Die Stiftung Verbundenheit liefert seit Kriegsbeginn im Rahmen der von ihr gestarteten „Humanitären Brücke Oberfranken – Transkarpatien“ dringend benötigte Hilfsgüter in die westukrainische Region Transkarpatien und hat auch von dort Evakuierungen von geflüchteten Frauen und Kindern nach Oberfranken durchgeführt. In der regionalen Hauptstadt konnte sich nach einem kürzlichen Besuch des Projektleiters, Dr. Marco Just Quiles, nun auch eine größere Delegation der Stiftung unter Leitung des Stiftungsratsvorsitzenden Hartmut Koschyk ein Bild der Lage vor Ort verschaffen. Wichtige Gespräche wurden mit dem Bürgermeister der Stadt Uschgorod, Bohdan Andriyiv und Mitgliedern des Stadtrates, den Repräsentanten des offiziellen Humanitären Koordinationszentrums und dem Chefarzt der städtischen Klinik Dr. Iwan Kurach sowie Vertretern der Deutschen Minderheit geführt. Die Delegation, die erneut einen LKW mit gespendeten Hilfsgütern aus Bayreuth mitbrachte, wurde auch von der Journalistin Sina Rees von „Radio Mainwelle“ aus Bayreuth begleitet.
Die vor vier Wochen von der Stiftung Verbundenheit und Partnern ins Leben gerufene „Humanitären Hilfsbrücke Oberfranken – Transkarpatien“ hat bereits mehr als 70 Paletten gespendeter Hilfsgüter mit Unterstützung der Spedition Maisel in die Westukraine gebracht. Vor Ort arbeitet die Stiftung mit dem Humanitären Koordinationszentrum der Stadt Uschgorod zusammen, dass die Hilfsgüter in Transkarpatien aber auch in der ganzen Ukraine verteilt. Seit kurzem beschäftigt die Stiftung Verbundenheit einen lokalen Mitarbeiter, Oleksander Chabanov, einen durch den Krieg arbeitslos gewordenen Deutschlehrer, der die Hilfsaktionen aber auch die im Rahmen der Hilfsbrücke organisierten Flüchtlingstransporte koordiniert. Die Journalistin Lene Dej, Korrespondentin des Ukrainschen Fernsehens in Uschgorod, und die Vertreterin der Deutschen Minderheit in Transkarpatien, Julia Taips, auch Stadträtin und Koordinatorin für Humanitäre Hilfe in der Stadt Munkatschewo in Transkarpatien, sind seit Beginn der „Humanitären Brücke“ zentrale Ansprechpartnerinnen für die Stiftung Verbundenheit und begleiteten die Gespräche in Uschgorod.
Zunächst konnte die Delegation der Stiftung Verbundenheit die Übergabe der gespendeten Hilfsgüter aus Oberfranken an das Humanitäre Koordinationszentrum Uschgorod, an der slowakisch-ukrainischen Grenze begleiten. Die erneut von der Spedition Maisel gelieferten Hilfsgüter wurden in den vergangenen Wochen sowohl von der Stiftung Verbundenheit als auch von der Ukraine-Hilfsgruppe der Universität Bayreuth unter Leitung von Nicolai Teufel gesammelt. Die Umladung wurde von der Bayreuther Radiosender „Mainwelle“, vertreten durch die Redakteurin Sina Rees, live dokumentiert. Wie schon beim ersten Hilfsgütertransport unterstützten die Bayreuther Studenten, Yarysa Kovdra und Tristan Heck, die Übergabe. Die Stiftung Verbundenheit bedankt sich bei den LKW-Fahrern der Firma Maisel, Michal Hampl und Jan Bouzek, für ihren erneuten Einsatz, aber auch bei dem Busunternehmen Busch aus Speichersdorf, die das Begleitfahrzeug kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, in dem Medikamente und Verbandsmaterial für das Krankenhaus in Uschgorod transportiert wurden.
Nach der Umladung wurde die Delegation vom Bürgermeister der Stadt Uschgorod, Bohdan Andriyiv, und Mitgliedern des Stadtrates und der Stadtverwaltung im Rathaus empfangen. Er dankte der Stiftung Verbundenheit für die humanitäre Hilfe und bekräftige seinen Wunsch, die gute Kooperation zwischen der Stiftung Verbundenheit und der Stadt Uschgorod weiter zu vertiefen. Die hunderttausend Einwohner Stadt Uschgorod beherbergt und versorgt derzeitig 50.000 Binnenflüchtlinge. Es fehle besonders an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Deswegen sei die Hilfe aus Oberfranken, so Bürgermeister Andriyiv, eine wichtige Stütze. Im Gegensatz zu anderen Grenzregionen verbleiben die meisten Binnenflüchtlinge in Ushgorod und reisen nicht aus der Ukraine aus:
„Uschgorod ist für viele Binnenflüchtlinge die vorläufige Endstation. Deswegen sind unsere städtischen Notunterkünfte kritisch überfüllt. Wir stoßen bei der Nahrungsmittel- aber auch der medizinischen Versorgung an unsere Grenzen. Diese Situation wird sich bei einer Intensivierung der Kampfhandlungen in den Kriegsgebieten der Ukraine weiter verschlimmern“.
Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk bedankte sich bei Bürgermeister Andriyiv für den herzlichen Empfang in dieser schrecklichen Kriegssituation. Die humanitäre Notsituation verlange eine schnelle und pragmatische Hilfe, besonders vor Ort. Dies habe die Stiftung Verbundenheit dazu bewogen, unmittelbar nach Beginn des Krieges aktiv zu werden. Die Stiftung baue dabei auf ein breites Netzwerk an Partnern in Deutschland und in der Ukraine. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Mittlerorganisation für die deutsche Bundesregierung im Rahmen der Förderung der Deutschen Minderheiten in der Ukraine, stehe man sowohl mit den lokalen Partnern in der Ukraine aber auch mit verschiedenen Bundesministerien im Kontakt. Vor dem Hintergrund der historischen Verbindungen zwischen Oberfranken und Transkarpatien habe man von Anfang an versucht, weitere Kooperationspartner in der Region Oberfranken in das Hilfsprojekt einzubinden. Mittlerweile unterstützen zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen die Humanitäre Hilfsbrücke, darunter der Zamirchor aus Bayreuth, die Spedition Maisel, das Busunternehmen Krieg und das Transportunternehmen Busch, das den Bus für die Delegationsreise zur Verfügung stellte. Stiftungsratsvorsitzender Koschyk zeigte sich zuversichtlich, dass die derzeitigen Gespräche mit dem Bundesministerium des Inneren und für Heimat sowie dem Auswärtigen Amt eine gezielte Hilfe, beispielsweise im Bereich der Nahrungsmittel- und Medikamentenspenden, ermöglichen werden. Koschyk dankte hier der Bayreuther Bundestagsabgeordneten und Parl. Staatssekretärin Anette Kramme, die mit der Stiftung „Verbundenheit“ wichtige Gespräche im Bundesinnenministerium und im Auswärtigen Amt geführt hatte und die „Humanitäre Brücke Oberfranken – Transkarpatien“ aktiv unterstützt. Koschyk und Just-Quiles sagten zu, auch weitere Möglichkeiten zu prüfen, logistische Hilfe bei der Versorgung von Kriegsflüchtlingen vor Ort zu leisten.
Die anwesenden RepräsentantInnen des Humanitären Koordinationszentrums der Stadt Uschgorod, Alla Chernobuk und Arsen Melkumyan, schilderten die aktuelle Versorgungssituation in den vom Zentrum eingerichteten Hilfsunterkünften. Es fehle an Lebensmittel, darunter vor allem haltbaren Lebensmittelkonserven und Babynahrung. Aber auch Hygieneartikel und Medikamente werden dringend gebraucht. Mit dem Team der Stiftung Verbundenheit konnte man in den vergangenen Wochen sehr gut und effektiv zusammenarbeiten. Der Projektleiter der Stiftung Verbundenheit für das Ukraine-Hilfsprojekt, Dr. Marco Just Quiles, erwiderte den Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Man werde sich nun darauf konzentrieren, großflächigere und spezifischere Hilfsgüter zu liefern.
Im Anschluss an das Treffen im Rathaus wurde die Delegation im städtischen Krankenhaus von Chefarzt Dr. Iwan Kurach empfangen. Die Versorgung vieler Kriegsflüchtlinge, von denen viele auch mit schweren Erkrankungen behandelt werden müssen, sei zunehmend komplizierter. Besonders dringend benötigte Medikamente seien schmerzlindernde und blutstillende Arzneimittel. Gezielte Medikamentenspenden aus Deutschland seien daher sehr willkommen. Chefarzt Dr. Kurach bedankte sich für die Bereitschaft der Stiftung Verbundenheit, einen baldigen Hilfstransport mit medizinischen Hilfsgütern zu organisieren. Im Anschluss an die Krankenhausführung übergaben Koschyk und Just-Quiles mehrere Kisten mit Medikamenten und Verbandsmaterial, die von der Humboldt-Apotheke Goldkronach und der Hausarzt-Praxis Wieland Lenhart Goldkronach gespendet wurden.
