RDU-Vorsitzender Wolodymyr Leysle, RDU-Artmanagerin Angelina Schardt, Vizeminister Andri Witrenko, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB, Filmemacherin Elwira Plesska, Maler Harry Ruff, Heinrich Zertik MdB, „Wiedergeburt“-Vorsitzender Wolodymyr Pinkowsky
In den Räumlichkeiten der Ukrainischen Botschaft in Berlin fand zum ersten Mal der „Abend der deutschen Minderheit der Ukraine“ statt, der vom Rat der Deutschen in der Ukraine (RDU) mitorganisiert wurde. Die Schirmherrschaft hatten Botschafter Dr. Andri Melnyk und der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, übernommen. Ehrengast war der Vizeminister im ukrainischen Kulturministerium, Andri Witrenko, der zuvor im Bundesministerium des Innern mit Bundesbeauftragtem Koschyk zusammengetroffen war und dort die Wiederaufnahme der Arbeit der deutsch-ukrainischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der deutschen Minderheit vereinbart hatte . Zugegen waren weitere zwei Bundestagsabgeordnete: Der Amtsvorgänger Koschyks und Parlamentarische Staatssekretär a.D. Dr. Christoph Bergner sowie der erste russlanddeutsche Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik.
Gezeigt wurde an diesem Abend zum einen die Bilderserie „Deutsche Kirchen in der Ukraine“, die aus Anlass des bevorstehenden 500. Jahrestages der Reformation Martin Luthers und mit Unterstützung des RDU von dem schwarzmeerdeutschen Künstler Harry Ruff geschaffen worden ist. Zum anderen wurde der Dokumentarfilm von Elwira Plesska „Wir sind keine Fremden“, der das mehr als 200jährige Wirken von Deutschen in Odessa darstellt, dem interessierten Publikum präsentiert.
Botschafter Melnyk hob in seiner Begrüßung die Brückenfunktion der Deutschen in der Ukraine und der aus der Ukraine stammenden Aussiedler in der Bundesrepublik Deutschland hervor. Er erinnerte an den eindrucksvollen Auftritt der aus der Ukraine stammenden Miss Germany 2015, Olga Hoffmann, bei der Veranstaltung „Heimat – Identität – Glaube“ am 12. November 2015 im Bundesministerium des Innern , wo diese ihr Bekenntnis zur neuen Heimat, aber auch ihre nach wie vor starke Verbundenheit mit ihrer alten Heimat in der Ukraine erläuterte. Der Botschafter dankte dem RDU für die Zusammenarbeit und schloss mit dem Goethe-Zitat „Das Große und Gescheite existiert immer in der Minderheit“.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, hob in seinem Grußwort den Selbstbehauptungswillen der Deutschen in der Ukraine hervor, der sich trotz des harten Schicksals in der Vergangenheit entwickelt habe und in besonderer Weise auch in den Bildern von Harry Ruff zum Ausdruck käme. Die Bundesregierung werde die Deutschen in der Ukraine auch weiterhin unterstützen.
Vizeminister Witrenko zog in seinem Grußwort eine positive Bilanz der vorangegangen Beratung mit Bundesbeauftragtem Koschyk, in der die Wiederaufnahme der Arbeit der deutsch-ukrainischen Regierungskommission vereinbart worden war. Die Deutsche Minderheit in der Ukraine spiele ebenso wie die anderen Minderheiten in der Ukraine eine bedeutende und unverzichtbare Rolle in den Beziehungen des Landes mit seinen europäischen Nachbarn, insbesondere auf dem Gebiet der Kulturpolitik.
Der Vorsitzende des Rates der Deutschen in der Ukraine, Wolodymyr Leysle, zeigte sich sichtlich erfreut über den Erfolg der Beratungen zwischen Vizeminister Witrenko und Bundesbeauftragtem Koschyk. Er gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass durch die gemeinsame Regierungskommission nicht nur die Probleme der deutschen Minderheit in der Ukraine besser angegangen werden können, sondern dass durch die verbesserte Zusammenarbeit auch die Ukraine als Ganzes auf ihrem Weg der Modernisierung und Europäisierung profitieren werde.
Maler Harry Ruff (Mitte) mit RDU-Vorsitzenden Wolodymyr Leysle, Botschafter Dr. Andri Melnyk, Bundesbeauftragtem Hartmut Koschyk MdB und Bundestagsabgeordnetem Heinrich Zertik
Der Maler Harry Ruf, der am 4. März 1931 im Dorf Oserowka im südukrainischen Gebiet Cherson geboren und 1941 mit seiner Familie nach Sibirien deportiert wurde, dankte den Veranstaltern für die Möglichkeit, seine Werke in Deutschland zeigen zu können. Er habe noch viel Kraft und wolle auch weiterhin künstlerisch schaffen. Tief bewegt brachte er seinen größten Wunsch zum Ausdruck: In der Ukraine solle das Volk wieder „im Frieden, in der Schönheit“ leben. Dazu könne und müsse die Kunst einen Beitrag leisten.
Einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum hinterließ der Dokumentarfilm „Wir sind keine Fremden“ der Historikerin und Heimatforscherin Elwira Plesska, der die vielfältigen Spuren der deutschen Kolonisten in der Stadt Odessa und deren Umland sowie den Beitrag der Deutschen zur ökomischen und kulturellen Entwicklung dieser Region zeigt, aber auch sehr empathisch für das Leid der deutschen Bevölkerung in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und der sowjetischen Repressionen sensibilisiert.
In der anschließenden, von der in Berlin lebenden Ukrainerin Olexandra Bienert moderierten Diskussionsrunde bezeichnete Bundesbeauftragter Koschyk diesen Dokumentarfilm als ausgesprochen gelungen und äußerte den Wunsch, dass er nicht nur in Schulen in der Ukraine, sondern auch in Deutschland gezeigt werde. Dass sich die Deutschen in der Ukraine auch kulturell auf höchstem Niveau artikulieren können, zeige dieser Film ebenso wie die hervorragenden Bilder von Harry Ruff.
Der russlanddeutsche Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik, dessen Vorfahren aus der Ukraine stammten, verwies auf das große Potenzial, das für eine stärke Einbeziehung der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion, aber auch der in Deutschland lebenden russlanddeutschen Aussiedler in die Beziehungen ihrer Heimat- bzw. Herkunftsländer mit Deutschland besteht. Er berichtete von der kürzlich beschlossenen Kooperation seines Heimatlandkreises Lippe mit der nordwestukrainischen Region Luzk.
Der Vorsitzende der Gesellschaft der Deutschen in der Ukraine „Wiedergeburt“, Wolodymyr Pinkowsky, erklärte, die Deutschen in der Ukraine wollten als loyale und gleichberechtigte Bürger einen Beitrag zur Erneuerung des Landes im Geist von Demokratie und Europa leisten. Dabei seien gerade Erfahrungen aus der Bundesrepublik Deutschland sehr hilfreich, welche die Angehörigen der Deutschen Minderheit mit ihrer bikulturellen Kompetenz besonders gut vermitteln könnten.
Der Vorsitzende des Rates der Deutschen der Ukraine, Wolodymyr Leysle, dankte zum Schluss der Diskussionsrunde noch einmal Botschafter Melnyk für die Möglichkeit, diese Veranstaltung in den Räumen der Botschaft durchführen zu können. Es sei die erste Veranstaltung des RDU in der Botschaft überhaupt gewesen und er hoffe auf eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit.
Zum Grußwort von Bundesbeauftragten Koschyk gelangen Sie hier.
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