Bayreuth. Eigentlich ist es ein Weihnachtslied, aber es ist gleichzeitig auch eines der bedeutendsten Lieder Martin Luthers und ein Lied mit einer zutiefst evangelischen Botschaft: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Der Titel des Liedes war gleichzeitig auch das Motto für ein außergewöhnliches Konzert, das der Internationale Verband der deutschen Kultur zum 500. Jahrestag der Reformation am Montagnachmittag in der Stadtkirche veranstaltet hat.
In einer Zeit der großen Verunsicherung ist die frohe Botschaft des Luther-Liedes wichtig und zeitlos, sagte Stadtkirchenpfarrer Martin Kleineidam. „Vom Himmel hoch“ stehe aber auch für deutsches Kulturgut mit völkerverbindendem Charakter. Genau das bestätigte auch Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. „Der Glaube hat uns geholfen, unsere Identität als Deutsche zu erhalten“, sagte sie. Damit sei der Glaube auch ein wichtiger Teil der russlanddeutschen Identität und deshalb werde das Jubiläum 500 Jahre Reformation auch von Russlanddeutschen so herausgehoben gefeiert.
Das Reformationsgedenken sei eine wichtige Brücke zwischen Deutschland und Russland sagte Hartmut Koschyk, Bayreuther Bundestagsabgeordneter und Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. „Der christliche Glaube ist, war und bleibt eine ganz wichtige Stütze für die Identität der Russlanddeutschen“. Besonders hob Koschyk hervor, dass das Reformationsgedenken auch in Russland im ökumenischen Geist gefeiert werde, sowohl mit der katholischen, als auch mit der russisch-orthodoxen Kirche.
Bereits zu Lebzeiten Martin Luthers war in Moskau die erste protestantische Kirche entstanden. Noch zu Beginn des 20 Jahrhunderts hatte es in Russland vier Millionen Lutheraner und rund 2000 Lutherkirchen gegeben. Mit der Revolution 1917 wurde das lutherische Leben verboten, die Kirchen wurden abgerissen oder als Getreidelager, Viehställe und Clubs genutzt.
Beim Literatur- und Musikabend anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation gab es zeitgenössische und klassische Kompositionen sowie Lyrik russlanddeutscher und deutscher Poeten.
Ausführende waren bekannte und ausgezeichnete russlanddeutsche Künstler wie der Akkordeonspieler Friedrich Lips, die Pianistin Julia Kuzmina, das Trio des Komponisten und Pianisten Kirill Richter, das Quartett „Rudemus“ aus Augsburg sowie die Opernsängerin Natalie Ritter auf. Sie alle waren bereits Preisträger internationaler Musikwettbewerbe, Für den poetischen Rahmen sorgten die russlanddeutschen Schauspielerinnen Irina Lindt und Anastasija Alexandrowa, die Moderation übernahmen die russlanddeutschen Schauspieler Anna Bagmet und Jurij Diz. Das außergewöhnliche Konzert in der Bayreuther Stadtkirche markierte gleichzeitig den Auftakt zur 22. Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission in Bayreuth.
There are 0 comments