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Wechselvolle und dramatische Geschichte / Ausstellung „Deutsche aus Russland“ in den Forchheimer Rathaushallen
10. Januar 2016
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von links: Ewald Oster, bayerischer Landesvorsitzender der Deutschen aus Russland, Bundesvorstandsmitglied Ernst Strohmaier, Bundesvorsitzender Waldemar Eisenbraun, Forchheimas OB Franz Stumpf, Bundesbeauftragter MdB Hartmut Koschyk, der bisherige Forchheimer Kulturreferent Dieter George und kreisvorsitzender Johannes Moosmann.

Eine von der Bundesregierung geförderte Wanderausstellung mit dem Titel „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ über die Integration der Russlanddeutschen macht noch bis zum 30. Januar Station in Forchheim. „Wurzeln schlagen und die Gesellschaft stärken“, das ist nach Angaben der Veranstalter der Leitgedanke der Wanderausstellung, die von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland mit Sitz in Stuttgart präsentiert wird.

Als Erfolgsgeschichte bezeichnete der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk die Integration der Russlanddeutschen. Russlanddeutsche stellten eine echte Bereicherung dar und seien tief im Glauben verhaftet, den sie unter schwierigen Bedingungen in der ehemaligen Sowjetunion bewahren konnten. Koschyk erinnerte auch an die vielen prominenten Russlanddeutschen aus Musik, Sport und Gesellschaft, die in der Ausstellung jeweils in Kurzportraits vorgestellt werden. Eine davon ist mit Helene Fischer eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen aller Zeiten. „Allein dieses Beispiel zeigt, dass Russlanddeutsche eine echte Bereicherung für unser Land sind“, sagte Koschyk.

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Für Forchheims Oberbürgermeister Franz Stumpf kommt die Ausstellung zum richtigen Zeitpunkt, denn gerade jetzt werde so intensiv wie nie zuvor über Themen wie Einwanderung und Integration diskutiert. Dabei könnte man mit den Deutschen aus Russland auf einen intensiven Erfahrungsschatz zurückgreifen, denn die Russlanddeutschen hätten gezeigt, wie wertvoll die Kenntnisse von Einwanderern sein können. Russlanddeutsche haben sich mittlerweile ganz unauffällig integriert, so Waldemar Eisenbraun, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Eisenbraun räumte ein, dass dies nicht immer so gewesen sei. Doch mittlerweile hätten die Russlanddeutschen bewiesen, dass sie zu den Leistungsträgern der Gesellschaft gehören.

Diese Wanderausstellung ist Teil eines bundesweiten Integrationsprojektes, das vom Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg gefördert wird. Die Schau zeigt mit Tafeln und Schaubildern, Vorträgen und Filmen das wechselvolle Schicksal und illustriert die Historie und die kulturellen Verknüpfungen der Russlanddeutschen mit dem riesigen Land Russland.

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Die Gesangsgruppe Forchheim unter der Leitung von Waldemar Geigert zusammen mit den Ehrengästen der Ausstellungseröffnung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ in den Forchheimer Rathaushallen.

Nur wenige wissen, dass die Ausreise der Deutschen aus verschiedenen Kleinstaaten nach Russland mit einem Manifest der Zarin Katharina II. zusammenhängt, die von 1762 bis 1796 das russische Zarenreich regierte. Die Auswanderung erfolgte angefangen von 1764/1765 bis 1862 mit der Gründung von 3536 deutschen Siedlungen an der Wolga, in der Ukraine, im Kaukasus und Bessarabien. Diese deutschen Kolonien wurden streng nach der Religionszugehörigkeit in den von Russland neueroberten Gebieten der ehemaligen Weltreiche der Mongolen und Osmanen angelegt. Doch bereits im Mittelalter siedelten Deutsche im Baltikum, ab dem 16. Jahrhundert in Moskau und ab 1703 in St. Petersburg. Die Ausstellung zeigt diese interessante Geschichte, aber auch die Kriegsfolgenschicksale der Deutschen aus Russland, welchen Vorurteilen die Russlanddeutschen in Deutschland begegneten und immer noch begegnen und wie ihre Integration gelingt.

Die heimisch gewordenen und seit fast 200 Jahren hochgeachteten Russlanddeutschen mussten nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Jahr 1941 dort einen unbeschreiblichen Leidensweg antreten. Zigtausende Russlanddeutsche verloren ihr Leben durch Deportation, Verschleppung und Ermordung, weil der sowjetische Diktator Stalin sie der Kollaboration mit Hitler-Deutschland verdächtigte. Hunderttausende kamen in den 1990er-Jahren zurück in das Land ihrer Vorfahren, das für sie als Synonym für Hoffnung und Gerechtigkeit stand, nach Deutschland.

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Der bisherige Forchheimer Kulturreferent Dieter George und der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk.

Doch auch hier schlugen vielen von ihnen Vorurteile und Ablehnung entgegen, von Menschen, denen alles Fremde fremd ist. Seit 1950 konnten rund 2,8 Millionen deutsche Aussiedler aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland zurückkehren, dank geduldiger Diplomatie und erfolgreicher Entspannungspolitik besonders nach dem Fall des Eisernen Vorhhangs und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990.

Die Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ ist in den Rathaushallen, Hauptstr. 24 in 91301 Forchheim noch bis zum 30. Januar zu sehen. Nach Vereinbarung sind auch Führungen für Gruppen und Schulklassen möglich (Kontakt über Projektleiter Jakob Fischer (J.Fischer@Lmdr.de). Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung ist frei.

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