Gemeinderat Fritz Schindler, Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk, CSU-Ortsvorsitzender Franc Dierl, Apothekerin Konstanze Greim, Kreisrat Günther Vogel
Speichersdorf. In großen Teilen des ländlichen Raumes ist die Gesundheitsversorgung in Gefahr. Nach dem Ärztemangel befürchten viele Patienten eine weitere Ausdünnung der Gesundheitsversorgung durch den Wegfall von Apotheken. Pharmazie-Betriebswirtin Konstanze Greim und ihr Bruder, der Internist Dr. Thilo Lindenberger aus Speichersdorf, haben gezeigt, dass es auch anders geht. Nach Studium und einigen Jahren beruflicher Tätigkeit auswärts waren beide wieder nach Speichersorf zurückgekehrt, Konstanze Greim hat vor rund einem Jahr die Speichersdorfer Apotheke übernommen, Dr. Lindenberger hat sich als Hausarzt niedergelassen. Ein Positivbeispiel gegen den Trend, das der Parlamentarische Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk für einen Besuch zum Anlass nahm.
Letztlich mache es ihr hier schon Spaß, beruflich tätig zu sein, sagt Greim, die zuletzt vor der Wahl gestanden war, eine Apotheke in München oder die einzige Apotheke in ihrer Heimat Speichersdorf zu übernehmen. Der Stress wäre in München der gleiche, die Kosten für Personal und Räumlichkeiten wären deutlich höher und die persönlichen Bedingungen wären schlechter gewesen. Mit Letzterem meint die Betriebswirtin für Pharmazie vor allem die Infrastruktur. So gebe es in Speichersdorf mehrere Betreuungseinrichtungen und Schulen für die beiden Kinder, die Einkaufsmöglichkeiten seien ausgezeichnet, außerdem leben ihre Eltern, beide Apotheker, hier und können, wenn Not am Mann, auch mithelfen.
Dr. Thielo Lindenberger (3. v. rechts), seine Schwester, die Apothekerin Konstanze Greim (4. von rechts), Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk (rechts) mit Praxispersonal und örtlichen Mandatsträgern
Allerdings stellte die Apothekerin bei dem Besuch auch einige Forderungen an die Politik. Im Focus steht dabei unter anderem Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Medikamente. Zum einen müssten sich ausländische Versandapotheken nicht an die vorgegebenen Pauschalen halten, zum anderen falle bei ihnen der hohe Beratungsaufwand weg. Konstanze Greim sprach von Wettbewerbsverzerrung und nannte es unfair, wenn Patienten regelmäßige Medikationen im Internet bestellen, im Notfall oder wenn es schnell gehen soll aber dann doch auf die Apotheke vor Ort zurückgreifen.
Außerdem müsse das seit dem Jahr 2004 unverändert geltende Fixhonorar für Arzneimittel angehoben werden. Die Kosten seien in den zurückliegenden acht Jahren ja auch deutlich angestiegen, so dass unterm Strich einfach weniger übrig bleibt. Probleme bereitet der Speichersdorfer Apotheke außerdem die immer weiter zunehmende Bürokratie und die vielen Auflagen. Alles müsse dokumentiert, alles müsse nachweisbar sein, das koste einfach zu viel Zeit, die sie nicht vergütet bekomme.
Dr. Thielo Lindenberger und Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk
Konstanze Greim beschäftigt in ihrer Apotheke zwei pharmazeutisch technische Assistentinnen (PTA) und drei pharmazeutisch kaufmännische Assistentinnen (PKA). „Wir möchten so viele Dienstleistungen machen, wie möglich“, sagt sie. Zeitaufwändige Blutzuckeruntersuchungen gehörten genauso dazu wie das Herstellung von Rezepturen, was vom Aufwand ebenso wenig lukrativ ist.
Staatssekretär Koschyk nannte es einen Glücksfall, dass sowohl Konstanze Greim als auch Dr. Thilo Lindenberger aufgrund privater Beziehungen wieder nach Speichersdorf zurückkamen. „Es ist ein positives Signal, dass gut ausgebildete Kräfte gerne wieder in die Region zurückkommen“, sagte er. Zusammen mit einem weiteren niedergelassenen Arzt verfüge die 6000-Einwohner-Gemeinde damit über eine relativ gute hausärztliche Versorgung. In Sachen Bürokratie plädierte Koschyk dafür, einen vernünftigen Mittelweg zu finden. So lange alles bestens läuft, beschwere man sich gerne über die Bürokratie. Geht allerdings etwas schief, herrsche oft Unverständnis darüber, dass zu wenig dokumentiert wurde.
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