Kirchturmdenken überwinden (von links): der stellvertretende Forchheimer Landrat Georg Lang, Geschäftsführer Franz Xaver Bauer von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, die beiden Staatssekretäre Ernst Burgbacher und Hartmut Koschyk sowie der Obertrubacher Bürgermeister und Geschäftsführer von Schmetterling-Reisen Willi Müller.
Pottenstein – Nachdrücklich verteidigt haben die beiden Parlamentarischen Staatssekretäre Ernst Burgbacher (FDP) aus dem Bundeswirtschaftsministerium und Hartmut Koschyk (CSU) aus dem Bundesfinanzministerium die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelbetriebe von 19 auf sieben Prozent. Bei einem Tourismusgespräch in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz sprach Burgbacher, der auch Tourismusbeauftragter der Bundesregierung ist, von Investitionen in einer Höhe von rund 800 Millionen Euro, die von deutschen Hotelbetrieben im laufenden Jahr getätigt würden. Koschyk nannte die Senkung volkswirtschaftlich sinnvoll, schließlich hätten 22 von 27 EU-Staaten reduzierte Sätze für das Hotelgewerbe.
Doch nicht nur Investitionen würden derzeit getätigt, auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche sei binnen Jahresfrist um rund ein Drittel gestiegen, sagte Burgbacher. Die Senkung der Mehrwertsteuer habe außerdem zu einem Anstieg der Ausbildungsplätze und Lohnsteigerungen geführt. Dies alles sei umso beachtlicher, als dass die Betriebe Auswirkungen der Steuersenkung erst im kommenden Jahr spüren werden, so Finanzstaatssekretär Koschyk. Die Hoteliers seien damit in Vorleistung gegangen. Deshalb dürfe jetzt auch nicht der Eindruck erweckt werden, die Bundesregierung plane eine Rücknahme dieser Entscheidung. Ganz entscheidend für die Tourismusbranche sei jetzt Planungssicherheit. „Wir wollen, dass Kongresse auch weiterhin in Oberfranken und nicht im benachbarten Tschechien stattfinden“, sagte Koschyk. An die Adresse des politischen Gegners gerichtet erinnerte der Staatssekretär daran, dass auch SPD und Grüne die Senkung in ihren Wahlprogrammen festgeschrieben hatten.
Tourismusbeauftragter Burgbacher bescheinigte Oberfranken, mit dem Gesundheitsurlaub und der Genussregion auf zwei absolut richtige Trends zu setzen. Radfahren und Wandern, dafür biete die Region die richtigen Voraussetzungen. Auch das Thema Genuss entspreche einem Grundbedürfnis der Menschen nach Authentizität und Regionalität. Als neuen Quellmarkt für den oberfränkischen Tourismus empfahl Burgbacher den Verantwortlichen, verstärkt auf Menschen aus den östlichen EU-Beitrittsländern zusetzen. Mit dem Thema Sport brachte Staatssekretär Koschyk einen weiteren wichtigen Trend ins Gespräch. Seitdem der Skisprung A-Kader jährlich in Bischofsgrün sein Sommertraining absolviere, kämen tausende angereist, um ihre Idole aus der Nähe zu erleben. Derartige Events seien für das Image einer Region unheimlich wichtig.
Kritik an der Darstellung des Reiselands Bayern übte bei dem Gespräch Franz Xaver Bauer, Geschäftsführer der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. „Es jodelt an allen Ecken und aus allen Wäldern heraus“, bemängelte Bauer die starke Orientierung an München und Oberbayern. Franken habe die gleichen Pfunde zu bieten, werde aber sträflich vernachlässigt.
Ein Musterbeispiel für das von Burgbacher geforderte Überwinden des Kirchturmdenkens nannte der stellvertretende Wunsiedler Landrat Horst Weidner mit den Radwegen von Marktredwitz nach Eger und von Wunsiedel nach Asch. „Wenn wir Touristen zu uns locken wollen, müssen wir das großflächiger machen, als bisher“, sagte Burgbacher.
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