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Stadt Temeswar, Nikolaus Lenau Gymnasium und das Demokratische Forum der Deutschen im Banat ehren den Chemie-Nobelpreisträger Professor Stefan Hell
27. Mai 2016
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(v.l.) Der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, Schulleiterin Helene Wolf, Prof. Stefan Hell, Schulinspektorin Aura Danielescu, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Hans Fernbach und Ovidiu Ganţ, Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) im rumänischen Parlament

Die Stadt Temeswar, das Nikolaus Lenau Gymnasium und das Demokratische Forum der Deutschen im Banat ehren heute den Chemie-Nobelpreisträger Professor Stefan Hell. Er wurde für die Entwicklung von neuen fluoreszenzmikroskopischen Methoden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Stefan W. Hell wurde 1962 in Arad im Banat geboren und wuchs in Sanktanna auf. Vom Herbst 1977 bis Frühjahr 1978 besuchte er das „Nikolaus Lenau Gymnasium“ in Temeswar. Nach dem Nobelpreis für Literatur an Herta Müller ist Stefan W. Hell bereits der zweite ehemalige Schüler des „Nikolaus Lenau Gymnasiums“, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Bei der Ehrung für Stefan W. Hell ist auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, anwesend, der nachfolgendes Grußwort sprach:

Auf Konrad Adenauer, den ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, geht der Satz zurück: „Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit einen guten Tag hat.“ Heute ist solch ein guter Tag!

Die Stadt Temeswar und das Demokratische Forum der Deutschen im Banat ehren heute einen herausragenden Wissenschaftler, den Chemie-Nobelpreisträger Professor Stefan Hell, der von 1977 bis 1978, bis zu seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, das in dieser Stadt gelegene Nikolaus-Lenau-Lyzeum besucht hat.

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Große Medienaufgebot bei der Ehrung für Prof. Stefan Hell

Ungeachtet vieler Anekdoten über Genies, die vermeintlich schlechte Schüler gewesen sein sollen, bin ich doch überzeugt, dass der Grundstein für jede berufliche Karriere in der Regel bereits in der Schulzeit gelegt wird. Und deshalb war es richtig, dass dieser Festveranstaltung unmittelbar ein Besuch im Nikolaus-Lenau-Lyzeum vorangegangen ist und dort Stefan Hell eine Tafel gewidmet wurde.

Bitte erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang, dass ich den Schwerpunkt meiner Rede auf die Bildung lege. Das deutsche Schulwesen in Rumänien blickt auf eine hunderte Jahre währende Tradition zurück. Sein Erhalt ist ein Beitrag zur Förderung der Kenntnisse der deutschen Sprache bei Angehörigen der Deutschen Minderheit, aber auch bei allen anderen Bürgern Rumäniens. Ein Netz von Schulen mit einem Unterrichtsangebot in deutscher Sprache ist gleichzeitig neben sozialen und kulturellen Einrichtungen ein wichtiger Teil der Infrastruktur, welches eine positive Weiterentwicklung der Deutschen Minderheit gewährleistet. Sie zu unterstützen stellt daher eine Priorität deutscher Förderpolitik dar; für 2016 ist es gelungen, für diese besondere Aufgabe 1 Million Euro aus dem Haushalt des Auswärtigen Amtes bereitzustellen.

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Stefan Hell spricht zuSchülern und Lehrern „seiner Lenau-Schule“

Auch wenn Stefan Hell nur ein Jahr auf dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum verbracht hat: Einrichtungen wie dieses renommierte Lyzeum stehen auch für eine Bildungstradition, in der die Banater Schwaben wie auch die anderen deutschen Volksgruppen in Rumänien lebten und leben. Und diese Bildungsorientierung dürfte auch Nobelpreisträger Professor Hell als prägend erfahren haben. Mit Stolz wird Stefan Hell deshalb auch hier im Adam-Müller-Guttenbrunn Haus vom Demokratischen Forum der Deutschen im Banat (DFDB) mit der Ehrennadel in Gold augezeichnet.

