erleben und vor Ort humanitäre Hilfe leisten.

Lene Dej schilderte die Ausnahmestellung Transkarpatiens: als einzige Region der Ukraine sei man nach wie vor von direkten Kriegseinwirkungen verschont, „trotz des Albtraums“ von dem man umgeben sei. Dem stimmte auch Julia Taips zu, wies aber auf die 380.000 Binnenflüchtlinge hin, die Transkarpatien bisher aufgenommen habe und das selbst nur 2 Millionen Einwohner zähle. Besonders Uschgorod habe sich durch den Flüchtlingsstrom verändert: die 100.000-Einwohnerstadt hat nun die doppelte Bevölkerungszahl. Angesichts der derzeitigen russischen Offensive in der Ostukraine werden darüber hinaus neue Flüchtlingswellen erwartet.

So wirkt der Krieg auf Transkarpatien: an den Geflüchteten sehe man die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen, schilderte Dr. Viktoria Syno ihre Erfahrungen aus dem humanitären Hilfszentrum der Stadt Uschgorod, dem „Eulennest“; Angst und Verzweiflung bis hin zu Wut und Aggression. Alle seien von den Strapazen des Weges gezeichnet. Der selbst aus dem Süden der Ukraine stammende Alexander Chabanow merkte an, man fühle sich nirgendwo gänzlich sicher, es bleibe nur ein Leben „von Tag zu Tag“.

Die Lage der Geflüchteten, die teils privat, teils in Sammelunterkünften untergebracht sind, bestimmt auch den unmittelbaren Bedarf an Hilfsleistungen. Vor allem Dinge des täglichen Bedarfs würden benötigt: Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel und Medikamente. Zu geringen Teilen könne dies vor Ort besorgt werden, es fehle hierfür aber an Geld. Aus Deutschland brauche man vor allem Medikamente (Erkältungsmedizin, Schmerz- und Beruhigungsmittel) und Hygieneartikel, sowie unkompliziert und schnell zuzubereitende Nahrungsmittel.

Alle ukrainischen Gesprächsteilnehmer zeigten sich angesichts der materiellen Hilfe aus Deutschland, wie auch aus anderen europäischen Staaten dankbar. Sie waren sich aber auch einig, was die Bedeutung von kulturellem Austausch, auch und gerade in Zeiten des Krieges und danach, anbelangt. Julia Taips äußerte die Hoffnung, dass die guten Beziehungen nach Oberfranken sich nicht nur auf institutionelle Kontakte beschränken, sondern die Zivilgesellschaft erreichen. Alexander Chabanow nannte den kulturellen Austausch eine „Kraftquelle“, sowohl jetzt als auch nach dem Krieg. Hartmut Koschyk griff diese Gedanken auf und stellte in Aussicht, dass die Arbeit der „Humanitären Hilfsbrücke“ sich gerade mit Blick auf die Zeit nach Einstellung der Kampfhandlungen, materielle wie auch immaterielle Wunden zu heilen sucht. Man habe die Vision einer „kulturelle Brücke“. Aktionen wie Studienfahrten nach Transkarpatien könnten den interkulturellen Austausch beflügeln und von gegenseitigem Nutzen sein, da man viel von der multikulturellen, multiethnischen Gesellschaft Transkarpatiens lernen könne, das in sich „ein kleines Europa“ sei. Konkret geplant seien schon jetzt eine Zusammenarbeit des Zamirchors mit ukrainischen und israelischen Musikern.

Den Abschluss der Diskussion bildete ein emotionaler Aufruf Hartmut Koschyks mit der an die deutschen Zuschauer gerichteten Bitte, „ihre Herzen zu öffnen“ und durch weitere Spenden dafür zu sorgen, dass dringend benötigte Güter weiterhin geliefert werden können. Sichtlich bewegt wünschte er den ukrainischen Diskussionsteilnehmern, dass sie in Zukunft wieder in Frieden und vom Leid des Krieges unbeeinträchtigt Ostern feiern können.

Berichterstattung des Nordbayerischen Kuriers zur Onlinediskussion  (Ausgabe vom 27.04.2022):

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Florian Schmelzer

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