Für die Region
Alexander von Humboldts Beitrag für die Entwicklung der Glasherstellung in Franken
10. Juli 2018
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Prof. Dr. Dagmar Hülsenberg und Dr. Ingo Schwarz mit dem von ihnen herausgegeben Buch über Alexander von Humboldts Beitrag zur Glasherstellung

In seinen „fränkischen Jahren“ (Sommer 1792 bis Frühjahr 1797) hat Alexander von Humboldt nicht nur einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung des Bergbauwesens in den fränkischen Fürstentümern Ansbach und Bayreuth geleistet und umfangreiche Naturstudien betrieben, sondern auch wichtige Impulse für die Entwicklung der Porzellan- und Glasherstellung in Franken geleistet. Nach einem Symposium zum Thema „Alexander von Humboldt und das Porzellan“ im Jahr 2016 in Goldkronach mit anschließender Exkursion nach Tettau hatte das Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. in diesem Jahr zu einer Veranstaltung zum Thema „Alexander von Humboldt und das Glas“ eingeladen. Diesmal hatte das Humboldt-Kulturforum mit dem Verein „Werksiedlung“ in Weidenberg einen ebenso kompetenten wie engagierten Kooperationspartner gefunden, ist dieser Verein doch Träger des „Glas-Knopf-Museums“ in Weidenberg, einem musealen Kleinod, das ein wichtiges Stück Wirtschafts-, Sozial und Kulturgeschichte durch die lebendige Erinnerung an die von den heimatvertriebenen Gablonzern nach 1945 im Raum Bayreuth neu begründete Schmuckindustrie dokumentiert.

Als Referenten konnte der Vorsitzende des Humboldt-Kulturforums Hartmut Koschyk im „Schloss im Garten“ in Weidenberg zwei ausgewiesene Fachleute über Humboldts Beitrag für die Entwicklung der Glasherstellung in Franken gewinnen. Erneut waren Frau Prof. Dr. Dagmar Hülsenberg aus Ilmenau und Dr. Ingo Schwarz aus Berlin der Einladung des Humboldt-Kulturforums nach Oberfranken gefolgt. Frau Prof. Hülsenberg ist einer der führenden Werkstoffwissenschaftlerinnen für die Bereiche Glas und Keramik in Deutschland und hatte über drei Jahrzehnte den entsprechenden Lehrstuhl an der Technischen Hochschule in Ilmenau inne.

Dr. Ingo Schwarz war Jahrzehnte an führender Stelle in der Alexander von Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätig und hat gemeinsam mit Frau Prof. Hülsenberg drei wissenschaftliche Werke über Alexander von Humboldts Beitrag für die Entwicklung der Steingut-, Porzellan und Glasherstellung herausgegeben.

Die Vorsitzende des Vereins „Werksiedlung“ in Weidenberg, die Künstlerin Brigitte Hadlich freute sich sehr über diese erstmalige Kooperation des Vereins „Werksiedlung“ mit dem Humboldt-Kulturforum und hatte gemeinsam mit den weiteren Vorstandsmitgliedern Dr. Dieter Piwernetz,  Martin Lochmüller und Herbert Hadlich sowie weiteren Mitstreitern diese Veranstaltung exzellent organisatorisch vorbereitet, inklusive einer Führung durch das Glas-Knopf-Museum. Besonders erfreut waren die Veranstalter, das auch Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz an dieser Museumsführung teilnahm, um den Gästen des Humboldt-Glas-Forums Ihre persönliche Referenz zu erweisen.

