Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der zur Zeit politische Gespräche in Kasachstan führt, nimmt heute in der südkasachischen Stadt Almaty an der Konferenz „Staatsbürgerschaft und Volksgruppen – Strategien zur Gestaltung der nationalen Einheit und für ein konfliktfreies Zusammenleben“ teil, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ organisiert wird. Die Konferenz steht in engem thematischen Zusammenhang mit dem deutschen Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in diesem Jahr. Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier hat den Schutz nationaler Minderheiten zu einem der Schwerpunkte des deutschen OSZE-Vorsitzes erklärt.
In seiner Rede zum Thema „Minderheitenschutz -Politische Aufgaben der Konfliktvermeidung“ erklärte Bundesbeauftragter Koschyk bei der Plenarsitzung, dass in einer Zeit der aufflammenden Nationalismen Minderheitenschutz wichtiger denn je sei. „Humanitäre Katastrophen und Destabilisierung von Staaten oder Regionen sind im Extremfall die Folgen ungelöster ethnischer Spannungen. Ruanda, Jugoslawien, Kosovo, Darfur – sie alle stehen für Konflikte entlang ethnischer Linien. Werden Konflikte erst einmal offen ausgetragen, ist der Weg zurück zu einem friedlichen Miteinander meist für lange Zeit versperrt. Selbst wenn eine Befriedung eintritt, bedeutet dies noch lange nicht eine Rückkehr zum Zustand wie er vor den Auseinandersetzungen bestanden hat. In der Regel ist das Verhältnis zwischen den Volksgruppen so nachhaltig gestört, dass die Aussicht auf ein friedliches Zusammenleben in weite Ferne gerückt ist. Im Kosovo erleben wir diesen Zustand der Postkonfliktspannungen jeden Tag. Umso wichtiger ist es, frühzeitig die Weichen so zu stellen, dass ethnische Differenzen gar nicht erst in einen offenen Konflikt umschlagen können. Hier ist eine kluge vorausschauende Minderheitenpolitik gefragt. Die große Herausforderung für einen multiethnischen und multireligiösen Staat besteht darin, einerseits die nationale Einheit zu wahren, andererseits kulturelle und religiöse Vielfalt zuzulassen zu schützen und zu fördern“, so Bundesbeauftragter Koschyk.
Bei der Konferenz „Staatsbürgerschaft und Volksgruppen – Strategien zur Gestaltung der nationalen Einheit und für ein konfliktfreies Zusammenleben nahm Bundesbeauftragter Koschyk auch an der Paneldiskussion „Politische Aufgaben der Konfliktvermeidung“ teil. In seinem Eingangsstatement erklärte Bundesbeauftragter Koschyk u.a., dass er davon überzeugt sei, dass genauso, wie nationale Minderheiten im 20. und auch im 21. Jahrhundert – nicht selten gegen den Willen ihrer Angehörigen – zum Anlass für die Auslösung von Konflikten zwischen Staaten genommen wurden, sie im Gegenteil auch einen Beitrag zu Entspannung zwischen den Staaten und guter Nachbarschaft leisten könnten. „Dieses kann nur im Zusammenwirken mit einer guten Minderheitenpo-litik der jeweiligen Heimatstaaten erreicht werden. Von den vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland – den Dänen, den Friesen, den Sorben sowie den deutschen Sinti und Roma – gibt es nur für die Dänen einen sogenannten „Mutterstaat“; das Siedlungsgebiet der dänischen Minderheit liegt unmittelbar an der Grenze Deutschlands zum Königreich Dänemark. Auch zwischen Dänemark und Deutschland hat es im 19. und im 20. Jahrhundert jeweils einen schrecklichen Krieg gegeben. Trotzdem ist ein friedliches Miteinander gelungen und die Verständigung auf gute minderheitenrechtliche Regelungen sowohl für die dänische Minderheit in Deutschland als auch für die deutsche Minderheit in Dänemark hat hierzu sicher einen maßgeblichen Beitrag geleistet“, so Bundesbeauftragter Koschyk.
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