Für die Region
Bayreuther Projekt soll Bildungschancen für Sinti und Roma verbessern
27. Juli 2015
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Die Verbesserung der Bildungs- und damit auch der Ausbildungssituation junger Sinti und Roma ist das Ziel eines für die Stadt Bayreuth diskutierten Projektes. Das Bayreuther Projekt könnte sich an einem ähnliches Modell in Straubing orientieren, bei dem ein vom Sozialministerium geförderter Sozialarbeiter der Caritas in die Sinti- und Roma-Familien geht, um sie von der Notwendigkeit einer Ausbildung zu überzeugen. Hintergrund ist, dass zahlreiche Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen.

„Wir brauchen dringend ein solches Projekt“, sagte Joey Wiegand vom Verband der Sinti und Roma in Bayreuth. Viele Sinti- und Roma-Kinder und –Jugendliche landeten auf Sonderschulen oder könnten keine lückenlose Schulbiographie, geschweige denn einen Abschluss nachweisen. Die Maßnahme sei schon deshalb so wichtig, dass nachfolgende Generationen nicht bei Hartz-IV landen, so Wiegand, der selbst seinen qualifizierenden Hauptschulabschluss nachholte und der mittlerweile die Meisterprüfung im Schreinerhandwerk erreicht hatte.

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Das Bild zeigt von links: Otto Schoknecht (Verband der Sinti und Roma in Bayern), Joey Wiegand (Verband der Sinti und Roma in Bayreuth), Hartmut Koschyk MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten) und Brigitte Merk-Erbe (Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth).

Zustande gekommen war der Runde Tisch auf Initiative des Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk. Er erinnerte daran, dass Sinti und Roma neben der dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe  und den Sorben zu den anerkannten nationalen Minderheiten gehören. Sinti und Roma seien damit keineswegs eine Problemgruppe, sondern eine geschützte gesellschaftliche Gruppe, die seit 500 Jahren in Europa lebt und der während der Nazi-Diktatur ein unvorstellbares Schicksal zuteil wurde. Im öffentlichen Bewusstsein sei es allerdings häufig nicht so verankert, dass die Nationalsozialisten die Volksgruppe der Sinti und Roma genauso vernichten wollte, wie die jüdischen Mitbürger.

Nach den Worten von Otto Schoknecht vom Landesverband der Verband Sinti und Roma gebe es rund 12000 Sinti, die schon länger in Bayern leben. Auch Schoknecht kannte das Straubinger Projekt, das bereits viele junge Sinti und Roma zu einem beruflichen Abschluss gebracht habe. Ganz wichtig sei es nach seinen Worten, sich um Mädchen und junge Frauen zu kümmern. Hier seien viele Familien noch dem traditionellen Rollenklischee verhaftet. Erschüttert zeigte sich der Verbandssprecher auch darüber, dass junge Sinti und Roma oft viel zu schnell in Förderschulen abgeschoben werden, obwohl sie das gar nicht nötig hätten. In Bayreuth gibt es rund 40 Sinti-Familien mit etwa 30 Jugendlichen zwischen zehn und 25 Jahren.

Freilich gebe es nichts, was man noch besser machen könnte. Allerdings müssten die Betroffenen auch aus ihrem Schneckenhaus.

Sinti seien in Bayreuth sehr gut integriert, sagte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Freilich gebe es nichts, was man noch besser machen könnte. Allerdings müssten die Betroffenen auch aus ihrem Schneckenhaus, sagte Peter Liewald, Ausbildungsakquisiteur der Handwerkskammer für Oberfranken. Beim Handwerk sei ein fehlender Schulabschluss längst kein Thema mehr. Schon immer bilde das Handwerk zehn Prozent ohne Schulabschluss aus, über 60 Prozent aller Azubis kämen aus den Mittelschulen. Auch die Arbeitsagentur biete eine enorme Bandbreite an Unterstützungsmöglichkeiten, so Sebastian Peine von der Agentur für Arbeit. Die jungen Leute müssten dazu aber auch den Weg zur Arbeitsagentur finden.

Als nächster Schritt soll geprüft werden, ob mit den vorhandenen Fördermöglichkeiten auch in Bayreuth ein Sozialarbeiter beschäftigt werden kann. Außerdem soll es im Rahmen der Interkulturellen Wochen im Herbst eine großangelegte Informationsveranstaltung mit dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose im Zentrum geben

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