Gemeinsam mit Verteidigungsattaché Fregattenkapitän Thomas Hacken und dem deutschen Botschafter Rolf Schütte
Seit Anfang dieser Woche leistet der Bayreuther Bundestagsabgeordnete, Hartmut Koschyk, als Oberstleutnant der Reserve im Militärattachéstab der Deutschen Botschaft in Riga in Lettland eine Reservistendienstleistung im Rahmen der deutschen Militärattachéreserve ab. Der Militärattachéstab Riga wird von Verteidigungsattaché Fregattenkapitän Thomas Hacken geleitet. Er beschäftigt sich mit Themen der Militär- und Sicherheitspolitik und berät den Botschafter in diesen Bereichen. Der Militärattachéstab Riga ist im Rahmen einer Nebenakkreditierung auch für den Nachbarstaat Litauen verantwortlich, wo Soldaten der Bundeswehr im Rahmen der auf dem Nato-Gipfel in Warschau im Januar dieses Jahres beschlossenen „Enhanced Forward Presence“ (Verstärkte Vornepräsenz) stationiert sind.
Die Deutsche Botschaft in Riga
Das Gebäude mit der prachtvollen Fassade im neogotischen Stil , in dem sich die Deutsche Botschaft befindet, wurde 1868 im Auftrag des Kaufmanns H. Kruth nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Karl Scheel als Wohnhaus errichtet. Der gebürtige Hamburger Scheel studierte Architektur in St. Petersburg und siedelte 1853 nach Riga um. 1920 kaufte das Deutsche Reich das Gebäude und richtete dort seine Gesandtschaft ein. Die Deutsche Gesandtschaft wurde am 10. April 1941 nach der Besetzung Lettlands durch die Sowjetunion 1940 geschlossen, Hilfsamtsgehilfen verwalteten das Gebäude zunächst weiter. Nachdem die deutsche Wehrmacht im Sommer 1941 Lettland besetzte, übernahm der „Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Reichskommissar für das Ostland“ das Gebäude bis 1944. Nach Ende des zweiten Weltkrieges richtete sich die sowjetische Armee in dem Gebäude ein. Als Lettland 1991 die Unabhängigkeit wiedererlangte, eröffnete die Bundesrepublik Deutschland als einer der ersten Staaten eine Botschaft in Riga, vorübergehend als Provisorium im Hotel „Rīdzene“ und in einem anderen von Scheel erbauten Gebäude am Zigfrīda Annas Meierovica bulvāris (ehem. Basteja bulvāris). Das Eigentumsrecht der Bundesrepublik am heutigen Kanzleigebäude wurde durch lettischen Ministerbeschluss anerkannt und das Gebäude 1992 wieder zurückgegeben.
Deutschland und Lettland verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung vor einem Vierteljahrhundert und nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Lettlands war es Deutschland, das im Jahre 1991 als erster Staat eine Botschaft in Riga eröffnete. Die bilateralen Beziehungen sind eng und freundschaftlich. Deutschland hat Lettland auf seinem Weg in die Europäische Union und die euro-atlantischen Strukturen unterstützt und dem Land bei der Umgestaltung der Wirtschaft, Verwaltung und Justiz geholfen. Durch den Beitritt Lettlands zur EU und zur NATO im April/Mai 2004 haben die Beziehungen eine neue Qualität erhalten. Seit 2008 ist Lettland auch Mitglied im Schengen-Raum und seit 1. Januar 2014 zudem Teil der Euro-Zone. Deutschland wird von lettischer Seite offiziell als „strategischer Partner und Verbündeter in Europa“ bezeichnet.
Bundespräsident Joachim Gauck (l.) und der Präsident von Lettland, Raimonds Vejonis
Bundeskanzlerin Angela Merkel stattete Lettland im August 2014 einen Besuch ab, Bundespräsident Gauck im Sommer 2013 einen Staatsbesuch und im Februar 2017 seinen letzten Auslandsbesuch als deutsches Staatsoberhaupt. Der damalige Außenminister Steinmeier besuchte Lettland als Außenminister insgesamt siebenmal (zuletzt im Mai und September 2016). Ministerpräsident Kučinskis wurde 2016 zweimal von der Bundeskanzlerin in Berlin zu Gesprächen empfangen. Am 17. April 2015 veröffentlichten die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Lettland eine gemeinsame Erklärung, in der sie eine vertiefte bilaterale Zusammenarbeit vereinbarten.
