Für die Region
„Oberfranken ist gut aufgestellt“
19. November 2009
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3. Goldkronacher Gespräche befassten sich mit dem Thema Mobilität in einer globalisierten Welt

Goldkronacher Gespräche 2a
Von links: Prof. Gabi Troeger-Weiß vom Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung an der Universität Kaiserslautern, Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl, Betriebsleiter Roland Neubauer von der Rauschert Heinersdorf-Pressig GmbH, die bayerische Umweltstaatssekretärin Melanie Huml, der parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk und Brigitte Glos von der Agentur für Arbeit in Bayreuth.

Der Regierungsbezirk Oberfranken hat seine Chance genutzt, von der einstigen Randlage in die Zentrallage Europas zu kommen. Das hat der Bayreuther Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk bei den 3. Goldkronacher Gesprächen festgestellt. Trotz der bestehenden Förderdisparität habe Oberfranken unheimlich aufgeholt, sagte Koschyk und machte seine Aussage an den immens gestiegenen oberfränkischen Exporten fest. Vor knapp 20 Jahren habe die Exportquote noch bei 20 Prozent gelegen, heute betrage die Exportquote fast 40 Prozent.

Wenn Oberfranken enorm zugelegt habe, so seien dafür nicht nur die Global Player wie der Bayreuther Zigarettenhersteller British American Tobacco oder das Pegnitzer Pumpenwerk KSB verantwortlich. Auch erfolgreiche mittelständische Unternehmen, wie etwa das Pegnitzer Unternehmen Baier + Köppel, das heute zu den weltweit erfolgsreichsten Herstellern von Zentralschmiersystemen zählt, hätten dazu einen erheblichen Teil beigetragen. Wenn es auch noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern gibt, Oberfranken sei gut aufgestellt, sagte Koschyk. Gleichzeitig nannte der Politiker die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als eines der wichtigsten Themen der Zukunft. „Unser Ziel ist es, im Bereich Familienfreundlichkeit neue Maßstäbe zu setzen, sagte Koschyk und würdigte die hervorragende Hochschul- und Fachhochschullandschaft. Aber auch im Bereich der beruflichen Bildung sei der Regierungsbezirk bestens aufgestellt. „Berufliche Bildung aus Oberfranken ist längst ein Exportschlager“, sagte Koschyk und erinnerte an die Ausbildung junger Kfz-Mechaniker und Kfz-Mechatroniker aus China in der Handwerkskammer in Bayreuth.

Goldkronacher Gespräche 1a

Allerdings könne Oberfranken unter Umständen in den nächsten zehn bis 20 Jahren erneut vor einem Strukturwandel stehen. Darauf wies die Universitätsprofessorin Gabi Troeger-Weiß vom Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung an der Technischen Universität Kaiserslautern hin. Troeger-Weiß nannte den hohen Anteil an Automobilzulieferern als Grund für ihre These. Die Automobilzulieferindustrie wird sich auf Märkte konzentrieren müssen, die für sie interessant und offen sind. Als Beispiel dafür nannte die Referentin China oder Indien. Die europäischen Märkte werden dagegen bis dorthin gesättigt sein, so dass die Unternehmen zu Verlagerungen gezwungen sind.

Die Goldkronacher Gespräche, eine Veranstaltung der Technischen Universitäten Kaiserlautern und Chemnitz, haben das Ziel, einen positiven Beitrag zur Entwicklung Oberfrankens zu leisten und auf Herausforderungen hinzuweisen. In diesem Jahr befassten sich namhafte Referenten aus dem In- und Ausland unter anderem mit der Frage, welche Bedeutung die nationale und internationale Mobilität von Unternehmen und Arbeitnehmern für den Regierungsbezirk hat.

Auch Regierungspräsident Wilhelm Wenning erinnerte an die enge Verknüpfung der oberfränkischen Wirtschaft mit dem Export. Mittlerweile lägen die Absatzmärkte für Unternehmen aus dem Regierungsbezirk auf der ganzen Welt, Fachkräfte aus Oberfranken seien längst weltweit tätig. Dies habe unter anderem Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur. Mobilität erfordert nach den Worten des Regierungspräsidenten aber auch Flexibilität in den Köpfen. Als es vor wenigen Jahren darum gegangen sei, das Landesumweltamt von München nach Hof zu verlagern, seien die Münchner Mitarbeiter zunächst nicht in der Lage gewesen, sich zu verändern, erinnerte Wenning an die damaligen Turbulenzen des Behördenumzugs.

Alles was sich bewegt, sorge eben zunächst einmal für Unruhe und Verängstigung, so der Bayreuther Landrat Hermann Hübner. Er sprach den Fall der Mauer vor 20 Jahren an, bei dem Oberfranken hautnah erlebt habe, was Mobilität bedeute. Jedes fünfte Unternehmen aus dem Bayreuther Raum habe in der Folge entweder in den neuen Bundesländern oder in den mittel- und osteuropäischen Staaten investiert. Als Folge habe die hiesige Wirtschaft einen Arbeitsplatzabbau von stellenweise bis zu 30 Prozent der Industriearbeitsplätze auffangen müssen.

Als Mensch, der die Globalisierung schon lange vor unserer Zeit vorweggenommen hatte, würdigte Finanzstaatssekretär Koschyk den Universalgelehrten Alexander von Humboldt, der in den Jahren 1792 bis 1796 in Goldkronach gewirkt hatte und erfolgreich daran arbeitete, den damals darniederliegenden Bergbau wieder in Schwung zu bringen. Auch Alexander von Humboldt stehe für Mobilität. Humboldts Tugenden seien vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise mehr denn je gefragt, denn Humboldt sei der erste Global Player der Menschheit gewesen, sagte Goldkronachs Bürgermeister Günther Exner, der am Rande der Tagung den Aufbau eines Informationszentrums über Alexander von Humboldt im Goldkronacher Schloss ankündigte. 

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