Bayreuth. Die weltweite Wirtschaftskrise veranlasst viele Unternehmen dazu, ihre Abteilungen für Forschung und Entwicklung auszulagern. Davon können Forschungseinrichtungen an den Universitäten profitieren. Nach den Worten von Professor Josef Breu vom Bayreuther Zentrum für Kolloide und Grenzflächen (BZKG) verzeichne sein Haus derzeit eher mehr als weniger Anfragen aus der Wirtschaft nach einer Zusammenarbeit. Bei einem Besuch der beiden CSU-Politiker Stefan Müller aus Erlangen und Hartmut Koschyk aus Bayreuth mahnte Professor Breu aber auch eine unzureichende Stellenausstattung an.
Das vor wenigen Jahren mit Mitteln der High-Tech-Offensive realisierte Zentrum an der Universität Bayreuth habe sich längst amortisiert, sagte Breu. Während die Einrichtung damals zwischen sechs und acht Millionen Euro gekostet habe, konnten allein im zurückliegenden Jahr drei Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben werden. Breu ging auch davon aus, dass ein Forschungsinstitut wie das in Bayreuth in Zukunft noch wichtiger werde, da immer mehr große Firmen ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen schließen. Dennoch würden die Probleme, die es zu lösen gibt, immer komplexer und Ergebnisse sollen immer schneller gefunden werden. Allerdings könnten in Bayreuth längst nicht alle Anfragen seitens der Industrie bearbeitet werden, weil es an räumlicher und personeller Ausstattung fehlt.
Professor Breu machte dabei auch deutlich, dass die Polymerforschung aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Ob Fließeigenschaften von Ketchup, die Zusammensetzung von Zeitungspapier, Streichfähigkeit von Wandfarbe oder Auswirkungen so genannter Conditioner auf das Kopfhaar, kaum eine Industrie komme ohne Kolloidchemie aus. Kolloide erläuterte Breu dabei als submikroskopisch kleine Partikel im Nanometerbereich. Das BZKG an der Universität Bayreuth versteht sich dem Wissenschaftler zufolge dabei als Mittler zwischen universitärem Know-how und der industriellen Anwendung, beziehungsweise zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung.
Der Erlanger Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Jungen Union (JU) Stefan Müller kritisierte bei dem Besuch, die seiner Auffassung nach in Deutschland besonders ausgeprägte Risikodiskussion. Hier stehe die Wissenschaft in der Pflicht, sich als unabhängige und vertrauenswürdige Institution um Aufklärung zu bemühen. Auch bei der Nanotechnologie werde bereits wieder ausschließlich auf die Risiken geblickt, ohne abzuwägen und die Chancen wahrzunehmen. Bayreuths Bundestagsabgeordneter und CSU-Landesgruppengeschäftsführer Hartmut Koschyk bezeichnete die anfangs belächelte und mittlerweile absolut erfolgreiche „Bayreuther Kinderuniversität“ als Musterbeispiel dafür, wie es gelingen kann, bereits Kinder an Naturwissenschaften heranzuführen und Barrieren zur Universität abzubauen.
Im Vorfeld des Besuches im Bayreuther Zentrum für Kolloide und Grenzflächen nutzten MdB Hartmut Koschyk und MdB Stefan Müller die Möglichkeit eines intensiven Gedankenaustausches über die Zukunftsperspektiven der Universität Bayreuth. In einem Gespräch mit dem Präsidenten der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Rüdiger Bormann, und dem Kanzler der Universität Bayreuth, Dr. Ekkehard Beck, konnten sich die Bundestagsabgeordneten Müller und Koschyk ein ausführliches Bild über die Universität Bayreuth machen und wichtige Impulse für die anstehenden Zukunftsprojekte mitnehmen.
There are 0 comments