
Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner, die Bayreuther Kreisvorsitzende der Sudentendeutschen Margareta Michl, MdB Hartmut Koschyk, Bayreuths Oberbürgermeister Michael Hohl und der langjährige Bayreuther Ortsvorsitzende Karl Heider (von links) haben in Bayreuth die Ausstellung „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“ eröffnet.
Bayreuth. Zum 90. Jahrestag der Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht im Sudetenland ist am Sonntag in Bayreuth die Ausstellung „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“ eröffnet worden. Zuvor gedachten Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaften in einer gemeinsamen Andacht bei einer Kranzniederlegung an die blutige Niederschlagung der friedlichen Proteste vom 4. März 1919. Kaplan und Hochschulpfarrer Dr. Helmut Wiesner und Geistlicher Rat Pfarrer Leo Seewald gestalteten die Andacht in der Schlosskirche Bayreuth. Mit einer eindrucksvollen Predigt ging Pfarrer Dr. Wiesner auf das Schicksal der Sudetendeutschen ein und machte zugleich deutlich, dass Versöhnung nur dann funktioniert, wenn endlich auch die Täter ihre Schuld anerkennen. Wiesner führte weiter aus: „Die Sudetendeutschen sind in der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts die gebeutelteste Gruppierung; im ersten Weltkrieg in ein Land umgesiedelt, in das sie nicht wollten und nach dem zweiten Weltkrieg eben aus diesem Land wieder vertrieben worden.“
Die Erinnerung geschehe nicht, um anzuklagen oder aufzurechnen, vielmehr gehe es um Versöhnung mit den tschechischen Nachbarn, sagte der parlamentarische CSU-Landesgruppengeschäftsführer und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk bei der anschließenden Kranzniederlegung. Er zeigte sich dankbar für das Bemühen auf tschechischer Seite, auch die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte kritisch aufzuarbeiten, wie dies in besonders eindrucksvoller und offener Weise von Seiten der Kirchen geschehe. Koschyk bezeichnete den 4. März 1919 als Mahnung, dass Gewalt und Unrecht Konflikte nicht lösen, sondern weiter verschärfen. Neues Unrecht vorbeugen könne nur, wer begangenes Unrecht beim Namen nennt und den Opfern so ihre Würde zurückgibt. Gegenseitiges Aufrechnen führe dagegen in die Irre.
Als wichtiges Zeichen der Versöhnung nannte es der frühere Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen, wenn die Tschechische Republik das Unrecht der Vertreibung und die Entrechtung der Sudentendeutschen vor mehr als 60 Jahren endlich anerkennen würde. Dazu gehöre es auch, die so genannten Benes-Dekrete für obsolet zu erklären. Koschyk: „Diese Unrechtsdekrete widersprechen den fundamentalsten Grundsätzen des Völkerrechts und der Menschenrechte und haben in einem gemeinsamen Europa des Rechts und der Freiheit keinen Platz.“
Am 4. März 1919 hatte fast die gesamte sudentendeutsche Bevölkerung in Böhmen, Mähren und Sudentenschlesien friedlich für ihr Selbstbestimmungsrecht demonstriert. Davor war ihr unter anderem die Forderung nach einer Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit ihrer Gebiete nicht erfüllt worden. Die Demonstrationen wurden mit brutaler Härte vom tschechischen Militär niedergeschlagen, Opfer gab es unter anderem in Karlsbad, Kaaden und Sternberg. Unter den 54 Toten des 4. März 1919 waren auch 20 Frauen und Mädchen, das jüngste Opfer war erst 11 Jahre alt.
Die Ausstellung „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“ wurde vom Sudetendeutschen Rat in München erstellt, sie zeigt auf zahlreichen großformatigen Plakaten mit vielen Bildern, Karten, Dokumenten und Grafiken die Geschichte der Sudetendeutschen von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis heute. Die Ausstellung ist noch bis zum 21. März in den Schauräumen des Alten Schlosses in Bayreuth, Maximilianstraße 6 täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
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