Goldkronach. Ein paar Tage so leben, wie die Benediktiner: „Wer kurz vor dem Burnout steht, dem hilft es in jedem Fall“, meint Schwester Mechthild Thürmer. Beim Auftakt des Kultursommers Schloss Goldkronach am Himmelfahrtstag in der katholischen Michaelskirche lud die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei „Maria Frieden“ in Kirchschletten dazu ein und appellierte zum Maßhalten. „Alles Extreme hat seinen Preis“, sagte sie.
Es ist seit Jahren eine gute Tradition, dass das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum mit einem geistlichen Impuls seine Veranstaltungsreihe startet. In diesem Jahr stehen bis weit in den Herbst fast 20 Konzerte, Vorträge, Lesungen und Führungen an verschiedenen Orten innerhalb der Stadt Goldkronach auf dem Programm.
Zum Auftakt berichtete Schwester Mechthild von ihrer Kindheit in Allersdorf bei Gößweinstein, von ihrem Eintritt in die Abtei „Maria Frieden“ und von ihrem Profess (Ordensgelübde) im Jahr 1980. Heimat, das Wort rieche nach Kindheit, sagte sie, es könne aber auch eine schöne Vorstellung sein, dass der Mensch seine Heimat im Himmel habe. Schwester Mechthild berichtete vom Leben in der Abtei, in dem sie tiefe Freude, Ausgeglichenheit, Offenheit und Einfachheit gefunden habe. „Das alles wollte ich finden, deshalb bin ich Schwester geworden“, so die gelernte Krankenschwester und ausgebildete Religionslehrerin.
Der Bundestagsabgeordnete und Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk nannte die Abtei Kirchschletten eine wahre Tankstelle für Körper und Geist. „Wer wirklich etwas für die Seele tun möchte, der sollte dort Einkehr halten“, so Koschyk, Gründungsmitglied und Initiator des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums.
Kirchschletten bei Zapfendorf ist ein kleiner Ort mit rund 120 Einwohnern am nördlichen Rand des Landkreises Bamberg. 1953 hatten die Benediktinerinnen dort ein Gut erworben und das Priorat Maria Frieden errichtet. Es wurde mit philippinischen Schwestern aus der Gründerabtei Immaculate Heart of Mary besetzt. 1973 wurde das Priorat von der Mutterabtei abgetrennt und vom Heiligen Stuhl zur Abtei Maria Frieden erhoben. Die Abtei gehört zur Föderation Bayerischer Benediktinerinnen und hatte 2007 rund 20 Schwestern, die bewusst ein „Miteinander verschiedener Kulturen und Sprachen“ leben. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Schwestern mit Hilfe eines landwirtschaftlichen Betriebes auf Grundlage des organisch-biologischen Landbaus, eines Gästehauses, einer Kerzenwerkstatt und eines Klosterladens.
Das Fürbitt- und das Segensgebet sprachen zum Auftakt des Kultursommer in ökumenischer Verbundenheit der evangelische Pfarrer Hans-Georg Taxis aus Goldkronach und Pater Georg Walkusz aus Bayreuth. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Vocalensemble „Dap du Waps“, einer Gruppe aus Bayreuth, die sich seit nunmehr zehn Jahren dem Acapella-Gesang verschrieben hatte und die neben Alter Musik, Jazz und Schlagern auch auf ein umfangreiches geistliches Repertoire verweisen kann.
Höhepunkt des Kultursommers ist am 27. Juli die literarisch-musikalische Begegnung „Alexander von Humboldt trifft Jean Paul“, die mit einer Sternwanderung und die, verbunden mit Rundgängen durch die Stadt, an verschiedenen Spielorten in Goldkronach Station macht. Neben Konzerten des Festivals Junger Künstler (10. und 24. August), der Zollkapelle der Bundesfinanzdirektion Südost aus Nürnberg (30. August) und der Sängerin Ellen Müller (5. Oktober)wird zum Humboldt-Tag am 13. September der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel sprechen.
Weitere Informationen zur Abtei Maria Frieden in Kirchschletten finden Sie HIER.
Zur Rede von Schwester Mechthild Thürmer OSB gelangen Sie HIER.
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