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Hartmut Koschyk im Interview: 27 Jahre im Deutschen Bundestag
22. September 2017
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Hartmut Koschyk vertrat 27 Jahre lang als Bundestagsabgeordneter den Wahlkreis Bayreuth-Forchheim. Bei der Wahl am 24. September tritt er nicht mehr an. In einem Interview, das in der heutigen Ausgabe der Frankenpost erschienen ist,  befragte Peter Rauscher MdB Koschyk zu seiner Zeit im Bundestag, zur Zeit nach seinem Ausscheiden und zu aktuellen politischen Themen.

Herr Koschyk, gehen Sie wirklich in Pension?

Nein, nicht ganz. Bleiben werde ich Co-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums. Gemeinsam mit anderen gründe ich gerade eine Stiftung, die sich von Deutschland aus um zivilgesellschaftliche Kontakte zwischen Nord- und Südkorea bemühen soll, damit sich die Menschen in dem geteilten Land wieder näher kommen. Alles, was mit Alexander von Humboldt zu tun hat, bleibt ein weiterer Aufgabenbereich. Außerdem will ich mich wie schon in meinem letzten Amt als Bundesbeauftragter auch künftig um deutsche Minderheiten im Ausland kümmern.

Wie schwer fällt Ihnen nach mittlerweile 27 Jahren im Bundestag das Loslassen?

Als ich mit knapp 30 in den Bundestag gewählt wurde, habe ich mir vorgenommen, dass ich den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören nicht verpassen will. Lieber sagen die Leute: „schade, dass Sie schon gehen“, als dass sie in einigen Jahren gesagt hätten: Jetzt wird’s Zeit, dass er geht.“

Vor vier Jahren hat Horst Seehofer Sie aus dem Amt als Parlamentarischer Staatssekretär gekegelt. Wie waren die Reaktionen Ihrer Partei?

In meinem Wahlkreis und in Berlin herrschte viel Unverständnis über die Entscheidung, dass ich diese für Bayern und die CSU wichtige Arbeit nach nur vier Jahren beenden musste. Aber wenn eine Tür zugeht, geht eine andere Auf. Die Bundeskanzlerin und die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt haben mir damals das Amt des Aussiedlerbeauftragten angetragen. Das hat mich wirklich erfüllt, ich bin zu meinen politischen Wurzeln zurückgekehrt. Von daher ist diese Sache für mich abgehakt. 

Als im vergangenen Jahr Seehofer Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik frontal angriff, hat man von Ihnen wenig gehört.

Ich habe mich nicht zurückgehalten, sondern immer deutlich gemacht, dass ich Verständnis für die Entscheidungssituation der Kanzlerin hatte, um Eskalation und menschliche Tragödien zu verhindern.

Inwiefern sind Vertriebenenschicksale noch immer ein Thema?

Jeden Tag gibt es neue Opfer von Massenvertreibungen, wie jetzt gerade die Minderheit der Rohingya in Myanmar. Vertreibung ist immer noch ein Mittel menschenfeindlicher Politik. Das Thema bleibt also auf der Tagesordnung. Dazu gehört die Erinnerung an Flucht und Vertreibung Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg. Diesen Themen bin ich aufgrund der oberschlesischen Herkunft meiner Eltern und der sudetendeutschen Herkunft meiner Frau verbunden geblieben.

Sie sind ein ausgewiesener Kenner Koreas. Haben Sie Angst vor einem Koreakrieg?

Nein, habe ich nicht. Ich glaube an die Verantwortung aller, die in diesen Konflikt verwickelt sind. Und ich bin sehr dankbar, dass die Kanzlerin deutsches und europäisches Engagement zeigt und sich sogar als Vermittlerin angeboten hat.

Zurück zur Innenpolitik. Irgendwo muss der Politikbetrieb versagt haben, sonst wäre die AfD heute nicht so stark.

Die Stärke der AfD ist nicht nur eine Folge des Versagens der Politik, sondern vieler gesellschaftlicher Kräfte: Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirchen. Extremisten von links und rechts und fundamentalistische Kräfte zurückzudrängen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Haben Sie je bereut, dass Sie Politiker geworden sind?

Nein, zu keiner Stunde. Ich würde es wieder tun.

Verdienen Abgeordnete zu viel Geld oder zu wenig?

Abgeordnete müssen gut ausgestattet sein. Die Richtgröße sind Gehälter von Oberbürgermeistern, Landräten und Abteilungsleitern in Ministerien. Das halte ich für angemessen.

Verraten Sie uns die Höhe Ihrer Abgeordnetenpension?

Ganz ehrlich: Ich habe noch keinen Bescheid bekommen.

Ungefähr?

Es werden wohl so circa 4500 Euro sein, die ich nach Erreichen der Altersgrenze an Pension bekommen werde.

Was werden Sie nach Ihrer Zeit als Bundestagsabgeordneter tun, wozu Sie bisher noch nie Zeit hatten?

Ich bin gerne in der Natur, gehe gerne Rad fahren und wandern, mache Skilanglauf, fotografiere und lese. All das kam in den letzten Jahren zu kurz. Ich freue mich, dass das jetzt anders wird.

 

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There are 2 comments

  • Schrank Torsten-Arwid sagt:

    Hallo Hartmut !
    Sind wir wirklich schon so alt, um in Rente zu gehen ?
    Fühle mich noch gar nicht so alt !
    Wünsche Dir alles Gute, für Deinen nächsten Lebensabschnitt.
    Glück auf, aus München,
    Torsten-Arwid

  • Schrank Torsten-Arwid sagt:

    🙂
    🙂
    🙂
    🙂
    🙂
    🙂

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