Hartmut Koschyk, Heidrun Piwernetz, Dr. Ingo Schwarz, Brigitte Hadlich und Prof. Dr. Dagmar Hülsenberg bei im Glas-Knopf-Museum Weidenberg

Prof. Dagmar Hülsenberg legte in ihrem Vortrag dar, dass Alexander von Humboldt selbst aus einer Glashersteller-Familie stammte. Seine Mutter Maria Elisabeth war eine gebürtige Colomb, deren Familie auf dem Spiegelberg in Neustadt an der Dosse eine Glasmanufaktur besaß. Alexander von Humboldt hatte bei seiner ersten Inspektionsreise ins Fränkische auch den Spezialauftrag erhalten, ein Gutachten über das Wagner’sche Blaufarbenwerk in Saalfeld zu erstellen, das auch wichtige Anmerkungen zu den Farbproblemen bei der Glasherstellung enthielt. Auch mit der damaligen Glasknöpfe- und Glasperlenherstellung im Fichtelgebirge befasste sich Alexander von Humboldt und besuchte in diesem Zusammenhang im Juli 1792 die Glas-Knopf-Hütte in Bischofsgrün. Doch nicht nur mit der existierenden Herstellung von Glasprodukten setzte sich der junge Humboldt auseinander. Er interessierte sich auch sehr für die Erlössituation. Schließlich untersuchte Alexander von Humboldt auf Bitten des preußischen Kanzlers Hardenberg auch die Möglichkeit, in den beiden bestehenden Glashütten in Tettau und Alexanderhütte bei Lauenstein Tafelglas herzustellen, kam diesbezüglich jedoch zu einem negativen Ergebnis.

Prof. Dr. Dagmar Hülsenberg hat auf einer Landkarte die von Alexander von Humboldt 1794 festgestellt Glas-Produktionsstandorte im Fürstentum Bayreuth anschaulich dargestellt 

Eine entscheidende Voraussetzung für das Hüttenwesen, aber auch die Glas- und Porzellanherstellung in Franken war eine nachhaltige Holznutzung. Auch in diesem Bereich gab  Alexander von Humboldt in seinen fränkischen Jahren wichtige Anregungen. Er baute dabei auf den Untersuchungen seines Göttinger Lehrers Johann Beckmann auf, der in seinem Werk „Beyträge zur Oekonomie, Technologie, Polizey und Cameralwissenschaft“, Teil 6 von 1782, das Humboldt kannte, auch eine Abhandlung über die Holznutzung in Franken verfasst hatte. Aber auch die Schriften zu nachhaltigen Waldnutzung des englischen Architekten und Autors John Evelyn sowie des deutschen Kameralisten und Bergbaufachmanns aus dem Erzgebirge, Hans Carl von Carlowitz hatten Alexander von Humboldt beeinflusst. Dr. Ingo Schwarz verwies auf das Buch „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“ von Ulrich Grober, wo Alexander von Humboldts Beitrag zu dieser Thematik ausführlich dokumentiert ist.

An beide Vorträge schloss sich eine intensive Diskussion an, durch die Alexander von Humboldts Einfluss auf die Entwicklung der Glasherstellung sowie einer nachhaltigen Holznutzung in Franken weiter vertieft wurde.

Vor allem die auswärtigen Gäste, darunter mit Georg von Humboldt-Dachroeden auch ein Nachfahre von Wilhelm von Humboldt, zeigten sich von der Führung durch das Glas-Knopf-Museum in Weidenberg sehr beeindruckt. Die Kooperation zwischen dem Verein „Werksiedlung“ in Weidenberg und dem Humboldt-Kulturforum soll weiter fortgesetzt werden, etwa durch eine Tagung über Alexander von Humboldts Wirken in Böhmen.

auch Georg von Humboldt-Dachroeden, ein Nachfahre Wilhelm von Humboldts, nahm an dem Symposium „Alexander von Humboldt und das Glas“ in Weidenberg teil und war von der Präsentation des funktionierenden Glas-Druckofens im Glas-Knopf-Museum sehr angetan

Zu dem Tagungsbericht über die Veranstaltung „Alexander von Humboldt und das Porzellan im Jahr 2016 gelangen Sie hier:
https://www.humboldt-kulturforum.de/2016/06/alexander-von-humboldt-und-das-porzellan/

Zum Internetauftritt des Glas-Knopf-Museums Weidenberg gelangen Sie hier:
http://glaswanderweg.de/

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Sebastian Machnitzke

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