Für die Region International
Mühelose Eleganz und südliches Feuer/ Abschlusskonzert des 65. Festivals Junger Künstler in Bayreuth
28. August 2015
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Mit einem großen Symphoniekonzert in der Stadthalle ist am Donnerstagabend das 65. Festival Junger Künstler in Bayreuth zu Ende gegangen. Vier Wochen lang hatten 300 Teilnehmer aus rund 30 Nationen ein anspruchsvolles Programm erarbeitet, das in über 100 Konzerten, Open Airs, Workshops, Symposien und Werkstattgesprächen der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Schirmherr war Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der dieses Amt auf Bitte des Bayreuther Bundestagsabgeordneten und Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk übernommen hatte. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik gehörte neben dem Bayerischen Kultusministerium sowie der Stadt und dem Landkreis Bayreuth zu den wichtigsten öffentlichen Geldgebern. Koschyk ist zugleich Kuratoriumsvorsitzender des Festivals Junger Künstler.

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Festivalintendantin Sissy Thammer und Hartmut Koschyk

„Die Suche nach Frieden hat Tradition beim Festival Junger Künstler“, sagte Intendantin Sissy Thammer, die das Festival im 30. Jahr leitete, im Vorfeld des Abschlusskonzertes. „Wir sind der Meinung, dass Kreative nicht aus der Verantwortung für die gesellschaftliche und politische Wirkung ihrer Arbeit entlassen werden dürfen“, so Thammer, die dabei auch den prominenten Dirigenten und Musikdirektor der Bayreuther Festspiele Christian Thielemann kritisierte, weil er eine gegensätzliche Meinung vertreten hatte. „Hier gilts der Kunst, aber eben nicht nur“, sagte Thammer, Das Festival Junger Künstler stehe für beides, für die Ideale der Kunst und für die Ideale der Freiheit und des Friedens.

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Festival-Intendantin Sissy Thammer, Dirigent Peter Stark, Klarinettist Benjamin Christ, Siemens Niederlassungsleiter Hartmut Oltsch und Hartmut Koschyk.

Ein wichtiges Ziel des Festivals junger Künstler in Bayreuth ist die Verbindung von großem Symphonieorchester und von kammermusikalischen Besetzungen. Während beispielsweise das Kammerorchester der Renmin Universität Peking als „Artist-in-Residence“-Orchester in den vergangenen Wochen durch die Region tourte und allerorts für Beifallsstürme sorgte, gliederten sich die Musiker am Ende des Festivals in das Symphonieorchester ein. Dort erarbeiteten sie zusammen mit vielen anderen internationalen Nachwuchstalenten aus 17 Ländern unter der Leitung des britischen Dirigenten Peter Stark vom Royal College of Music in London ein populäres aber nicht minder schwieriges Programm mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Maria von Weber. Bei einem herausragenden Abschlusskonzert am Donnerstagabend in der Bayreuther Stadthalle stellten die jungen Musiker die Ergebnisse der Öffentlichkeit vor.

Hoffnung, Fernweh und Sehnsucht, das ist die große Klammer, die alle drei Kompositionen miteinander verbindet. Südliches Feuer in Mendelssohns „Italienischer“, erstklassige Landschaftsmalerei, die sogar Richard Wagner in der Hebriden-Ouvertüre entdeckt hatte, und virtuose Romantik im 2. Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber.

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Dirigent Peter Stark und Klarinettist Benjamin Christ.

Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90, die berühmte „Italienische“ und zugleich die populärste Mendelssohn-Symphonie, präsentieren die jungen Musiker pointiert, in einem weichen und abgerundetem Klang, schlank und geschmeidig. Erstaunlich ist es schon, wie treffend die jungen Musiker, die zum Teil aus ganz anderen Kulturkreisen kommen, diese Musik bewältigen. Es ist sicher die technische Versiertheit, etwa in der elegischen Melodik des dritten Satzes, die zu der mühelosen Eleganz führt, in der das Werk erklingt.

Sehr präzise und in einem schlüssigen klanglichen Ansatz führt das Orchester unter Peter Stark Mendelssohn Bartholdys eindrucksvolle Hebriden-Ouvertüre op. 26 auf. Bratschen, Celli und Fagott spielen das Hauptthema transparent und so mitreißend, dass auch in dieser rund zehnminütigen Konzertouvertüre keine Wünsche offen bleiben.

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Siemens-Niederlassungsleiter Hartmut Oltsch und Hartmut Koschyk.

Überaus virtuos interpretieren dazwischen das Orchester unter Peter Stark und der junge französische Solist Benjamin Christ das 2. Klarinettenkonzert Es-Dur op. 74 von Carl Maria von Weber. Für Benjamin Christ war es gleichzeitig sein Deutschland-Debüt als Soloklarinettist. Er meistert die technischen Herausforderungen hervorragend, ohne aber die Poesie zu vernachlässigen, die bei Webers Solokonzerten immer dazugehört. Es ist eine anspruchsvolle und häufig unterschätzte Musik, die sich Carl Maria von Weber ausgedacht hatte und die adäquate Musiker braucht, um so richtig zur Geltung zu kommen. Weber setzte mehr auf einen Reichtum an Motiven und auf harmonische Effekte als auf eingängige Melodien, und Klarinettist Benjamin Christ und das Orchester unter Peter Stark setzen das mit dem richtigen Sinn für die Details der Partitur, etwa in den lyrischen Bögen des langsamen Mittelsatzes, hervorragend um. Wie Benjamin Christ das Ende dieses Satzes gestaltet und dabei rhythmisch und dynamisch die Grenzen auslotet ist nahezu atemberaubend.

Als Zugabe hatte Maestro Peter Stark übrigens noch einmal den 4. Satz der „Italienischen“ aufs Pult gelegt und dabei tatsächlich tempomäßig noch einen Gang zugelegt.

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