Alljährlich veranstaltet das Alexander von Humboldt Kulturforum in Bayreuth die so genannte „KOSMOS-Vorlesung“. Diese Vortragsreihe entstand in Anlehnung an die 61 „KOSMOS-Vorlesungen“, die Alexander von Humboldt ab 1826 in der Singakademie zu Berlin hielt und die sich größter Beliebtheit erfreuten, da nicht nur die damalige „High Society“ teilnehmen durfte, sondern alle an Humboldts Reiseberichten interessierten Bürger, erstmals auch Frauen. Aus diesen Vorlesungen entstand das fünfbändige Werk des Universalgelehrten „KOSMOS – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“, in welchem Humboldt dem Leser eine Gesamtschau der wissenschaftlichen Welterforschung zu vermitteln suchte.
In diesem Jahr führte das Humboldt-Kulturforum die „KOSMOS-Vorlesung“ erstmals in der Wenzelburg in Lauf sowie erneut im historischen Landratssaal der Regierung von Oberfranken durch.
Grund war das Thema und der Referent. Es war dem Humboldt-Kulturforum gelungen, den Professor für Neuere Geschichte der Karlsuniversität Prag, Prof. Dr. Ivan Jakubec zu gewinnen, der über das Thema sprach „Die Beziehung Alexander von Humboldts zu Böhmen“. Für die Veranstaltung in der Wenzelburg Lauf hatte sich der langjährige Honorarkonsul der Tschechischen Republik in Bayern, Hans-Peter Schmidt eingesetzt, der als Vorsitzender der Stiftung „Nürnberger Versicherung“ auch zu den treuen Förderern des Alexander von Humboldt-Kulturforums Schloss Goldkronach gehört, wofür ihm der Vorsitzende des Humboldt-Kulturforums, Hartmut Koschyk, in Lauf besonders dankte.
Gemeinsam mit dem 1. Bürgermeister der Stadt Lauf, Thomas Lang, und Stadträtin Erika Vogel freute sich Hans-Peter Schmidt, Prof. Jakubec und seine Frau Alena Jakubcová in der Wenzelburg begrüßen zu können, die sich als Deutsch-Tschechisches Kulturzentrum versteht. Auch die stv. Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, Margaretha Michel, und das Mitglied der Sudetendeutschen Bundesversammlung Dr. Dieter Piwernetz waren zu dem Vortrag nach Lauf gekommen.
Frau Alena Jakubcová ist ebenfalls wissenschaftlich tätig und hat als Musikwissenschaftlerin gemeinsam mit Matthias J. Pernerstorfer das umfangreiche Lexikon „Theater in Böhmen, Mähren und Schlesien. Von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert“ herausgegeben, das 2013 im Verlag der Österreichischen Akademie des Wissenschaften erschienen ist.
In Bayreuth hieß Oberfrankens neuer Regierungspräsident Florian Luderschmid, zugleich auch Vorsitzender der Oberfrankenstiftung, die Teilnehmer der „KOSMOS-Vorlesung“ im Landratssaal der Regierung von Oberfranken herzlich willkommen und bekundete seine feste Bereitschaft zur Fortführung der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Kulturforum, die ihm seine Amtsvorgängerin Heidrun Piwernetz bei deren Abschied sehr ans Herz gelegt hatte.
Im Hinblick auf das Thema des Abends „Die Beziehung Alexander von Humboldts zu Böhmen“ konnte Regierungspräsident Luderschmid berichten, dass bereits eine enge Verbindung zwischen Oberfrankens zum benachbarten tschechischen Bezirk Karlsbad bestehe, die künftig weiter ausgebaut und vertieft werden soll.
Die Veranstaltung in Bayreuth fand in Kooperation mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft und der Deutsch-Tschechischen-Gesellschaft statt, deren Vorsitzende Frau Monika Stock mit dem Ehepaar Jakubec eine interessante Stadtführung durch Bayreuth unternommen hatte und mit Mitgliedern der Gesellschaft an der Vortragsveranstaltung teilnahm.
Der Referent Prof. Dr. Ivan Jakubec, geboren 1960 in Prag, ist Direktor des Instituts für Wirtschafts – und Sozialgeschichte der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität Prag, ehem. Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und Vorstandsmitglied des Alexander von Humboldt-Clubs der Tschechischen Republik. Gleich eingangs wies Jakubec darauf hin, das Alexander von Humboldt von seinem Studienort Freiberg in Sachsen aus über Böhmen nach Franken reiste, wo er dann fünf sehr fruchtbare Jahre verbrachte, die sein künftiges Leben entscheidend mit prägten.
Es war im Sommer 1791, als Alexander von Humboldt erstmals eine 170 km lange Reise von der Grenze Sachsens durch das Böhmische Mittelgebirge unternahm und – so wie es für ihn „verpflichtend“ war – zahlreiche Gesteinsproben sammelte. Akribisch genau listete Prof. Jakubec auf, wann er welchen Wissenschaftler, Politiker oder Wirtschaftsvertreter traf, worüber er sich mit ihnen austauschte und welche Erkenntnisse er von seinen Studienreisen nach Böhmen mitbrachte. Auch sind zahlreiche Briefwechsel mit namhaften Persönlichkeiten dokumentiert wodurch deutlich wurde, wie vielschichtig Humboldts Interesse an allen Persönlichkeiten und Themen war, denen er in seinem Leben begegnete.
Aufgrund seiner zahlreichen neuen Beziehungen, die er zu Böhmen und seiner Bevölkerung in vielen Besuchen knüpfte, sind bis heute einige Gebäude, Straßen und Plätze nach ihm benannt, auch ein Zug für Touristen trägt Humboldts Namen. Im Jahr 1839 war er letztmals in Böhmen. Auch etliche Auszeichnungen durfte Humboldt in Böhmen entgegennehmen: er wurde Ehrenmitglied der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen, der Königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften sowie Ehrendoktor der Karl-Ferdinands-Universität in Prag.
Zum Abschluss seines Vortrags berichtete Prof. Jakubec über die Tätigkeit des Humboldt-Clubs Prag, dem er selbst auch als Vorstandsmitglied angehört. Der Humboldt-Club ist ein Verein von ehemaligen und aktuellen Stipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung, Preisträgern der Stiftung und anderen an Alexander von Humboldt interessierten Persönlichkeiten , dessen Aufgabe es ist, die Entwicklung wissenschaftlicher und kultureller Aktivitäten in der Tschechischen Republik sowie den Austausch zwischen deutschen und tschechischen Wissenschaftlern zu vertiefen.
An den Vortrag von Prof. Jakubec schloss sich eine rege Diskussion an, wodurch das große Interesse des Auditoriums an Alexander von Humboldts engen Beziehungen zu Böhmen deutlich wurde.
Die „Kosmos-Vorlesung“ in Bayreuth wurde vom Regionalmanagement der Stadt und des Landkreises Bayreuth gefördert, wofür der Vorsitzende des Humboldt-Kulturforums, Hartmut Koschyk, dessen Geschäftsführerin Eva Rundholz herzlich dankte.
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