Für die Region
„Mari budi“: Brücke in den Arbeitsmarkt / Individuelle Unterstützung und arbeitspraktische Anweisungen für benachteiligte Sinti und Roma
21. Dezember 2016
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Mit dem Ziel, jungen Sinti und Roma bessere Chancen auf Bildungszugang und Bildungsteilhabe zu ermöglichen, soll in Bayreuth ein Projekt gestartet werden, das für die benachteiligten Jugendlichen den Zugang in den Arbeitsmarkt erleichtern könnte. Hintergrund ist, dass viele junge Sinti und Roma entsprechende Förderschulen ohne Abschluss und ohne echte Chance auf eine Berufsausbildung verlassen. Bei einem Runden Tisch mit Vertretern von Sinti-Verband, Arbeitsministerium, Wirtschaftskammern, Arbeitsagentur, der Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sowie den Abgeordneten Hartmut Koschyk und Gudrun Brendel-Fischer sprachen sich alle Beteiligten dafür aus, das Projekt weiterzuverfolgen und sich dabei an einer ähnlichen Maßnahmen zu orientieren, die seit Jahren in Straubing läuft.

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Das Straubinger Projekt mit dem Namen „Mari budi“ hat bereits viele junge Sinti und Roma zu einem beruflichen Abschluss gebracht. „Mari budi“ bedeutet in der Sprache der Sinti „meine Arbeit“. Primäres Ziel ist es, Jugendliche durch praktische Aktivitäten beim Übergang von der Schule in das Erwerbsleben zu begleiten. Nach den Worten von Dr. Markus Reipen vom Bayerischen Arbeitsministerium wird die Maßnahme drei Jahre lang aus Mitteln des Bayerischen Arbeitsmarktfonds gefördert. Die Kofinanzierung erfolge durch einen privaten Projektträger und das Jobcenter. Im Mittelpunkt des Projekts stünden die Gruppenbetreuung durch einen Sozialarbeiter, die individuelle Unterstützung der Jugendlichen und arbeitspraktische Anweisungen. Als mögliche Arbeitsfelder nannte Reipen handwerkliche Tätigkeiten, etwa in der Metall- und Holzbearbeitung sowie Garten- und Landschaftsbau. Konkret sollte am Ende der Maßnahme die Vermittlung in Praktika, in eine Ausbildung oder das Nachholen eines Bildungsabschlusses stehen.

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Nach den Worten von Jürgen Bayer, Geschäftsführer des Bayreuther Job-Centers werde die Auswahl des Trägers über das Gelingen entscheiden. Der Träger müsse nicht nur allgemein qualifiziert und möglichst vor Ort niedergelassen sein, es sei auch wichtig auf die Zielgruppe mit der entsprechenden Sensibilität zuzugehen. Neben dem berufsbegleitenden Ansatz sei auch eine sozialpädagogische Ausrichtung wichtig.

„Wir brauchen dringend ein solches Projekt“, sagte Joey Wiegand vom Sinti-Verband in Bayreuth. Viele Sinti- und Roma-Kinder und –Jugendliche besuchten Sonderschulen oder könnten keine lückenlose Schulbiographie, geschweige denn einen Abschluss nachweisen. Die Maßnahme sei schon deshalb so wichtig, dass nachfolgende Generationen nicht bei Hartz-IV landen, so Wiegand, der selbst seinen qualifizierenden Hauptschulabschluss nachholte und der mittlerweile die Meisterprüfung im Schreinerhandwerk erreicht hatte.

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In einem ersten Schritt sollen nun alle beteiligten über die entsprechenden Fördervoraussetzungen informiert werden, die Zeit drängt, denn Antragsschluss ist bereits Anfang April. Dann wollen die Initiatoren versuchen, den Sozialpädagogen Steffen Sobeck aus Straubing für einen Erfahrungsbericht zu gewinnen. Schließlich beabsichtigen die Initiatoren Jugendliche und junge Erwachsene aus der Volksgruppe der Sinti und Roma im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die für die Maßnahme infrage kommen, zu einer Informationsveranstaltung einzuladen.

Zustande gekommen war der Runde Tisch auf Initiative des Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk. Er erinnerte daran, dass Sinti und Roma zu den anerkannten nationalen Minderheiten gehören. Sinti und Roma seien damit keineswegs eine Problemgruppe, sondern eine geschützte gesellschaftliche Gruppe, die seit 500 Jahren in Europa lebt und der während der Nazi-Diktatur ein unvorstellbares Schicksal zuteil wurde. Im öffentlichen Bewusstsein sei es allerdings häufig nicht so verankert, dass die Nationalsozialisten die Volksgruppe der Sinti und Roma genauso vernichten wollten, wie die jüdischen Mitbürger.

In Bayern leben rund 12.000 Sinti, in Bayreuth gibt es rund 40 Sinti-Familien mit etwa 30 Jugendlichen zwischen zehn und 25 Jahren.

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