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Bundesbeauftragter Koschyk spendet den mit 1.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft dem „Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ in Nördlingen für das Projekt der Überführung seines Archiv- und Museumsgutes nach Tetschen-Bodenbach / Děčín
2. Oktober 2017
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Gemeinsam mit dem Sprecher und Bundesvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft und langjährigen Europaabgeordnete Bernd Posselt  bei der Preisverleihung des Menschenrechtspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, hat im Rahmen des 68. Sudetendeutschen Tags in Augsburg im Juni 2017 den mit 1.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft verliehen bekommen. Die Auszeichnung nahm der Sprecher und Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und langjährige Europaabgeordnete Bernd Posselt vor. Sie wurde 2001 zum ersten Mal an Emilie Schindler, die Witwe des Retters etwa 1200 jüdischer Menschen Oscar Schindler („Schindlers Liste“). Weitere Preisträger sind der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International Tilman Zülch (2003), der US-amerikanische Völkerrechtler Prof. Dr. Alfred-Maurice de Zayas (2004), der tschechische Dokumentarfilmer David Vondráček (2013) sowie der Historiker Prof. Dr. Manfred Kittel (2015).

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Die entstehende Heimatstube im Tetschner Schloss

Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro hat Bundesbeauftragter Koschyk jetzt dem „Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ in Nördlingen für das Projekt der Überführung seines Archiv- und Museumsgutes nach Tetschen-Bodenbach / Děčín in der Tschechischen Republik zur Verfügung gestellt. Koschyks Schwiegervater Kurt Rehnelt stammt aus Tetschen-Bodenbach. Bis heute leben Verwandte von Koschyks Schwiegervater als Angehörige der deutschen Minderheit dort.

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Mit der Überführung des umfangreichen Nachlasses will der Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach rechtzeitig dafür sorgen, dass die in Jahrzehnten gesammelten Archivalien, Bücher und musealen Gegenstände in der nordböhmischen Heimat Tetschen/ Děčín in Zukunft dauerhaft fortbestehen. Darüber hinaus wird durch die zweisprachigen Tetschner Archivare garantiert, dass die Bestände künftig von deutschen wie von tschechischen Interessenten genutzt werden können.

Der „Heimatverband Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.“ wurde 1955 mit dem Ziel gegründet, die nach der Vertreibung aus der Heimat weit verstreuten deutschen Bewohner des Kreises Tetschen-Bodenbach im Norden der heutigen Tschechischen Republik, nahe der Grenze zum Bundesland Sachsen, zusammenzuführen und eine rege Verbindung der Landsleute untereinander aufrecht zu erhalten. Von Anbeginn pflegte man die Erinnerung an die Kultur der nordböhmischen Heimat und unterstützte alle Tätigkeiten, die sich auf die ehemaligen Bewohner des Kreises Tetschen-Bodenbach und deren Nachkommen beziehen.

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Die entstehende Heimatstube im Tetschner Schloss

Die Erfassung der heimatvertriebenen Einwohner führte in den vergangenen Jahrzehnten zum Aufbau einer rund 100.000 Personen umfassenden Kartei. Seit 1949, also noch vor Gründung des Heimatverbandes, wurden bis 1953 alljährlich und ab diesem Jahr alle zwei Jahre Heimatkreistreffen veranstaltet. Eine große Zahl von Vorträgen und Ausstellungen sowie vielfältige Publikationen zu heimatkundlichen Themen wurden seit der Gründung des Verbandes durchgeführt bzw. herausgebracht. Die wichtigste Veröffentlichung des Heimatverbandes ist seit 1948 die Heimatzeitung „Trei da Hejmt!“ (Dialekt: „treu der Heimat“) – Nordböhmischer Heimatbrief, die jeden Monat erscheint. In Nördlingen unterhält der Heimatverband seit 1955 eine Geschäftsstelle.

Ab 1958 wurde in Nördlingen das alte Krankenhaus zum Stadtmuseum umgestaltet und am 1. August 1959 erhielt der Heimatverband darin zwei Räume. Damit hatten die Heimatvertriebenen einen Platz, um ihr Kulturgut auszustellen. Weil das Museum in den 1990er Jahren neu konzipiert und umgebaut wurde, musste der Heimatverband seine Heimatstube aufgeben und erhielt dafür im ersten Stock eine kleine Ausstellungsecke.

Auf Betreiben des Archiv- und Museumswarts Kleiner beschloss die Mitgliederversammlung des Heimatverbandes, die archivalischen und musealen Bestände in die städtischen Einrichtungen Nördlingens einzugliedern. Da die Stadt die notwendige Inventarisierung der inzwischen umfangreichen Bestände nicht leisten konnte, beschloss man, dies selbst zu übernehmen, und 2003 konnte mit der Stadtverwaltung eine Vereinbarung über eine Dauerleihgabe abgeschlossen werden.

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Die entstehende Heimatstube im Tetschner Schloss

Nachdem sich seit der Wende 1989 die Kontakte vor allem zu den Tetschen-Bodenbacher Archivaren, aber auch zur Stadtverwaltung von Tetschen-Bodenbach / Děčín sowie zu dortigen sozialen und kulturellen Vereinigungen immer intensiver entwickelt hatten, kam 2012 die Idee auf, das gesamte Archiv- und Museumsgut sowie die Bücher des Heimatverbandes in das heutige Tetschen-Bodenbach / Děčín zu überführen. Anfang Oktober 2014 erfolgte die Zusage des Tetschner Staatlichen Kreisarchivs, den Gesamtbestand zu übernehmen. Danach beschloss die Mitgliederversammlung einstimmig, die Sammlungen als Schenkung zu übergeben, und Archiv und Bibliothek des Heimatverbandes wurden von den Archivaren des Kreisarchivs Tetschen unter der Leitung von Jan Němec und Peter Joza in Nördlingen abgeholt. Nur einige repräsentative Ausstellungsobjekte verbleiben im Nördlinger Stadtmuseum, da die Heimatvertriebenen schließlich einen markanten Teil der Nördlinger Stadtgeschichte bilden.

Koschyk: „Das Projekt des ‚Heimatverbandes Kreis Tetschen-Bodenbach e.V.‘ zur Überführung seines Archiv- und Museumsgutes nach Tetschen-Bodenbach / Děčín findet meine vollste Unterstützung, dient dies doch nicht nur dazu, das Erbe der Heimatvertriebenen aus dem Kreis Tetschen-Bodenbach dauerhaft zu sichern und nachhaltig für Forschung und Dokumentation gerade auch durch die tschechische Bevölkerung nutzbar zu machen. Das Projekt ist vom Wunsch des Heimatverbandes nach Verständigung in den deutsch-tschechischen Beziehungen getragen und verdeutlicht die lebendige ‚Brückenbauerfunktion‘, die den deutschen Heimatvertriebenen in einem zusammenwachsenden Europa zukommt. In diesem Geiste hat der Vorsitzende des Heimatverbandes Kreis Tetschen-Bodenbach Herwig Heisler, mir mitgeteilt: Vor allem das große Interesse der nachwachsenden Generation in der Heimat unserer Herkunft an unserem Vertreibungsschicksal und an der untergegangenen Kultur der ursprünglich deutschen Bevölkerung hat uns zu diesem Schritt bewogen“.

Zur Internetseite des Heimatverbandes Kreis Tetschen-Bodenbach e.V. gelangen Sie hier.

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