In einem weiteren Gespräch mit mehreren Vertretern der Deutschen Minderheit aus Transkarpatien erläuterte die Leiterin der Organisation „Deutsche Jugend Transkarpatiens“, Julia Taips, die Situation in der Region Munkatschewo, die traditionell Angehörige deutscher Minderheit, die sogenannten „Schönborn-Franken“ beheimatet. Mit ihren Organisationsstrukturen helfe seit Kriegsbeginn auch die deutsche Minderheit, die Kriegsflüchtlinge zu versorgen. Wie auch die Stadt Uschgorod ist Munkatschewo ein Zielpunkt für Flüchtlinge aus der ganzen Ukraine. Besonders dramatisch seien die vielen Transporte mit Waisenkindern, die in die Stadt kommen. Die „Deutsche Jugend Transkarpatiens“ kümmert sich in Absprache mit der Stadt um die Versorgung und Unterbringung dieser Kinder. Sehr kritisch ist die Lage im überregionalen Kinderkrankenhaus: es fehle an Medikamenten und viele schwerwiegende Erkrankungen wie beispielsweise Krebs können in der derzeitigen Lage nicht ausreichend behandelt werden. Auch hier sagte die Stiftung Verbundenheit zu, Möglichkeiten einer konkreten Hilfe so schnell wie möglich zu prüfen.
Die Journalistin Lene Dej, die Korrespondentin der Abteilung für nationale Minderheiten des ukrainischen Fernsehens im Studio Uschgorod ist, konnte im Anschluss an das Gespräch mit den Vertretern der deutschen Minderheiten ein Interview mit Stiftungsratsvorsitzenden Hartmut Koschyk und dem Projektleiter Dr. Marco Just Quiles über die Bilanz der Delegationsreise führen. Um den Besuchern aus Oberfranken einen weiteren Einblick in die Flüchtlingshilfe in der Stadt Uschgorod zu ermöglichen, besuchte die Delegation am Ende des Tages das Versorgungszentrum „Eulen-Nest“. Die Leiterin des Deutsche Sprachlernzentrum in Uschgorod, Dr. Viktoriya Syno, die seit Kriegsbeginn im Koordinationsteam des „Eulen-Nestes“ ehrenamtlich tätig ist, schilderte eindrucksvoll, wie täglich 50.000 Kriegsflüchtlinge in Uschgorod mit dem nötigsten vorsorgt werden. Der nächste Hilfstransport der Stiftung Verbundenheit und Partner wird auch Nahrungsmittel in das „Eulen Nest“ bringen.
Insgesamt hat der ukrainische Regierungsbezirk Transkarpatien, der mit ca. 1 Millionen Einwohnern so groß wie Oberfranken ist, derzeit 200.000 Kriegsflüchtlinge aufgenommen. Hartmut Koschyk zu dieser eindrucksvollen Zahl:
„Das ist noch viel Luft nach oben für gelebte Solidarität aus ganz Oberfranken für Transkarpatien, mit dem es durch die „Schönborn-Franken“ traditionelle geschichtliche und kulturelle Verbindungen gibt!“
Koschyk und Just-Quiles zeigten sich beeindruckt, wie andere europäische Länder derzeit Transkarpatien unterstützen. So kam mit dem Hilfstransport aus Bayreuth ein Hilfskonvoi mit 6 LKWs von Freiwilligen Feuerwehren aus Portugal und ein weiterer Hilfstransport aus Italien in Uschgorod an. „Daran könnten wir Oberfranken uns ein gutes Beispiel nehmen!“, so Koschyk.
Auf dem Rückweg von Uschgorod nach Bayreuth traf die Delegation Herrn Zoltán Tomásch in Metzenseifen/Medzev in der Slowakei von der Firma Rosenberg zum Gespräch. Die Firma Rosenberg stellt seit Beginn der Hilfsaktion der Stiftung Verbundenheit und den Kooperationspartner der „Humanitären Brücke Oberfranken – Transkarpatien“ ihre Fabrik als Zwischenlager zur Verfügung. Im Gespräch mit Werksleiter Tomásch, der auch Vorsitzender des örtlichen Karpatendeutschen Vereins ist, wurden weitere Kooperationsmöglichkeiten für die kommende Zeit besprochen.
Die Stiftung Verbundenheit dankt allen Partnern in der Ukraine und der Slowakei sowie den Kooperationspartnern in Oberfranken aber auch den politischen Unterstützern für die wichtige Zusammenarbeit im Rahmen der „Humanitären Brücke Oberfranken – Transkarpatien“:
„Besonders dankbar sind wir auch den vielen Menschen, die uns mit Sach- und Geldspenden sowie mit aktiver Mithilfe bei der Annahme, Verpackung und der Verladung der bislang gelieferten Hilfsgüter unterstützt haben!“, so Koschyk und Just Quiles.
Jetzt komme es darauf an, durch Sachspenden von Firmen, aber auch Geldspenden größere Transporte mit Lebensmitteln und medizinischen Hilfsgütern nach Transkarpatien zu organisieren. Hierbei erhofft sich die Stiftung Verbundenheit auch durch den Einsatz der Bayreuther Staatssekretärin Anette Kramme MdB eine Förderung aus dem Hilfsfonds des Auswärtigen Amtes für Humanitäre Hilfe für die Ukraine.
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