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Zum Heimgang von Staatsminister a. D. Simon Nüssel
19. November 2015
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Mit dem Tod von Staatsminister a. D. Simon Nüssel verlieren wir eine herausragende Gestaltungspersönlichkeit und einen großartigen Menschen.

Simon Nüssel hat unser Gemeinwesen auf der kommunalen, der Bezirks- und Landesebene, aber auch deutschlandweit entscheidend geprägt. Mit seinem großartigen politischen, aber auch christlichen und ehrenamtlichen Engagement weit über die Grenzen seiner Heimatgemeinde Rimlas bei Bad Berneck hinaus hat sich Simon Nüssel große Verdienste erworben und die Herzen der Menschen in Franken, Bayern und Deutschland gewonnen. Simon Nüssel, dessen politische Karriere bei der Bayernpartei begonnen hatte, kam als CSU-Abgeordneter 1954 für den Stimmkreis Bayreuth erstmals in den Bayerischen Landtag, dem er bis 1994 ununterbrochen angehörte. Im Bayerischen Landtag fiel er von Beginn an durch sein fachkundiges Wirken im Agrarbereich auf und hatte daher den Vorsitz des Landwirtschaftsausschusses inne. Von 1966 bis 1970 war Simon Nüssel zweiter Vizepräsident des Bayerischen Landtages und wurde am 8. Dezember 1970 als Staatssekretär in das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten berufen. Siebzehn Jahre lang arbeitete er in hervorragender Weise mit Minister Hans Eisenmann zusammen und formulierte mit ihm gemeinsam den „Bayerischen Weg“, durch den die bäuerliche Landwirtschaft eine Lebenschance im Kampf gegen ständig zunehmende Reglementierungen aus Brüssel und landwirtschaftliche Großbetriebe fand.

Im September 1987 wurde Simon Nüssel vom damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zum Bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten berufen. Simon Nüssel nannte bei Aufnahme seiner Ministertätigkeit die Forstpolitik einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit und sprach sich für die Einführung eines Entgelts für die landeskulturellen Leistungen der bäuerlichen Landwirtschaft durch Bund und Länder aus. Vor allem die zahlreichen kleinen landwirtschaftlichen Betriebe in Oberfranken, die von Kontingentierung und Preisverfall am stärksten bedroht waren, werden seinen Einsatz hierfür in großer Dankbarkeit nie vergessen.

Die Programme zur Verbesserung der Agrar- und Betriebsstruktur tragen ebenso seine Handschrift wie die Förderung von umweltfreundlicher Landbewirtschaftung. Simon Nüssel hat sich auch stets dafür eingesetzt, den Bauern ein gerechtes Einkommen zu sichern. So erklärte er im Juli 1990 im Zuge der sich anbahnenden Deutschen Einheit, dass man für Fördermaßnahmen Größenordnungen vorsehen müsse, die in etwa denen der alten Bundesländer entsprechen, was damals von zentraler Bedeutung für die alten landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) gewesen war.

Simon Nüssel hat sich jedoch auch durch seinen ehrenamtlichen Einsatz in zahllosen gemeinnützigen Organisationen verdient gemacht, unter anderem als Mitglied der Evangelischen Landessynode und Ehrensenator der Universität Bayreuth. Sein Einsatz für die von ihm initiierte und nach ihm benannte Simon-Nüssel-Stiftung an der Universität Bayreuth zur Förderung von Landwirtschaft und Ernährung, aber auch als Einsatzflugzeugführer und Vizepräsident der Luftrettungsstaffel Bayern am Standort Bayreuth bleiben unvergessen.

Zurecht wurden Simon Nüssel für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Berneck, der Goldene Ehrenring der Stadt Bayreuth, der Bayerische Verdienstorden und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Trotz seines hohen Alters nahm Simon Nüssel bis zu seinem Lebensende wenn irgend möglich am öffentlichen Leben teil und zeigte ein ungebrochenes Interesse an den aktuellen politischen Geschehnissen. Besonders fühlte er sich Zeit seines ganzen Lebens dem europäischen Einigungsprozess verpflichtet, den er als Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg als die größte Errungenschaft der Nachkriegszeit betrachtete.

Dankbar erinnere ich mich an die Feier anlässlich seines 90. Geburtstages im vergangenen Jahr, der ihm im Kreise seiner Familie, Freunde und Weggefährten sehr große Freude bereitet hat. Anlässlich dieses Tages hatte die CSU im Landkreis Bayreuth ihn für sein politisches Lebenswerk zum Ehrenmitglied ernannt und ihm die silberne Ehrenraute der CSU verliehen.

Persönlich habe ich Staatsminister a. D. Simon Nüssel für eine stets von tiefem Vertrauen und väterlicher Freundschaft getragene Zusammenarbeit zu danken, die ich in meinem politischen Leben nur von ganzen wenigen Persönlichkeiten erfahren durfte. An Simon Nüssel habe ich besonders seine öffentlich und offensiv gelebte christliche Glaubensüberzeugung, seine Charakterstärke, Geradlinigkeit und Verlässlichkeit geschätzt. Gerade auch durch diese Tugenden hat er sich größtes Ansehen und tiefen Respekt in weiten Teilen der Bevölkerung erworben.

Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Elsa, seinen Kindern, Enkelkindern und Urenkeln. Meine Frau und ich fühlen sich der Familie Nüssel im Schmerz und der Trauer verbunden.

Ich werde Simon Nüssel stets ein ehrendes Andenken bewahren und verneige mich dankbar vor seinem großartigen Lebenswerk.

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Sebastian Machnitzke

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