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Grußwort anlässlich des Koreafestival in St. Ottilien vom 24. bis 25. Juni 2016
24. Juni 2016
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Grußwort

anlässlich des Koreafestival in St. Ottilien vom 24. bis 25. Juni 2016

Als Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums und Ko-Vorsitzender des deutsch-koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Aspekten der Wiedervereinigung freut es mich sehr, das heute in der Erzabtei des Benediktinerordens unter der Schirmherrschaft der Botschaft der Republik Korea dass „Koreafestival St. Ottilien“ eröffnet wird.

Durch das „Koreafestival St. Ottilien“ können die Besucher nicht nur zwei Tage lang das fernöstliche Land in seinen verschiedenen kulturellen Facetten im Klosterdorf erleben. Das Koreafestival St. Ottilien erinnert auch daran, dass die Missionsbenediktiner Wegbereiter zur Verbreitung des christlichen Glaubens auf der koreanischen Halbinsel waren und auch einen großartigen Beitrag dazu leisteten, das Wissen über Korea in Deutschland zu verbreitern und damit auch einen wichtigen Grundstein für die deutsch-koreanische Freundschaft zu legen.

Beispielhaft hierfür ist sicherlich das Leben und Wirken von Andre Eckardt, der 1905 als Novize der Benediktinerabtei St. Ottilien beitrat und im Dezember 1909 nach Korea kam. Während seines 20-jährigen Aufenthaltes in Korea widmete Andre Eckardt sich intensiven Sprachstudien in Koreanisch und befasste sich eingehend mit vielen Bereichen der koreanischen Kultur, vor allem der koreanischen Kunst. Er hat etliche Standardwerke zur Sprache, Kultur und Geschichte Koreas verfasst und gilt als Begründer der deutschen Koreanistik. Die Verbundenheit der Missionsbenediktiner zu Korea kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass der EOS Klosterverlag der Erzabtei St. Ottilien unter der Leitung von Pater Dr. Cyrill Schäfer die Werke des koreanischen Schriftstellers Mirok Li neu aufgelegt hat.

Waegwan

Besuch in Kloster Waegwan im Jahr 2014: Ko-Vorsitzender Hartmut Koschyk MdB, der Repräsentant des pastoralen Hilfswerkes päpstlichen Rechts „Kirche in Not“ in Korea, Johannes Klausa, der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes und Vorstandsmitglied des Vereins Deutsch-Koreanisches Forum e.V., Manfred Nüssel, Botschafträtin Ute Katzsch-Egli von der Deutschen Botschaft in der Republik Korea gemeinsam mit dem Abt der Benediktinerabtei in Waegwan, Seine Gnaden Blasio Park Hyun-dong, Pater Udo Haas, erster Abt der Benediktinerabtei in Waegwan, dem Prior der Abtei, Pater Gregori sowie den Padres Elmar Lang, Hugo Song und Bonaventura

Die deutschen Missionsbenediktiner aus St. Ottilien kamen bereits im Jahr 1909 nach Korea, wo sie in Seoul das Benediktinerkloster St. Benedikt gründeten, welches von Rom umgehend zum Konventualpriorat erhoben wurde. Mit der Erhebung zur Abtei am 15. Mai 1913 entstand die erste Benediktinerabtei im Fernen Osten. Mit der Klostergründung beauftragt wurde P. Bonifatius Sauer, der am 10. Dezember 1877 in Oberhessen geboren wurde, in St. Ottilien eintrat und in Dillingen 1903 zum Priester geweiht wurde. Er wurde zunächst Prior, dann Abt von St. Benedikt. Die Abtsweihe empfing er am 8. Juni 1913 in St. Ottilien. 1927 wurde die Abtei nach Tokwon in der Nähe der Hafenstadt Wonsan verlegt, da Abt Bonifaz am 25. August 1920 zum Vikar des neu errichteten Apostolischen Vikariats Wonsan ernannt worden war und am 1. Mai 1921 die Bischofsweihe empfangen hatte.

