Tauschten sich über den Universalgelehrten Alexander von Humboldt und dessen Russland-Reise 1829 aus (von links): Alexandr Dyuldenko, Hartmut Koschyk, Olga Martens, Julian Fink, Monika Gossmann, Martin Huber und Tatiana Ilaronowa.
Etwas wirklich Neues über das Universalgenie Alexander von Humboldt in Erfahrung zu bringen ist gar nicht so einfach. Die Wissenschaft versucht es trotzdem immer wieder, denn, so Alexandr Dyuldenko von der Higher School of Economics in Moskau: „Eine so große Persönlichkeit wie Alexander von Humboldt wird nie ganz zu erforschen sein.“
Aus Anlass von Humboldts 250. Geburtstag, seiner großen Russland-Reise vor genau 190 Jahren und der Aufführung des Theaterstücks „Was die Welt Im Innersten Zusammenhält“ trafen sich jetzt unter dem Motto „Das russische Abenteuer“ renommierte Wissenschaftler einen ganzen Tag lang im Iwalewa-Haus. Ziel war es, Wirkung und Aktualität Humboldts Russland-Reise von April bis Dezember 1829 näher zu ergründen.
Alexander von Humboldt habe der gesamten Forschung und Wissenschaft einen ganz neuen Auftrieb gegeben, sagte Tatiana Ilarinowa, Generaldirektorin an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst in Moskau Fest machte sie das an der Russland-Reise. Damals habe Alexander von Humboldt den Grundstein dafür gelegt, dass Wissenschaft nicht mehr nur das Privileg eines kleinen Kreises Intellektueller ist, sondern offen für alle. Öffentliche Vorlesungen gibt es heute noch, sie sind sogar richtig in Mode gekommen, auch und gerade in Russland.
Einen ganz besonderen Zusammenhang der Russland-Reise Alexander von Humboldts zur Region stellte Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums bei der Tagung her. Seinen Worten zufolge war eine Bitte des russischen Finanzministers Georg Graf von Cancrin Ausgangspunkt der Reise. Humboldt sollte zur geplanten Einführung einer Platin-Währung in Russland Stellung nehmen. Trotz Humboldts Warnung wurde die Platin-Währung verwirklicht, schon 1845 scheiterte sie allerdings wieder. Dieser 1774 im hessischen Hanau geborene Graf von Cancrin sei der Sohn des Ingenieurs und Mineralogen Franz Ludwig Cancrin gewesen, der 1782 kurzzeitig in den Bergbaugebieten im Bayreuther Land tätig war. Sohn Georg war es dann 1829, der im Auftrag von Nikolaj I. von Russland Humboldts große Expedition zum Ural und zum Altai organisierte. Humboldt habe den Minister in Montan- und Währungsfragen beraten und von ihm Material für seine eigenen Untersuchungen erhalten.
Eine erste Bilanz über das zu Ende gehende Jubiläumsjahr 250 Jahre Alexander von Humboldt zog Olga Mertens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur und Herausgeberin der „Moskauer Deutschen Zeitung“. Der Bekanntheitsgrad Alexander von Humboldts sei zumindest in Russland enorm gewachsen. Die zahlreichen Aktivitäten in Russland, von Humboldt-Konferenzen und –Lesungen über die Enthüllung von Gedenktafeln bis hin zu einem Humboldt-Marathon habe man eine breite Öffentlichkeit erreicht.
Auch das Theaterstück „Was die Welt im Innersten zusammenhält“ von der Autorin Monika Gossmann, das bislang vier Aufführungen in Omsk, Moskau, Berlin und eben Bayreuth erlebte, habe vielen Humboldt erschlossen. Über den Internationalen Verband der Deutschen Kultur soll das Werk jetzt auch publiziert werden. Vorstellbar wäre das Stück auch als Grundlage für eine Verfilmung.
Die Tagung war auch ein Beleg für die gute Zusammenarbeit der Universität Bayreuth mit der Dostojewski-Universität in Omsk und dem dortigen Deutsch-Russischen Haus. Eine weitere Kooperation sei mit der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst in Moskau geplant, so Julian Fink von der Universität Bayreuth. Er kündigte auch ein Projekt mit dem Bayreuther Masterstudienjahrgang Philosophy and Economics 2021 in Omsk an.
Die Tagung „Alexander von Humboldt – Das russische Abenteuer“ war ein Kooperationsprojekt der Universität Bayreuth, des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur in Russland (IVDK), der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland und des Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach.
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„Tolles Diktat“ wird wahrscheinlich Humboldt gewidmet sein.