Gemeinsam mit dem Initiator des Richard Wagner Verbandes Riga, Ministerpräsident a. D. Mairis Gailis, der das „Wagner-Haus“ in Riga wiederbeleben möchte
Im Rahmen seiner Reservedienstleistung im Militärattachéstab an der Deutschen Botschaft in Riga hat der Bayreuth-Forchheimer Bundestagsabgeordnete, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk, das Gebäude des „Richard Wagner Konzertsaals“ in der heutigen Richard-Wagner-Str. 4 (Riharda Vagnera iela 4) in Riga besichtigt. Das Gebäude steht, trotz seiner musik-geschichtlichen Bedeutung, leer, da finanzielle Mittel für eine dringend notwendige Sanierung fehlen.
Bei einem Gespräch mit dem Initiator des Richard Wagner Verbandes in Riga, Ministerpräsident a. D. Mairis Gailis, informierte dieser Koschyk über dessen Bestrebungen, mit Unterstützung der lettischen Regierung, aber auch privaten Sponsoren das „Wagner-Haus“ in Riga zu sanieren, um dort zum einen Konzerte zu veranstalten, aber auch ein kleines Museum einzurichten, um an die Zeit Wagner in Riga zu erinnern. Ministerpräsident a. D. Gailis erklärte gegenüber Koschyk, dass er dabei gerne mit den Bayreuther Festspielen und dem Haus Wahnfried eng zusammenarbeiten möchte. Koschyk erklärte, dieses Vorhaben einer Zusammenarbeit gerne zu unterstützen. Noch in diesem Sommer beabsichtigt Ministerpräsident a. D. Gailis nach Bayreuth zu den Festspielen nach Bayreuth zu kommen, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu besprechen. Koschyk sagte Ministerpräsident a. D. Gailis zu, ihn bei dessen Gesprächsterminen in Bayreuth zu begleiten.
Riga war eine der Städte, in denen Richard Wagner als Kapellmeister gewirkt hat. Mit 24 Jahren kam Wagner im August 1837 in die damals zum Russischen Reich gehörende Metropole, um seine Stelle am städtischen Deutschen Theater anzutreten. In dem renovierungsbedürftigen Gebäude in der heute nach ihm benannten Straße befindet sich seit Ende der 1980er Jahre der Wagner-Konzertsaal.
Am 1. September 1837 dirigierte Wagner das Eröffnungskonzert der neuen Saison. Das Orchester bestand aus einem 24-köpfigen Ensemble. Doch Schulden und Streit mit dem Theaterdirektor sorgten für ein abruptes Ende des Engagements. Gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau Minna flüchtete Wagner im Sommer 1839 mit dem Schiff nach London und von dort weiter nach Paris. Die stürmische Überfahrt soll ihm Inspiration für den „Fliegenden Holländer“ gebracht haben.
Riga war eine wichtige und prägende Station für Wagner. Hier begann er seine Arbeit an seiner ersten Oper „Rienzi“, die er später in Paris fortsetzte. Auch erste Anregungen für die Gestaltung des Festspielhauses in Bayreuth sollen aus der Zeit am Theater in der lettischen Hauptstadt stammen.
Der künstlerische Durchbruch sollte sich jedoch erst mit der Rückkehr nach Deutschland einstellen und kam, wie Wagner in seinen Memoiren festhält, für manche lettische Zeitgenossen überraschend. So berichtet Wagner von einem Riga-Einwohner, „welcher erstaunt war, von den Erfolgen eines Menschen zu hören, von dessen Bedeutung man während eines zweijährigen Aufenthalts in der doch nicht sonderlich großen livischen Hauptstadt nicht das mindeste wahrgenommen hatte.“
Heute dagegen ist Wagner auch in Riga kein Unbekannter. Um an den 200. Geburtstag und 130. Todestag des Komponisten zu erinnern wurde zum Wagner-Jubiläumsjahr zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren der komplette „Ring des Nibelungen“ in einer Saison gespielt, dirigiert von dem jungen deutschen Dirigenten Cornelius Meister. Mit dem Opernzyklus, an dem Wagner über Jahrzehnte gearbeitet hat Die Aufführung des Opernzyklus war eines der anspruchsvollsten Projekte in der Geschichte der Lettischen Nationaloper.
Das kleine Theater in der heutigen Richard-Wagner-Str. 4 (Riharda Vagnera iela 4) war schon vor Wagners Erscheinen ein Zentrum kulturellen Lebens. Fast ein Jahrhundert war dieses Theater, das Schauspiel-, Opern- und Ballett-Truppe hatte, Zentrum der Kultur Rigas. Bedeutende Musiker und Komponisten hatten hier ihre Wirkungsstätte, darunter Franz Liszt, Hector Berlioz, Robert Schumann und Anton Rubinstein.
1863, also 24 Jahre nach Wagners Zeit als Kapellmeister, zog die Theater-Truppe in andere Räumlichkeiten und der heute so titulierte “Wagner-Saal” stand leer, bzw. er wurde nur noch als Lager oder Bibliothek genutzt. Es folgten mehrere Umbauten und die oben liegenden Räumlichkeiten wurden in den 80er Jahren des letzten Jahrhundert zu Konzerten genutzt.
Mit der Verschlechterung des technischen Zustands der Gebäude wurde das Konzertleben allerdings ab 2007 gestoppt und der Richard Wagner Konzertsaal wurde geschlossen. Die Staatliche Aktiengesellschaft, unter deren Verwaltung die Gebäude seit 2006 stehen, hatte in den Jahren 2011 und 2012 Untersuchungen des technischen Zustands vorgenommen. Es zeigte sich wie unbefriedigend der Zustand des Gebäudefundamentes ist. Die nach der Untersuchung empfohlene Stärkung des Fundaments wurde nicht durchgeführt, da die öffentlichen Finanzmittel sehr begrenzt sind. Der
2014 wurde die Stiftung Renovierung Richard Wagner-Theater Riga gegründet, um das öffentliche Bewusstsein zu stärken, dass Riga eine der Wirkungsstätten Richard Wagners war, das Interesse für das Kulturerbe der Theatergebäude pflegen und fördern, eine Vision für die zukünftigen Rolle der renovierte Gebäude entwickeln und finanzielle Unterstützung suchen, in erster Linie für die Erneuerung des Gebäudefundaments und danach für die Wiedergeburt des ganzen Gebäudes.
Weiterführende Informationen zu Wagners Wirken in Riga finden Sie hier.
Einen Artikel zum Wagner-Haus finden Sie hier.
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