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Pflanzen für die Energiegewinnung der Zukunft / Pflanzenökologie der Uni Bayreuth will Einführung der Becherpflanze als Alternative zum Mais forcieren
22. August 2012
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Es muss nicht immer zwangsläufig Mais sein. Auch eine ganze Reihe anderer Pflanzen ist zur Biogasproduktion geeignet. Vielleicht sogar besser als Mais, so Dr. Pedro Gerstberger, Botaniker vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität Bayreuth. Der Wissenschaftler führt seit einigen Jahren zusammen mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth ein Pilotprojekt durch, mit dem erforscht werden soll, welche Wildpflanzen-Dauerkultur für die Biogasproduktion geeignet ist und welche Pflanzen dabei besonders als Biogassubstrat in Frage kommen. Bei einer Vorstellung des Forschungsprojekts mit Anne Weydenhammer von der Bioenergieregion Bayreuth, dem Parlamentarischen Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und dem Verwalter der Lehranstalten Martin Höpfel führte Gerstberger eine ganze Reihe solcher Pflanzen auf, die vornehmlich aus Nordamerika stammen. Die Becherpflanze (Silphium perfoliatum) stellte er dabei ganz besonders heraus.


Der Botaniker Dr. Pedro Gerstberger (rechts) von der Universität Bayreuth erläutert dem Parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk die Vorzüge der Becherpflanze, die auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth bereits angebaut wird.


Hier sei nur einmal eine Aussaat erforderlich, danach ergäbe sich mindestens eine 15-jährige Standzeit. Die Becherpflanze sei zudem weniger frostempfindlich, mache keinen Zwischenfruchtanbau erforderlich, Krankheiten oder Schädlinge seien bislang nicht bekannt und der Boden werde nur wenig verdichtet, da er nur zwei Mal pro Jahr befahren werden muss, bei der Düngung und bei der Ernte. Freilich gibt es auch Nachteile gegenüber dem Mais: So sei der Einsatz von Herbiziden zur Saatbeet-Vorbereitung notwendig und Erträge seien erst ab dem zweiten bis dritten Jahr zu erwarten, da die Bestände erst dann ausreichend dicht sind.


Kritiker behaupten, bei der „Vermaisung“ der Landschaft sei man mittlerweile zu weit gegangen. Dabei biete der Mais als Bioenergiepflanze bei weitem nicht nur Vorteile. Nach den Worten von Gerstberger nähmen Schädlinge, wie der Maiszünsler oder der Maiswurzelbohrer zu. Damit einher gehe ein wachsender Einsatz von Pestiziden. Mais verringere zudem den Humusanteil im Boden und könne erst relativ spät ausgesät werden. Schließlich nähmen auch die Schäden durch Wildschweinpopulationen zu und die Maisblüten seien als Nektarquelle für Insekten nicht nutzbar, so beklagen es die Imker.
„Diesem Thema gehört die Zukunft“, sagte Staatssekretär Koschyk. Er bezeichnete das Projekt der Bioenergieregion als absolut vorbildlich, weil es über kommunale Grenzen hinaus angelegt sei. Die Becherpflanze könne aufgrund ihrer hervorragenden Ökobilanz eine echte Alternative zum Mais sein, zumal damit auch das Überleben der Bienen in der Region gesichert sei. Nun müsse eine erhöhte Akzeptanz bei den Landwirten erreicht werden, was beispielsweise durch veränderte europäische Förderbedingungen begünstigt werden könne. „Wir müssen Anreize setzen, um die Einführung von Saatgut für die Becherpflanze zu erleichtern“, so Koschyk. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium könne dazu beitragen, die Forschung, den Transfer und die Markteinführung der Becherpflanze zu begünstigen.


Die Becherpflanze ist freilich nicht die einzige Bioenergiepflanze, die den Mais ablösen könnte. Versuchsflächen in und um Bayreuth gebe es bereits auch für den Gelben Kronbart, die Riesen-Scheinaster, den Wasserdost, die Fächermalve oder die einheimische Sumpf-Gänsedistel. „Die Becherpflanze scheint aber die Beste zu sein“, so Gerstbergers Zwischenstand seiner bisherigen Untersuchungen. Alle genannten Sorten würden von Insekten bestäubt, so dass sie auch Imker interessant sind. Interessant für die Landwirte dürfte dabei sein, dass der jährliche Hektarertrag bei der Nutzung als Energiepflanze deutlich über dem vom Mais liegt. Gerstberger sprach dabei von über 500 Euro im Vergleich zum Mais, allerdings mittel- und langfristig gerechnet. Bis es soweit ist, müssten die Landwirte erst einmal investieren. Gerstberger rechnete mit etwa 3600 Euro pro Hektar.

 

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