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Zehn Gebote als Leitplanken des Lebens / Ehemaliger bayerischer Ministerpräsident Günther Beckstein beim CVJM in Bayreuth
10. März 2012
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Beckstein 1

Bayreuth. Die Zehn Gebote stellen eine praktische Gebrauchsanweisung dar, sie sind die „Leitplanken des Lebens“, die Politik können sie allerdings nicht ersetzen. Zu diesem Schluss kommt der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, der nicht nur als Politiker jahrzehntelang in der Öffentlichkeit stand und immer noch steht, sondern dabei auch immer auf seine christlichen Wurzeln verwiesen hat. Unter dem Titel „Die Zehn Gebote“ hatte er ein Buch veröffentlicht, indem er den Geboten immer wieder persönlichen Erlebnissen aus seiner politischen Karriere entgegensetzt. Am Freitagabend stellte er das Buch beim CVJM in Bayreuth vor.

Beckstein sei als bewusster Christ in die Politik gegangen und habe das auch nie verleugnet, sagte Bernd Völkl vom CVJM, der sich über fast 200 Zuhörer freuen konnte, so viel wie nie zuvor bei einem Vortragsabend. Die Zeit beim CVJM habe ihn tatsächlich ganz entscheidend geprägt, sagte Beckstein. Dafür sei er dem CVJM sehr dankbar. Noch heute sei er der festen Überzeugung, dass man in der Jugendarbeit sehr viel mehr lernen könne, „als in vielen, vielen Stunden Unterricht“.

Dennoch sei er der festen Überzeugung, dass seine tiefe religiöse Prägung als evangelischer Christ mit dem Amt des Innenministers, das Beckstein zwischen 1993 und 2007 ausübte und in dem es auch darum gegangen sei, Ausländer abzuschieben oder einen Schießbefehl zu erteilen, zu vereinbaren sei. Er habe sich damals ganz bewusst für das Innenministerium entschieden, denn, so Beckstein: „Hätte es stattdessen jemand machen sollen, der kein Christ ist?“

Eindringlich appellierte Beckstein dafür, die Religionsfreiheit hochzuhalten. Toleranz müsse aber auch bedeuten, „dass andere Religionen uns gegenüber tolerant sind“. Wer dagegen zu Hass gegen Christen aufruft, habe bei uns nichts zu suchen, verteidigte er eine frühere Entscheidung, einen islamischen Hassprediger aus Mittelfranken gegen dessen Willen gewaltsam auszuweisen.

Beckstein 2

Beckstein verteidigte auch das „C“ im Namen seiner Partei. „Wir wollen eine Politik auf der Basis christlicher Grundwerte machen“, sagte er. Deshalb werde von den Mitgliedern die Zustimmung zu diesen Grundwerten vorausgesetzt. Er gab auch zu bedenken, dass innerhalb der CSU katholische und evangelische Christen bereits zu einer Zeit zusammengearbeitet hätten, als Ökumene in den Kirchen noch völlig unbekannt war. Dennoch gebe es auch genügend andersgläubige innerhalb der CSU.

Einen Fehler nannte Beckstein die Abschaffung des Buß- und Bettages als gesetzlichen Feiertag. Allerdings sei es nicht nur ein Fehler der Politik gewesen, auch die evangelische Kirche habe damals zugestimmt. Vehement sprach er sich gegen weitere Lockerungen des Sonntagsschutzes zu Gunsten von Einkaufssonntagen aus. Man benötige einfach Zeit zum Loslassen und zum Nachdenken, deutlich weniger Menschen würden unter Burn-Out leiden, wenn sie nur den Sonntag einhalten würden.

Auf Nachfrage äußerte sich Beckstein zum Atomausstieg der Bundesregierung und räumte dabei ein, „eine Sondermeinung“ zu haben. Während Deutschland Atomkraftwerke mit höheren Sicherheitsstandards ausschalte, beziehe es Strom aus Tschechien und Frankreich, wo niedrigere Sicherheitsstandards herrschen. „Ausgerechnet wir, das Land mit den höchsten Sicherheitsanforderungen, schalten ab“, wunderte sich Beckstein, der überzeugt davon ist, dass sich in Deutschland eine Explosion wie in Fukushima aufgrund von eingebauten Waserstoffkatalysatoren niemals ereignen hätte können.

Am Beispiel des Heiligen Antonius machte Beckstein deutlich, dass sich auch ein Protestant einen Heiligen zum Vorbild nehmen kann. Ein Bettler sei genauso viel wert und habe die gleiche Menschenwürde, wie ein Ministerpräsident, das ist die zentrale Botschaft, die der Heilige Antonius nach Auffassung Becksteins vermittle. Deshalb sei eine entsprechende Figur durch alle seine Büros hindurch immer mit umgezogen. Im Büro des Ministerpräsidenten habe dafür sogar eine Büste von Franz Josef Strauß weichen müssen, bekannte er scherzhaft. Geholfen habe ihm der Heilige Antonius beispielsweise bei seinem faktischen Rücktritt im Oktober 2008. Obwohl dies eine schmerzhafte Entscheidung gewesen ist, sei ihm damals auch klar geworden, dass derjenige ohne Amt vor Gott genauso viel Wert ist, wie derjenige mit Amt.

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