Stefan Hell ist ein versierter Chemiker, der auf der ganzen Welt höchstes Ansehen für seine Arbeit und seine Errungenschaften genießt. Sein bemerkenswerter Durchbruch in der Lichtmikroskopie kommt nicht nur seinem eigenen Feld zugute, sondern der gesamten Naturwissenschaft. Die Verleihung des Nobelpreises im Jahr 2014 war daher in höchstem Maße verdient, stellt er doch die wichtigste Anerkennung dar, die einem Wissenschaftler zuteilwerden kann.

Dabei handelte es sich bei dem Preis beileibe nicht um seine einzige Auszeichnung, vielmehr gesellt sich die heutige Ehrung zu einer langen Reihe von Huldigungen.

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Diese Tafel wurde enthüllt

Letztes Jahr saß ich mit dem Vater von Stefan Hell bei strahlendem Sonnenschein im Garten seines Elternhauses in Sanktanna. Erzählungen von schönen Erinnerungen machten die Begegnung perfekt.  Umsomehr freue ich mich, dass gestern Stefan Hell auch die Ehrenbürgerschaft von Sanktanna verliehen wurde und die Schule nach ihm benannt wurde.

Etwas Besonderes sind die Auszeichnungen des heutigen und gestrigen Tages im Vergleich zum Nobelpreis dennoch. Von der eigenen Heimat als großer Sohn anerkannt zu werden, ist von unbezahlbarem Wert und ein Traum, der viele Heranwachsende zu Höchstleistungen motiviert.

Umgekehrt stellt es auch für Temeswar selbst eine große Ehre dar, ist Stefan Hell nach Herta Müller doch bereits der zweite Nobelpreisträger, der die Lenau-Schule besuchte. Es scheint daher nicht vermessen, das deutsche Schulsystem in Rumänien als Erfolgsprojekt zu bezeichnen. Ich bin zuversichtlich, mich noch über viele weitere Erfolgsgeschichten freuen zu können. Vielleicht drückt schon heute ein künftiger Nobelpreisträger die Schulbank in der Lenau-Schule oder in der Schule in Sanktanna.

Sehr geehrter Herr Professor  Hell, ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihren Ehrungen im Banat. Sie haben sie redlich verdient.

Auszug aus der Rede von Prof. Stefan Hell in der Lenau-Schule

Applaus für Prof. Stefan Hell in der Lenau-Schule

Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell über seine Heimat: „Man kann mich nicht verstehen, wenn man meinen Hintergrund nicht kennt. …Das Banat ist immer Teil meiner Identität geblieben, worauf ich immer stolz gewesen bin….. Das Banat zeichnet seine ethnische und kulturelle Vielfalt aus. Diese hat entscheidend dazu beigetragen, dass mit Hertha Müller und mir aus dem Banat und aus dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum gleich zwei Nobel-Preisträger hervorgegangen sind!“

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Der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Hans Fernbach verleiht Prof. Hell die höchste Auszeichnung: Die Ehrennadel in Gold 

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Ebenfalls bekam Prof. Hell einen „Banater Hut“ geschenkt

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Im April 1978 siedelte die Familie Hell in die Bundesrepublik Deutschland aus. Stefan W. Hell studierte von 1981 bis 1987 Physik in Heidelberg und wurde 1990 im Fach Physik promoviert. Von 1984 bis 1987 war er Stipendiat der Studienförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung, von 1987 bis 1990 Stipendiat der Promotionsförderung. Das Thema seiner Dissertation war: „Abbildung transparenter Mikrostrukturen im konfokalen Mikroskop“. Er ist heute Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und leitet die Abteilung „Hochauflösende Optische Mikroskopie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum.

Stefan hell

Bereits gestern war Prof. Stefan Hell in Sanktanna zu Gast, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Das technologische Ortslyzeum wurde nach ihm benannt. Prof. Dr. Stefan Hell wohnte den Feierlichkeiten aus diesem Anlass bei und ihm wurde im Anschluss daran der Ehrenbürgertitel der Stadt Sanktanna verliehen

Ein Video vom gestrigen Besuch von Prof. Stefan Hell in Sanktanna finden Sie hier.

Stefan Hell legt einen Kranz im Gedenken an den Beginn der Deportation der Rumäniendeutschen vor 70 Jahren am Denkmal „In Memoriam“ vor dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus nieder.

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Fotograf: Joerg Koch
joerg@joergkochfoto.de;
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