Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, wird in diesen Tagen die Republik Estland besuchen. Im Zentrum der Reise steht eine Begegnung mit Vertretern der Deutschen Minderheit im Land. Zuvor trifft Bundesbeauftragter Koschyk mit der Unterstaatssekretärin für kulturelle Vielfalt im estnischen Kulturministerium, Anne-Ly Reimaa, und dem Staatssekretär im Innenministerium, Lauri Lugna, sowie dem Mitglied des Verfassungsausschusses des estnischen Parlaments Mart Nutt zusammen, die alle mit Minderheitenfragen befasst sind. Im estnischen Außenministerium wird er von Unterstaatssekretärin Annely Kolk zu einem Gespräch empfangen werden. Über die Situation der in Estland lebenden Deutschen wird sich Bundesbeauftragter Koschyk auch mit dem Pfarrer der deutschen Gemeinde innerhalb der Estnisch Evangelisch-Lutherischen Kirche, Matthias Burghardt, austauschen.
Bundesbeauftragter Koschyk wird sich auch über die allgemeine Lage von nationalen Minderheiten in Estland informieren. Diesem Ziel dienen Begegnungen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Instituts für Menschenrechte, Mart Rannut, mit dem Vorsitzenden des Vereins der russischen Kulturgesellschaften, Roman Ljagu, und mit dem Vorsitzenden der Stiftung “Open Republic“, Jevgeni Krischtafowitsch.
Estland ist nördlichste der baltischen Länder; die Mehrheitsbevölkerung der Esten spricht eine dem Finnischen eng verwandte Sprache. Zunächst unter dänischer Oberherrschaft fiel das Land ab dem 14. Jahrhundert an den Deutschen Orden, dessen Herrschaft mit dem Zuzug vieler Deutscher einherging. 1561 unterstellte sich erst Nord-Estland der schwedischen Oberherrschaft, 1629 fiel auch das südlichere Livland an Schweden. 1710 schließlich eroberte Zar Peter der Große für das Russische Reich das nördliche Baltikum, beließ den dort lebenden Deutschen jedoch ihren Autonomiestatus.
Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte Estland seine staatliche Unabhängigkeit. Im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes wurde es von sowjetischen Truppen besetzt, eine massive Russifizierungspolitik schloss sich an. Seit 1990 ist Estland wieder unabhängig, 2004 trat das Land der Europäischen Union und der NATO bei. Die alteingesessene baltendeutsche Bevölkerung hat das Land während des Zweiten Weltkriegs praktisch vollständig verlassen, die heutige deutsche Minderheit besteht aus Russlanddeutschen, die aus der Sowjetunion dorthin umgezogen sind.
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