Für Deutschland International
Diskussionsveranstaltung: Zwischen Kulturen und politischen Systemen / Deutsche Minderheiten im östlichen Europa unter den Bedingungen von Diktatur und Demokratie
12. Dezember 2016
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Vortrag des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, zum Thema »Die deutschen Minderheiten nach 1989«

Zum Jahresabschluss luden das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, die Botschaft von Ungarn sowie die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu einer gemeinsamen Veranstaltung in die ungarische Botschaft in Berlin ein.

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Einführungsvortrag von Prof. Dr. Matthias Weber, Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa

In der Veranstaltung ging es um die unterschiedlichen Rollen gehen, die die deutschen Minderheiten im östlichen Europa vor und nach der politischen Wende von 1989 gespielt haben. Es sollte der Frage nachgegangen werden, ob die deutschen Minderheiten in der Sowjetunion, Polen, Ungarn oder Rumänien unter den Bedingungen der kommunistischen Diktatur ihre Sprache und Kultur erhalten und ob sie politisch und gesellschaftlich als Gruppe in Erscheinung treten konnten.

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Podiumsdiskussion unter Moderation von Dr. Manfred Sapper, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e. V., (Mitte) mit Bernard Gaida (Links), Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten und Vorsitzende des Verbands der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), Dr. Hajnalka Gutai (2. von links), Leiterin der Geschäftsstelle der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Olga Martens (2. von rechts), erste stv. Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur (IVDK) in der Russischen Föderation und Dr. Paul-Jürgen Porr (rechts), Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR)

Darüber hinaus wurde gefragt, ob Vertreter der deutschen Minderheiten in die – mehr oder weniger friedlichen – „Revolutionen“ zwischen 1989 und 1991 eingebunden waren und wie sich die Veränderung der politischen Rahmenbedingungen auf die Lage der Minderheiten ausgewirkt hat. Hat die Ausreise der Deutschen den Anfang vom Ende ihrer Präsenz im östlichen Europa eingeläutet? Wie haben die verbliebenen Deutschen die Chancen einer gruppenspezifischen Entwicklung unter demokratischen Rahmenbedingungen genutzt? Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Wahl von Klaus Johannis zum Staatsoberhaupt Rumäniens für das Zusammenleben der deutschen Minderheiten mit der „Mehrheitsgesellschaft“? Kann von einer politischen und kulturellen Brückenfunktion der deutschen Minderheiten gesprochen werden?

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Vortrag von Dr. Peter Ulrich Weiß, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam, zum Thema »Die deutschen Minderheiten bis 1989«

Bei der Veranstaltung war auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB zugegen. In seinem Einführungsvortrag erklärte Bundesbeauftragter Koschyk u.a., dass so wichtig für die Deutschen Minderheiten auch die Selbstvergewisserung ihrer eigenen sprachlichen und kulturellen Identität sei, es nicht minder wichtig ist, dass sich die Angehörigen der Deutschen Minderheiten auch in die Gesamtgesellschaft ihres Heimatstaates einbringen. „Nur so können sie die wichtige Brückenfunktion auch ausüben. Des-halb ist es gut, dass die Angehörigen der Deutschen Minderheiten auch politische Mandate übernehmen. Teilweise geschieht dieses über eigene Wahllisten, teilweise mittels Kandidaturen auf Listen der allgemeinen politischen Parteien; einen Königsweg gibt es hier nicht. So haben sich bei der Begegnung deutscher Minderheiten mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel während der letzten Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten im November 2016 in Berlin nicht nur die Vertreter der Selbstorganisationen der Deutschen Minderheiten und deren Jugendorganisationen, sondern auch mehrere Abgeordnete nationaler Parlamente aus den Reihen der Deutschen Minderheiten vorstellen konnte. Und immerhin wurden seit 1989 bereits zweimal Angehörige einer Deutschen Minderheit zum Staatspräsidenten ihres Landes gewählt: 1999 Rudolf Schuster in der Slowakei und 2015 Klaus Johannis in Rumänien“, so Bundesbeauftragter Koschyk.

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S.E. Péter Imre Györkös, Botschafter der Republik Ungarn in Deutschland

S.E. Péter Imre Györkös, Botschafter der Republik Ungarn in Deutschland, schloss die Veranstaltung mit seinem persönlichen Schlusswort ab.

Zum Redebeitrag von Bundesbeauftragter Koschyk gelangen Sie hier.

Das Programm der Veranstaltung gelangen Sie hier.

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There is 1 comment

  • Christian Hopp sagt:

    Ich war gestern als Zuhörer in der Veranstaltung und bin mit einem positiven Eindruck nach Hause gegangen. Das Thema der Deutschen Minderheiten und die Fragen der Folgen von Zwangsmigration beschäftigt mich nun seit einiger Zeit. Auslöser war ein Besuch in Danzig im Jahre 2001, an dem ich nach Spuren meiner Vorfahren gesucht habe. Mir sind zwar im Stadtarchiv Dokumente gezeigt worden, die Unterschrift eines meiner Vorfahren trugen, aber die Recherche war wegen meiner fehlenden polnischen Sprachkenntnisse sehr mühsam. Die Grabplatte im Mariendom war zerstört und dadurch unauffindbar und die Ausstellung im Danziger Rathaus sorgte auch für Verwirrung, weil die Deutsche Geschichte Danzigs zugunsten einer einseitigen polnischen Darstellung nicht zufriedenstellend. Ich möchte Sie daher ermuntern, weiter mit der polnischen Seite daran zu arbeiten, dass die Geschichte für die Polen und die Deutschen richtig dargestellt wird. Bei der gestrigen Veranstaltung wurde zurecht darauf hingewiesen, dass Minderheitenrechte Menschenrechte sind, deshalb wünsche ich mir ein offensiveres Eintreten der deutschen Regierung für die Minderheit der Sinti und Roma in den Ländern der Europäischen Union und den Beitrittsländern auf dem Balkan. Diese Minderheit hat im Gegensatz zu den Deutschen in Osteuropa keine zahlungskräftige Lobby hinter sich. Uns Deutschen würde es gut anstehen nach dem Genozid durch die Nazis als Lobby für diese Minderheit aufzutreten.
    Christian Hopp 13.12.2016

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