Als Musiknation ist Turkmenistan nicht gerade ein Begriff. Der Binnenstaat in Zentralasien direkt am Kaspischen Meer grenzt an den Iran, Afghanistan, an Usbekistan und Kasachstan und hat knapp sieben Millionen Einwohner. Auch wenn Turkmenistan keine Musikmetropole ist, kommt von dort ein erstklassiges Kammerorchester, das nun schon zum wiederholten Mal am Festival Junger Künstler in Bayreuth teilnimmt und das nach einem Jahr Pause am Sonntagabend wieder ein Gastspiel in der Goldkronacher Stadtkirche gab.
Musik von Tomaso Albinoni, Edvard Grieg, Giuseppe Tartini, Carl Maria von Weber, Gustav Holst und Astor Piazolla stand diesmal auf dem Programm, aber auch traditionelle turkmenische Kompositionen. Das Kammerorchester erwies sich einmal mehr als hoch talentierter Klangkörper mit ausgezeichneten Musikern und einem breiten Repertoire. Das Orchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Rasul Klychev, setzt sich aus Studenten und vor allem Studentinnen des Konservatoriums zusammen. Zwei Drittel der Musiker sind weiblich.
Sehr exakt traf das Ensemble gleich zu Beginn mit Tomaso Albinonis dreisätzigem d-Moll-Concerto den barocken Ton. Stimmungsvoll, dynamisch sorgsam ausbalanciert und aufeinander abgestimmt erklangen zwei elegische Melodien op. 34 von Edvard Grieg, wobei die Musiker durch ihr zupackendes Spiel einen wundervollen Klangteppich schufen.
Hemdsärmelig im wahrsten Sinne des Wortes spielte der erste Geiger des Ensembles, Samir Rizayev als Solist Giuseppe Tartinis g-Moll-Sonate, die auch unter dem Namen „Teufelstriller“ bekannt ist. Absolut sicher im Griff, beeindruckend im Ton und lässig in der Ausführung, aber stets exakt im Spiel lotete er die Grenzen seines Instruments aus. Natürlich konnte er dabei auf den begleitenden Orchesterpart hervorragend aufbauen.
Noch einen herausragenden Solisten hat das Ensemble mitgebracht, den Klarinettisten Ovezov Yusup. Er spielt den Solo-Part im 1. Satz des Klarinettenquintetts von Carl Maria von Weber. Die Musiker hatten dabei eine Version für Kammerorchester im Gepäck. Auch der Klarinettist ist ein wahrer Meister seines Faches und spielt die selten aufgeführte Komposition routiniert und absolut professionell.
Zwei Stücke aus ihrer Heimat haben die Musiker mitgebracht, die Komposition „Schmetterling“ von Aleksandr Ilyinskiy und ein „Lied ohne Worte“ von Aman Agadjikov. Für unsere Ohren klingt beides wie Musik an der Schwelle zur Moderne, gerade noch melodiös, aber doch schon in die Zukunft weisend. Die Kompositionen überraschen in ihrer wechselvollen Dynamik und im raschen Tempo.
„Kultur verbindet und eint“, sagte Festivalintendantin Sissy Thammer zur Begrüßung. Dem Festival gehe es darum, neue Grenzen zu erreichen und auch zu überschreiten. Goldkronachs 2. Bürgermeister Klaus-Dieter Löwel schwärmte von dem außerordentlich vielfältigen Repertoire der Musiker, die schon zahlreiche Preise erhalten hätten. Initiator des Konzertes war das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach mit seinem Gründungsmitglied, dem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk. Er würdigte die wunderbare Friedens- und Verständigungsarbeit, die das Festival nunmehr seit vielen Jahrzehnten leiste. Das Festival Junger Künstler stehe für Versöhnung unter Völkern und Nationen, für Verständigung, Toleranz und Miteinander.
Das 66. Festival Junger Künstler in Bayreuth steht heuer unter dem Generalthema „Kultur ist Verständigung“ und dauert noch bis 31. August. Das Festival zeichnet sich auch in diesem Jahr nicht nur durch Quantität, 460 Teilnehmer aus 30 Nationen, Musiker und Sänger, Tänzer und Nachwuchsmanager, sondern auch durch seine hohe Professionalität und Qualität aus. In über 80 Veranstaltungen und Konzerten sind junge Künstler aus aller Welt zu erleben.
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