Für Deutschland
Neue Studie über die Russlanddeutschen stellt aktuelle Klischees in Frage
21. Oktober 2016
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In letzter Zeit müssen sich die russlanddeutsche Aussiedler zunehmend gegen die Behauptung erwehren, sie seien schlecht in die deutsche Gesellschaft integriert und besonders anfällig für rechtspopulistische Parolen. Eine Studie der Boris Nemzow Stiftung wartet nun mit interessanten Ergebnissen einer im Sommer 2016 durchgeführten Umfrage unter russischsprachigen Einwohnern Deutschlands auf, zum überwiegenden Teil russlanddeutschen Spätaussiedlern und deren Angehörigen. Demnach fühlen sich von ihnen vier Fünftel in Deutschland gut integriert. 84 Prozent sprechen sich für die Demokratie als Staatsform aus.

Auch die immer wieder verbreitete Behauptung, Russlanddeutsche nutzten vorwiegend russischsprachige Medien, ist durch die Studie widerlegt: Tatsächlich werden in allen abgefragten Medienarten überwiegend Angebote in deutscher Sprache genutzt.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, sagte zu Studie: „Ich bin froh, wenn auch nicht wirklich überrascht, dass die allgemeinen Aussagen der Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahr 2013 durch die neue Untersuchung bestätigt werden. Der sogenannte Fall „Lisa“ im Januar hat die Deutschen aus Russland nicht verunsichert. Es war für mich immer klar, dass die außerordentlich starke christliche Bindung unter den Deutschen aus Russland einer politischen Radikalisierung entgegenwirkt.“

Ein berechtigter Kritikpunkt an der Studie darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, nämlich deren Titel „Russians in Germany“. Die in der Studie befragten Aussiedlerinnen und Aussiedler sind allerdings exakt das Gegenteil, nämlich Deutsche aus Russland bzw. den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Die Boris Nemzow Stiftung hat in einer Pressemitteilung diesen Fehler bereits eingestanden und um Entschuldigung gebeten. Spätestens in der bald erscheinenden deutschsprachigen Fassung soll dieser Fehler korrigiert werden.

Zur Studie (englisch) gelangen Sie hier.

Zur Pressemitteilung der Boris Nemzow Stiftung gelangen Sie hier. 

Zu einer Besprechung auf Spiegel Online gelangen Sie hier

Zur großen Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gelangen Sie hier 

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There is 1 comment

  • Viktor Frank sagt:

    Sehr geehrter Herr Koschyk,

    Sie weisen auf den Fehler der Boris-Nemtsov-Stiftung und deren Entschuldigung in einer Presseerklärung hin. Dies ist gut so, aber diese Entschuldigung ist nur nach einer Intervention des „Hamburger Verein der Deutschen aus Russland“ erfolgt. Gleich nach Erscheinen des Artikels „So denken die Russen in Deutschland“ bei Spiegel Online, haben wir gegen diese Darstellung bei der Spiegel Online-Redakteurin in Moskau protestiert und um Korrektur gebeten. Nach einigen Telefonaten am Folgetag wurde die o. a. Presseerklärung der Stiftung veröffentlicht. Wir hätten uns über einen ähnlichen Einsatz offizieller bundesdeutscher Stellen sehr gefreut.

    Eine Bemerkung sei mir noch erlaubt: Sie schreiben, dass „Aussiedlerinnen und Aussiedler .. exakt das Gegenteil“ von Russen sind, „nämlich Deutsche aus Russland …“. So sehen wir uns nicht! Wir sind Deutsche – und damit nicht mehr oder weniger Wert als Russen – aber auch kein „Gegenteil“.

    Mit freundlichen Grüßen

    Viktor Frank
    Vorsitzender „Hamburger Verein der Deutschen aus Russland“

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