Die Geschichte der Missionsbenediktiner aus St. Ottilien ist eng mit der leidvollen Geschichte der Teilung der koreanischen Halbinsel verbunden. Die kommunistische Volksregierung Koreas begann nach dem Abzug der Roten Armee Ende 1948 einen gezielten Kampf gegen die christliche Religion. Auch die Benediktiner der Abtei Tokwon und die Benediktinerinnen des Priorates Wonsan wurden verhaftet. Für sie begann eine schwere Leidenszeit in Gefängnissen und Arbeitslagern, die 36 von ihnen nicht überlebten. Sie wurden zwi-schen 1949 und 1952 entweder ermordet oder starben im Lager. Am 10. Mai 2007 wurde die Seligsprechung dieser 36 Märtyrer eingeleitet. Die überlebenden Missionsbenediktiner sammelten sich im Juni 1952 im südkoreanischen Waegwan und begannen von vorn. Diese Kommunität erhielt 1956 den Status eines einfachen Priorates und 1964 den einer selbständigen Abtei. Als erster Abt wurde der Deutsche Odo Haas gewählt. Am 20. Juni 2013 wurde P. Blasio Park zum neuen Abt der Abtei Waegwan geweiht. Genau 100 Jahre zuvor, am 8. Juni 1913, hatte P. Bonifaz Sauer im deutschen Mutterkloster, in St. Ottilien, die Weihe erhalten für eine 4 Jahre zuvor gegründete Abtei am Kleinen Osttor in Seoul. Ich selbst habe im Jahr 2014 die Benediktinerabtei in Waegwan besucht und konnte mich von dem segensreichen Wirken der Ordensbrüder vor Ort überzeugen. Auch habe ich 2014 und 2015 die ehemalige Abtei Tokwon bei Wonsan in Nordkorea besucht, die heute eine Landwirtschafts-Akademie ist, aber die historischen Bauten der ehemaligen Klosteranlage sind bis heute deutlich erkennbar.

IMG_1463Besuch 2015: Hauptgebäude der Landwirtschaftsakademie Wonsan, das zur ehemaligen Benediktiner-Abtei Tokwon gehörte, von der noch einige historische Gebäude auf dem Campus erhalten sind

Besuch Landwirtschaftsuniversität WonsanDas segensreiche Wirken der Missionsbenediktiner – und dazu gehört auch die Unterstützung eines Krankenhauses in der Sonderwirtschaftszone Rason in Nordkorea, wo die medizinische Versorgung besonders schwierig ist und das Wirken ein Zeichen der Hoffnung – enthält auch klare Botschaften an die Menschen auf der koreanischen Halbinsel: Es ist ein Aufruf für Frieden und Versöhnung in dem seit 60 Jahren geteilten Land – eine Aufforderung zum Dialog und zur Versöhnung in ganz Nordostasien. Gleichfalls ist das segensreiche Wirken auch eine Botschaft an die koreanische Politik und Gesellschaft, sich gemein-sam nachhaltig für die Überwindung der koreanischen Teilung einzusetzen. Im Hinblick auf die von Nordkorea mehrfach ausgelösten schweren Krisen auf der koreanischen Halbinsel in diesem Jahr, sollte gerade auch vom Mut und der Glaubensstärke der ‚Märtyrer von Tokwon‘ und vor dem Hintergrund des laufenden Seligsprechungsprozesses ein Zeichen der Hoffnung für eine koreanische Annäherung ausgehen. Im Geiste der Missionsbenediktiner gilt es, den Mut nicht zu verlieren, dass auch die koreanische Teilung friedlich überwunden werden kann.

Gemeinsam mit dem Gedenken an das über 100 Jahre andauernde Wirken der Missionsbenediktiner aus St. Ottilien im Zeichen der Versöhnung und der Nächstenliebe in Korea, steht dieses Festival ganz im Zeichen der deutsch-koreanischen Freundschaft. Zwei Tage können Besucher das fernöstliche Land in verschiedenen kulturellen Facetten im Klosterdorf erleben: Koreanische Hof-musik, ein Handwerksmarkt, die Präsentation koreanischer Literatur und Kultur, eine traditionelle Hochzeitszeremonie in farbenfrohen historischen Kostümen und Verköstigung mit koreanischen Spezialitäten verraten mehr über die Ge-schichte und Kultur des Landes.

In diesem Sinne danke allen Ordensbrüdern der Benediktinerabtei St. Ottilien unter der Leitung von Erzabt Wolfgang Öxler für die Initiative für dieses großartige Koreafestival, für ihr segensreiches Wirken um die deutsch-koreanische Freundschaft und für ihre von unermüdlichen Gebet und tatkräftiger Arbeit getragenen Bemühungen um Frieden in Einheit auf der koreanischen Halbinsel.

Weiterführende Informationen zum Koreafestival in St. Ottilien und das Festivalprogramm finden Sie hier.

Zur Internetseite der Erzabtei St. Ottilien gelangen Sie hier.

Einen Artikel zum Besuch von Vorsitzenden Koschyk in Kloster Waegwan (2014) finden Sie hier.

Einen Artikel zum Besuch der ehemalige Abtei Tokwon bei Wonsan in Nordkorea (2015) finden Sie hier.

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