Im vergangenen Jahr hat der ehemalige Bundesaußenminister und künftige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit den Amtskollegen aus Lettland, Estland und Litauen in Riga die sicherheitspolitischen Herausforderungen für die baltischen Staaten erörtert. In einer gemeinsamen Erklärung betonten sie, dass Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit in der Region leiste. Die auf dem Nato-Gipfel in Warschau im Januar dieses Jahres beschlossene Enhanced Forward Presence (Verstärkte Vornepräsenz) sieht die rotierende Präsenz von vier Gefechtsverbänden in Osteuropa vor. Deutschland engagiert sich dabei als Rahmennation in Litauen. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen MdB hat gemeinsam mit der litauischen Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite und dem Oberbefehlshaber der litauischen Streitkräfte, Generalleutnant Jonas Vytautas Zukas, Anfang Februar die ersten Teile der unter deutscher Führung stehenden Enhanced Forward Presence Battle Group im litauischen Rukla begrüßt.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in Litauen. Im litauischen Rukla haben Anfang Februar 230 deutsche und belgische Soldaten ihren Dienst angetreten, als Teil eines Nato-Bataillons zum Schutz der litauischen Grenze.
Bundesverteidigungsministerin von der Leyen erklärte bei der 53. Münchner Sicherheitskonferenz am 17. Februar 2017, dass Litauen, für das der Militärattachéstab an der Deutschen Botschaft in Riga im Rahmen einer Nebenakkreditierung mit verantwortlich ist, Teil eines ungeteilten Europas der Demokratie und der Freiheit sei. „Ein angesehenes Mitglied von EU und NATO wie Estland, Lettland, Polen. Ein Land, das unsere Solidarität und unseren Schutz verdient. Heute sind deutsche Soldaten in Litauen, auch weil wir nicht vergessen, dass wir selbst unsere Freiheit und Einheit dem Schutz unserer Alliierten zu verdanken haben. In unserer deutschen Battlegroup haben wir Niederländer, Norweger, Belgier, Luxemburger und bald auch Franzosen, Tschechen und Kroaten an unserer Seite. Auch das ist NATO. Der europäische Pfeiler ist aber mehr. Es geht um unsere Sicherheit und die Probleme nimmt uns keiner ab! Wir haben es allein und selber in der Hand. Deshalb haben wir das Framework Nations Konzept, mit dem wir als Europäer die Fähigkeiten entwickeln, die fehlen und die keiner von uns alleine stemmen könnte. Von Cyber über ABC Abwehr und Luftverteidigung bis zur europäischen Drohnentechnologie“, so Bundesverteidigungsministerin von der Leyen bei der 53. Münchner Sicherheitskonferenz.
Das Freiheitsdenkmal in Riga
In Riga hatte Koschyk auch die Möglichkeit das Freiheitsdenkmal zu besichtigen. Am „Tag der Unabhängigkeit“ (18. November), dem lettischen Nationalfeiertag, finden hier verschiedene Veranstaltungen statt. Das Freiheitsdenkmal wurde zu Zeiten der ersten lettischen Unabhängigkeit in den Jahren 1931 bis 1935 an Stelle eines Reiterstandbildes Peters des Großen, welches zwischen 1910 und 1915 bestand, errichtet. Das Freiheitsdenkmal befindet sich auf dem Freiheitsboulevard (lettisch Brīvības bulvāris, bis 1919 Alexander-Boulevard), der als Magistrale von der Altstadt durch die Neustadt nach Osten führt. Finanziert wurde der Bau durch Spenden aus der lettischen Bevölkerung. Während der Perestroika wurde der Platz um das Freiheitsdenkmal ständig für Versammlungen und Diskussionen genutzt. Am Tag des Sieges, der in Russland zum Gedenken an den Sieg der Sowjetunion über Hitlerdeutschland im Großen Vaterländischen Krieg am 9. Mai 1945 begangen wird und in Lettland kein Feiertag ist, aber von der russischsprachigen Bevölkerung regelmäßig gefeiert wird, werden hier Blumen niedergelegt.
Auf einem Postament steht ein 19 Meter hoher Obelisk, auf dessen Spitze sich die 9 Meter große Allegorie der Freiheit befindet, eine Statue, die die Selbständigkeit Lettlands verkörpert. Die drei Sterne in den Händen der weiblichen Figur symbolisieren die drei historischen Regionen Lettlands – Kurzeme (deutsch: Kurland) (einschließlich Zemgale (deutsch: Semgallen)), Vidzeme (deutsch: Livland) und Latgale (deutsch: Lettgallen). Während der Zeit, als Riga Hauptstadt der Lettischen SSR war, wurde von offizieller Seite eine andere Auslegung dieser drei Sterne präferiert. Demgemäß symbolisierten sie die Einheit der drei baltischen Sowjetrepubliken Estnische SSR, Lettische SSR und Litauische SSR. Bemerkenswert ist die Ausrichtung des Denkmals: Die Freiheitsgestalt (im Volksmund Milda genannt) blickt – ebenso wie alle selbstbewusst und mit stolzem Ausdruck dargestellten Figuren im Sockel des Denkmals – nach Westen. Im Gegensatz hierzu blicken Figuren, die mit gesenktem Haupt und in Ketten dargestellt sind, in Richtung Osten.
Weiterführende Informationen zum Gebäude der Deutschen Botschaft in Lettland finden Sie hier.
Zur Internetseite der Deutschen Botschaft in Lettland gelangen Sie hier.
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