Unter dem Motto „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt“ sind am Sonntag auf der Landesgartenschau in Bayreuth die Interkulturellen Wochen eröffnet worden. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, Gelegenheit zur Begegnung zu bieten, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich gegenseitigen kennenzulernen, dadurch Vorurteile zu überwinden und Brücken zu bauen. Am Beginn standen ein überkonfessionelles Eröffnungsfest sowie die Segnung eines neu gepflanzten „Baumes der Integration“.
Dieser Baum nahe des Oratoriums ist ein Kunstwerk. Ihn schmücken 130 leuchtende Pads. Auf den bunten Platten in den verschiedensten Formen sind Namen und Herkunftsland von Flüchtlingen verewigt. „Im Gegensatz zu den Blättern, die der Baum im Herbst abwirft, werden die leuchtenden Stücke, die unsere Gesellschaft zusammenführen, bleiben“, sagte Beatrice Trost vom Kunstmuseum. Sämtliche Flüchtlinge, deren Name auf den Platten steht, seien im Rahmen einer Projektarbeit des Kunstmuseums persönlich aufgesucht worden. Ein eigenes Hinweisschild vor dem Baum haben die Metallbauerklasse und eine Flüchtlingsklasse der Berufsschule I im Rahmen des Unterrichts angefertigt.
Das Motto „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt“ gebe den vielen Millionen Menschen in unserer Zivilgesellschaft Rückhalt, die sich für ein tolerantes und friedliches Zusammenleben in Vielfalt einsetzen und damit zur erfolgreichen Integration unserer Neubürger beitragen, sagte Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Die Integration der Neubürger bezeichnete die Oberbürgermeisterin als eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben, die alle angehe. In dieser Hinsicht bestünde in Bayreuth über alle gesellschaftlichen Gruppen, Religionen und Organisationen hinweg ein großer Zusammenhalt. Merk-Erbe: „Gerade im Hinblick auf Menschen, die bei uns Schutz vor Krieg und Terrorsuchen, ist es umso wichtiger, dass wir zusammenstehen und deutliche Zeichen der Solidarität setzen.“
Das, was die Grundnorm unserer Verfassung ausmacht, sei jeden Tag aufs Neue bedroht und müsse verteidigt werden, sagte der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Hass, Intoleranz und Gewalt bedrohten die Würde des Menschen. „Als Demokraten dürfen wir dazu nicht schweigen“, sagte Koschyk. Hier setzten auch die Interkulturellen Wochen an, die auf den Grundsatz aufbauen: „Ohne Kenntnis kein Verständnis“.
Es sei schon paradox, so der evangelische Dekan Hans Peetz: Diejenigen, die Flüchtlinge raus haben wollten, kennen keinen einzigen Flüchtling persönlich. Dort, wo die Ausländerfeindlichkeit am größten ist, gebe es in der Regel die wenigsten Ausländer. Peetz appellierte, den Geist der Besonnenheit gegen blinden Hass und Ideologie zu setzen. Er gab auch zu bedenken: „Die Aufnahme von Fremden gehört zentral zum Christentum.“
Die Interkulturellen Wochen finden in Bayreuth bis zum 5. Oktober statt. Die Veranstaltungsreihe, an der zahlreiche Organisationen und Initiativen mitwirken, leistet seit Jahren einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Sie trägt zur interkulturellen Verständigung bei und schafft zahlreiche Gelegenheiten für Begegnung und Dialog. Das diesjährige Programm der Interkulturellen Wochen enthält über 30 Veranstaltungsangebote – Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsrunden, Filme, Workshops, Konzerte, Sport- und Kreativangebote sowie Kinderfeste.
Zu den zahlreichen Veranstaltungen der Interkulturellen Wochen gehören unter anderem eine „Literarische Weltreise“ (27.09. – 04.10., jeweils von 14.30 bis 16 Uhr) in der Kreativwerkstatt des RW 21, Richard-Wagner-Straße 21 in Bayreuth, ein marokkanischer Koch- und Erzählabend mit Hanane Amghar im Ort: Löhehaus, 1. Stock, Bismarckstr. 3 (27.09., 19 Uhr) und eine russischsprachige Führung durch die Ausstellung Miron Schmückle (28.09., 15 Uhr) im Bayreuther Kunstmuseum. Außerdem gibt es am Freitag, 30. September um 16 Uhr unter dem Motto „Ich bin wir und wir sind du“ Songs gegen Rassismus mit Schülern der Schule St. Georgen und dem bekannten Liedermacher Sandy Wolfrum auf der Seebühne der Landesgartenschau sowie am Samstag, 1. Oktober ein Interkulturelles Strassenfest mit Streetsoccer-Turnier in der Wilhelm-Busch-Straße, veranstaltet vom Verein „Bunt statt Braun – Gemeinsam stark für Flüchtlinge e.V.“
Weitere Veranstaltungen unter: www.familien-in-bayreuth.de.
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