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Deutsch-Koreanischer Liederabend in Pegnitz und Streitau
27. August 2016
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Brückenschlag nach Korea / Höchstmaß an Dramatik: Koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim gastierte im Altenstädter Schloss und in der St. Georg Kirche in Streitau

Ein ganz besonderer Liederabend ist dem Deutsch-Koreanischem Forum zu verdanken: die koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim gastierte am Donnerstagabend im Altenstädter Schloss in Pegnitz und am Freitagabend in der Kirche St. Georg in Streitau bei Gefrees.  Neben Liedern von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss brachte die Sängerin auch einige Kompositionen aus ihrer Heimat mit. Begleitet wurde sie dabei von der jungen Pianistin Shihyun Lee.

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Im Zentrum des Abends standen freilich die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner, fünf berühmte Lieder, die Wagner nach Gedichten seiner Muse und Gönnerin Mathilde Wesendonck 1862 veröffentlichte. Zumindest zwei der Lieder gelten ganz offiziell als Studien zur Oper „Tristan und Isolde“. Das dritte Lied „Im Treibhaus“ enthält Passagen aus dem Vorspiel zum dritten Aufzug des „Tristan“, das fünfte Lied mit dem Titel „Träume“ verweist auf das Liebesduett im zweiten Aufzug.

Für die koreanische Sopranistin Hyue-Sun Kim, die in Deutschland unter anderem bei Erika Köth studiert hatte, ist es schon erstaunliche, wie sehr sie sich in Wagners Klangwelten eingefunden hat. Leidenschaftlich und ausdrucksorientiert präsentiert die Künstlerin mit ihrer wunderschön timbrierten Stimme die fünf kurzen Lieder voller leuchtender und strahlender Farben. Die Sopranistin agiert absolut intonationssicher und textverständlich.

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Die Pianistin Shi-Hyun Lee, Klavier-Stipendiatin an der Seoul National University und erste Preisträgerin beim Beethoven-Klavierwettbewerb 2010 in Seoul, ist dabei mehr als eine Begleiterin am Steingraeber-Flügel. Sie bringt den Wagner-Kosmos zum Klingen und versteht es, die Komposition zu einem Erlebnis zu machen, zumal die Fassung für Klavier die Original-Fassung von Richard Wagner ist. Die meist aufgeführten Orchestrierungen teilweise von Wagner, teilweise von Felix Mottl kamen erst viel später dazu.

Ebenso perfekt erklingen auch die Kompositionen Mozarts. Die drei überzeugenden Lieder „Das Veilchen“, „An Chloe“ und „Abendempfindung“ interpretiert sie mit opernhafter Riesenstimme, mit enormer Strahlkraft, voluminös und bis in die tieferen Register absolut sicher. In der Musik von Richard Strauss findet sie zu einem innigen, dunkel-samtigen Timbre; so kann sie beweisen, dass ihr auch die lyrischen Nuancen liegen. Hier standen die Lieder „Die Georgine“, „Allerseelen“ und „Morgen“ auf dem Programm. In allen drei Kompositionen präsentiert Hyue-Sun Kim eine große dynamische Bandbreite mit durchgehend dramatischen Gestus.

Eine ganz andere musikalische Welt sind dagegen die Kompositionen aus ihrer Heimat. Das beliebteste Volkslied der Koreaner, das es in unzähligen Variationen gibt, heißt dabei ganz lautmalerisch „Arirang“. Die Sopranistin brachte drei grundverschiedene Variationen davon, aber auch zeitgenössische Kompositionen mit Titeln wie „Die Bergblumen“ oder „An die Sterne und Vögel.

Ganz so fremd ist diese Musik dann doch nicht. Sie erklingt melodiös und ist dramatisch aufgebaut. Hier kann Hyue-Sun Kim ihre bemerkenswerte Tiefe, aber auch extreme Höhe beweisen, wobei immer auch ein Höchstmaß an Dramatik dazugehört. Die charakterliche Vielschichtigkeit, die diese Kompositionen von einer Sopranistin verlangen, wird überzeugend eingelöst, von klaren und wohldosierten Vibrato getragenen, Stimmungen und Zwischentöne werden ideal zum Klingen gebracht.

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Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe Hartmut Koschyk auf die Partnerschaften zwischen der Regierung von Oberfranken und der koreanischen Gangwon-Provinz sowie zwischen dem Landkreis Bayreuth und dem koreanischen Landkreis Goseong hingewiesen. Zwischen der koreanischen Tourismusschule und  der Pegnitzer Hotelfachschule gebe es bereits seit vielen Jahren einen regen Austausch. Außerdem existiere es in Goseong einen Bayreuth-Platz und in Pegnitz einen Goseong-Platz, was das Verhältnis zwischen den beiden Regionen eindrucksvoll widerspiegelt.

Eine große Ehre für Pegnitz nannte Bürgermeister Uwe Raab den Auftritt der koreanischen Sopranistin im Altenstädter Schloss. Pegnitz unterhalte in vielfacher Hinsicht internationale Beziehungen, für rund 50 verschiedene Nationalitäten sei die Stadt mittlerweile zum Lebensmittelpunkt geworden. Da passe es gut dazu, dass auch das kulturelle Leben von internationalen Angeboten profitiert.

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Das zweite Konzert von Hyue-Sun Kim und Shihyun Lee in dieser Woche fand in der evangelischen Kirche St. Georg in Streitau/Gefrees statt. Organisiert wurde dieses vom Gesangsverein Streitau, welcher ebenfalls eine Partnerschaft mit Südkorea unterhält. Besonders war der gemeinsame Auftritt der koreanischen Künstlerinnen und der Sopranistin Claudia Konrad. Sie gaben das Stück Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen zum Besten. Zum Abschluss des Konzertes veranstaltete der Gesangsverein noch ein gemütliches Beisammensein mit selbstorganisiertem Buffet.

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